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Gerechtigkeit
September 2004
Ein verlotterter Penner
sitzt verdreckt und verschämt
in der Karstadt-Passage.
Er kostet 'uns alle'
vierhundert Euro im Monat ... viel Geld.
Warum soll einer, der nichts bringt,
denn eigentlich essen?
Es fehlt nur die Zündschnur,
dann wird es passieren,
dann werden die Bürger in heiligem Volkszorn
diesem Schmarotzer
die blau angelaufene
Säufervisage
polieren!
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Doch sieh dagegen
die hoch angesehenen Herren,
Nieten in Nadelstreifen,
Armani-veredelte Big Global-Players,
die mit betroffenen Mienen
und klugem Getue
weltweit Entscheidungen treffen,
auch sie zu nützlicher Leistung nicht fähig.
Nur im Jonglieren
mit Zahlen und Unbekannten
sind sie ganz groß,
Versager
aber ... auf höchstem Niveau.
Und
haben sie endlich genug
Pleiten und Pannen verursacht -
dann zahlt man ihnen
eine Millionen-Abfindung.
BELOHNUNG dafür,
dass sie in Zukunft
für die gefrustete Menschheit
kein Unheil mehr stiften?
Nach dem Rauswurf
sitzen die Herren
rasch in privaten Maschinen und reisen
sicher und wohlig,
vom Dienstvölkchen sorgsam umhegt,
zu ihren Villen
in Tessin und Toscana.
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Heute Nacht sah ich im Traum
eine Frau, die sehr bös war.
Ihr standen die Haare zu Berge,
sie hielt in der Hand eine Waage.
Und
man fing die verblüfften Konzern-Herrn,
- diesmal waren sie ohne Amigos und Lawyers -
man brachte sie zu ihr -
gefesselt.
War die wütende Dame,
die mit dem Wirrhaar - Justizia?
Nein! Justizia war sonstwo und schlief,
die hier war eine von
der ehrlichen Sorte -
ich kannte sie lange.
"Und wenn dann der Kopf fällt",
schrie die Seeräuber - Jenny,
"und wenn dann der Kopf fällt,
dann sage ich: „HOPPLA.“
Ich dachte noch: Seltsam
- warum lächelt die so?
Da rief ich ebenfalls: "Hoppla."
Wie kann man nur so etwas träumen
Ich bin doch sonst sehr
besonnen
und ...
zivilisiert.
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Copyright Irmgard Schöndorf Welch 29.09.2004
bearbeitet am 02.06.2005
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