Gender-Talk

anschi

Mitglied
Wer sich wirklich schon einmal mit der „Gendersprache“ auseinandergesetzt haben sollte, stellte alsbald fest, dass der Umgang mit ihr ein recht komplizierter ist.

In den meisten Fällen ist ein „Binnen-I“ oder ein schlichtes Sternchen allein nicht zielführend, sondern es müssten z. B. Doppelnennungen erfolgen. So wären allein beim Fischerhandwerk folgende „offizielle“ Gender-Schreibweisen denkbar:

FischerIn; Fischer und Fischerin; Fischer*in; Fischer/in; Fischer/-in und Fischer_in.

Halleluja! Und dann die zusammengesetzten Hauptworte, die „Composita“, die unsere Sprache so liebt? Wie soll man das „Fischerstüberl“ gendergerecht schreiben? Etwa „Fischer*innenstüberl“? Oder „Fischer/-innenstüberl?“

Und wie macht man’s bei den staatlichen Titeln? „Frau Landwirtschaftsmisterin Michaela Kaniber“ hört sich noch einigermaßen schlüssig an. Aber bei der Anrede „Frau Doktorin Müller“ oder bei „Frau Professorin Huber“ lähmt sich die Zunge schon. Wie kürzt man das ab? Frau DrIn.? Frau ProfIn.?

Werfen wir doch einen Blick auf unsere Fische!

Den meisten Fischen sieht man von außen das Geschlecht gar nicht an. Offenbar gab es bis dato auch nichts, was bei der piscivoren Namensgebung eine wie auch immer geartete Geschlechterzuordnung eine Rolle gespielt hätte – es geht bunt durcheinander: Die Schleie, der Karpfen, der Saibling, die Bachforelle, der Huchen, die Seeforelle.

Aber nicht genug damit. Manche Arten scheinen sogar einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus aufzuweisen: Der Nerfling, aber die Orfe; der Blei, aber die Brachse; die Silberkarausche, aber der Giebel; die Renke, aber der Felchen, die Dorngrundel, aber der Steinbeißer, die Plötze, aber das Rotauge. Letzteres ist eine Besonderheit: Ein anteilig sächlicher Fisch! Wie das selten gewordene, einsame Moderlieschen.

Und dann noch die ganz kuriose Nummer: der Fauennerfling. Wo so ein weiblicher Fisch wohl seine amtliche Geschlechterrolle gefunden haben mag?

Ich stell mir eine Kultusminister/-innenkonferenz vor, die in diesem Fischgewimmel mit Sternchen, I-Buchstaben, Schräg- oder Bindestrichen verbindlich Ordnung schaffen wollte: Die Karpf*in? Der Schlei(er)? Der Forelle(r)? Die Steinbeißer/-in?

Offenbar verfügten die Fische beiderlei Geschlechts bisher schon so viel Selbstbewusstsein, dass sie keiner amtlichen Genderzuweisungen bedurften, um gegebenenfalls als etwas „Besonderes“ wahrgenommen zu werden. Wer’s kann, so heißt’s, der tut es. Wer’s nicht kann, der lässt oder verwaltet es.

Die Bayerische Staatsregierung kam gerade zum Einsehen und hat diesem Gender-Gestopsel zum 1. April dieses Jahres zumindest in den Schulen, Hochschulen und im behördlichen, offiziellen Sprachgebrauch einen Riegel vorgeschoben – amtlich ist das sprachverhunzende Gendern nicht mehr erlaubt; in Schluarbeiten wird es als unkorrekt rot angestrichen, aber nicht in die Benotung mit einbezogen.

Eigentlich kommt‘s doch von jeher auf den Inhalt des Päckchens an und nicht auf das Gebinde. Das wurde bei dem Gendergetrommel ein bisschen vergessen. Nichts gegen VerpackungskünstlerInnen – aber wenn die Lachsforelle im Räucherofen zu heiß geworden ist, schmeckt sie wie eine bittere, krümelig gewordene Katastrophe. Da nützt auch die fantasievollste Verpackung nichts …
 

Chevrôn

Mitglied
Liebe Anschi,
danke für deinen Text. Die Frage ist halt kann man arüber noch sachlich argumenteieren. Für mich ist Gendern, ein weiteres Element um die Gesellschaft im inneren, vom Kern her zu spalten. Es gibt ja auch selten mehr als zwei Meinungen darüber. Die einen halten es für überlebensnotwendig die anderen für das Gegenteil.
Aus meiner Sicht entspringt dies einem Männerhass den bestimmte sehr politisch links stehende Frauenen entwicklen,
wenn sie erkennen dass Männer und Frauen nicht gleich sind, jedoch das weibliche an sich völlig abstoßen. Und dies hat noch tiefere Wurzeln.

Die Debaten darüber nerven mich ziemlich, da von der einen Seite gesagt wird, das Frauen in unserer Gesellschaft nicht gesehen werden und überall luntererepräsentiert seinen, die anderen dass es die Sprache verhunzt.
Das Gegenargument der Ästhetik finde ich sehr schlecht, da wenn es den so wäre, das Frauen überall in userer Gesellschaft unterrepresentiert wären,
wäre es aus meiner Sicht doch wert zu Gendern.
Ich halte das Argument schon falsch. Richtig ist, dass man Frauen und Männern in der Gesellschaft in manchen Bereichen in einer andere Rolle sieht.
Das betrifft jedoch beide Geschlechter. In der feministischen sexistischen Sichtweise geht es eben nur darum, die Extreme zu beleuchten die negativ für Frauen sind, und überaus positiv für Männer. Dabei wird "immmer" generalisiert, Frauen sind am Herd gekettet bekomen keinen Gehalt und (alle) Männer haben alle die besten Positionen in der Wirtschaft.

Was ich wesentlich problematischer finde ich das Gendern die Gesellschaft im Inneren Spaltet.

Frauen verlieren Vertrauen zu Männern und visa versa. Das schlägt sich auch schon dadurch nieder das hierzulande die Reproduktonsrate unter 1.46 ging. Dabei ist zu beachten dass ein Anteil Männer immer von der Frauen aussortiert werden und keine Chance haben (z.T. auch keine Interesse, oder darin ein zu hohes existenzielles Risiko sehen).

Die Regelung in Bayern finde ich deshalb immer noch problematisch, weil dann dennoch immer Arzt, Ärztin, Bauer, Bäuerin, Lehrer, Lehrerin geschrieben wird.
Der Beruf sollte doch eben nicht geschlechtsspezifisch sein. Es prägt auch die Erfahrung. Ich hatte eher bessere weibliche Zahnärzte als männliche.
Bei Maurer denkt man tatsächlich nur an Männer weil man da keine Frauen sieht.
Das bei der Berufswahl tatsächlich von eine Endung des Wortes bzw. des Artikels, also dem generischen Geschlecht abhängt ist kompletter unfug.
Da müsste es z.B. in englischsprachigen Ländern eine andere Rollenverteilung geben.

Auch Soldatinen und Soldaten finde ich problematisch wenn 95% der Sodaten Männer sind und beide in gleicher Maßen betont werden, wer wird da marginalisiert? Eben die die in der Mehrzahl sind und nicht die Minderheit.
Gendern ist aus meiner Sicht ein Zeichen des inneren gesellschaftlichen Zerfalls der offenbar schon einige Jahrzehnte vor sich geht.
 

anschi

Mitglied
Hallo liebe Chevrôn,

auch in Bayern darf weiterhin jede(r) WichtigmacherIn gendern, bis die Balken splittern. Im amtlichen Schriftverkehr und in den staatlichen Ausbildungsstätten wurde dieser unvollziehbare Mist jedoch abgeschafft.

Es ging mir in meinem heiteren Aufsatz nicht um die berechtigte Gleichwertigkeit der Frau, sondern um den Blödsinn, der mit der "Vergenderung" unserer Sprache verbunden ist. Wie deppert sich die gestaltet, hab ich an ein paar ganz einfachen Beispielen aufgezeigt. Gottlob ist jetzt im währschaften Schriftverkehr Bayerns dafür gesorgt, dass Texte lesbar bleiben - auch alle namhaften Zeitungen und Buchverlage halten sich daran.

Nur die Arzrneimittelwerbung verspricht sich für ihre Abführ-, Schlaf- und Schmiermittel noch einen Vorteil, wenn sie beim Nebenwirkungshinweis-Geplapper dem "Arzt" geschwind eine "Ärztin" hinzufügt und aus dem bisherigen "Apotheker" eine "Apotheke" macht. Bestimmt geht's jetzt gleich aufwärts mit dem Deutschen Gesundheitssystem - ich hab meine Uhr schon gestellt!

anschi
 



 
Oben Unten