Woschanova
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Hoch oben, im weichen Moos der Almwiese lagen wir und unsere Blicke wanderten südwärts. Sie streiften gerade noch die Dachschindeln des Hofes, der so weit fort schien und kaum noch erahnbar war. Der See, weiter entfernt unten im Tal, eingerahmt von Bergen die in Dunst gehüllt waren, spiegelte schimmernd glänzend in königlichem Blau den Himmel wieder.
Seit Stunden schaukelten unsere Seelen auf dem Wellenmeer unserer Träume und Wünsche. Wattebäuche von hellweißen Wolken erzählten uns die gleichen Geschichten, die langen ewig alten, von der Zuneigung, der Liebe und des Begehrens. Erzählten vom Sinn und Unsinn der Besitzgier, dem Mein und Dein und das Täuschung auch keine Lösung sei. Sprachen vom Reizen und Necken und malten uns eine Welt in den Äther, die so vergänglich ist wie ein Augenschlag.
Noch während des Aufstieges, von 1000 m Höhe an aufwärts, als Du vor mir gingst, wegen der Enge am Hang, auf schmalen Pfad, dein Duft die Luft durchwehte und gewissermaßen alles belanglos erschienen ließ, dass die Schönheit der Natur fast verblasste. Eine Augenweide, deinen Gang zu beobachten. Du kanntest den Weg, hattest ihn viele Male in all den Jahren beschritten, jeder Stein, jeder Fels, so mancher Baum und Strauch war dir vertraut von vielen Aufstiegen her. Du kanntest das Ziel, die Alm und geschmeidig schrittest Du voran. Deine Erzählungen über die vielen Aufstiege um Vorräte hochzubringen, die Tiere zu versorgen, nach dem Rechten schauen, Reparaturen durchzuführen, feiertags mit den Kindern rumzutollen, oder einfach nur um in Stille zu träumen, zu schreiben, sog ich in mir auf. Die Schönheit deiner Stimme, deine Bestimmtheit in manch erzählter Anekdote, dein Dialekt, der mich reizte, so vieles, was dich noch liebenswerter machte, mich begeisterte. Nur selten konnten wir uns die Hände reichen, ein Stadtbummel war es schließlich nicht. Die wenigen Male aber, wo die Möglichkeit bestand, suchend und schnell findend, wussten wir, wir waren im Recht.
Es war das Recht der Liebe, trotz partnerschaftlichen Gebundenheit, zweier, die sich suchten, in Übereinstimmung ihrer Gefühle und Träume. Schon seit längerer Zeit trat ein immer wiederkehrendes gegenseitiges Interesse ein. Der innere Blick wurde geschärft, Membranen der Skepsis durchlässiger und die Amplituden der Seelenströme steigerten sich derart, das Intimstes für beide mitteilbar wurde. Die Freuden, auch die Nöte schwangen von einem zum anderem, ohne die sonst lästig empfundene Selbstkontrolle und damit einhergehenden Vorsicht, sich nicht zuviel zu öffnen, mitzuteilen.
Die Wiese, erst kürzlich von dir gemäht, nun wieder mit kleinen Heublumen und Moos gezierte duftige Bettstatt unserer Liebe, lag oberhalb der Hütte, die schon viel, sehr viel gesehen und gehört hatte. Quasi, das verlässlich schweigende Geschichtsbuch vieler Generationen Verliebter in den Bergen. Waren wir überhaupt verliebt? Bestand die Zuneigung unserer Seelen aus Liebe, aus dem Versuch, den eigenen "Marktwert" zu finden oder nur aus sexueller Gier? Warum überhaupt waren wir hier? Das aber waren Gedanken, die erst viel später, ja Monate später auf uns einströmten. Im Bewusstsein größter Anziehung, stärker als jedes Magnetfeld, größter Gravitation zweier Herzen, umarmten wir uns küssend, mit Glückstränen in den Augen, schauten wir uns an, erkennend, dass wir endlich allein, fern aller Untiefen des Schicksals, wir Selbst sein durften. Aus dem Korb, den wir mit brachten, zauberten wir eine köstliche schmeckende Brotzeit hervor. Das Quellwasser aus dem nahen Brunnen, der dir als Kind riesig und unergründlich vorkam, erfrischte, schmeckte nach Fels, Eis und tiefen Geheimnissen. In den langen Wintern, so erzähltest du, als draußen der Schnee kniehoch lag, seiest Du als Kind mit Deinen Geschwistern, jauchzend, nach Stunden nass und durchgefroren, immer über diese Wiese heruntergerodelt, auf der wir nun lagen. Dass der Brunnen dann eingefroren sei und in Eiszapfen gehüllt, fast wie ein Gespenst aussah. Einmal auch sei eine Lawine mit Getöse herunter gekommen, die aber keine großen Schäden hinterließ. Nun aber nach Ewigkeiten des Wartens aufeinander, es war nicht einfach gewesen, uns zu treffen, lag eine Welt vor uns, die schöner nicht sein konnte. Ein Alpengras unsere Nacken kitzelte, die dicht nebeneinander ruhten. Sanft und leise, bedächtig ruhig, mit einem Glanz in den Augen der Diamanten ähnlich war, fuhrst du mit deiner Hand mir durchs Haar, sprachst von der Sehnsucht, all der Jahre, deiner Seelenverwandtschaft endlich zu begegnen und von dem Lösungssuchen, dass dir durch den Kopf ging. Musste unser Zusammentreffen ein Geheimnis bleiben?
Deine Ehe, eine nicht unglückliche, relativ gute Beziehung zu deinem Gatten über die Jahrzehnte, wollte ich, wolltest du, nicht gefährden. Immerhin wart ihr für Außenstehende ein fast ideales Paar. Welch ein Widerspruch in der Realität lag, wurde uns bewusst und dennoch lagen wir uns in den Armen und verlangten mehr voneinander, nahmen das Zittern unserer aufgewühlten Körper wahr. Das Spiel der Liebe, das Kumulieren der Gefühle, der Höhepunkt, war jedoch nicht der einzige Grund unseres Treffens. Wie aber konnten wir unsere Liebe leben, ohne andere zu verletzen, zu enttäuschen?
Gehört der Mensch, nur einem Einzigen, darf er ausschließlich nur diesem Menschen begehren und lieben, auch wenn das eigene Innere sich nach dem Anderen sehnt, sich quält und windet, sich teilen möchte, wie der Mond, die Sonne, sich einen Himmel teilen, war unser Tun verboten? Sollte diese Liebe zu den unglücklichen Lieben gehören, zu denen, die einen bis zum Tod verfolgen und erst auf dem Sterbebett sich erkennbar offenbaren, in dem du und ich einander riefen, die zitternde Hand ein letztes Mal zu halten?
Erst am späten Nachmittag, die Sonne warf schon lange Schatten, fiel uns auf, wie schnell die Zeit vergangen war. Eine Zeit voller Glück, Harmonie und auch Gefahr. Jetzt erst begaben wir uns zur Hütte, die Du aufschlosst und mir den Schlüssel der Hütte und Deines Herzens mit einem Kuss in die Hand drücktest. Du musstest pünktlich zurück sein, pünktlich zum Abendbrot für deine Familie. Der Abstieg zum Berghof musste schnell geschehen und so brachte ich dich eiligen Schrittes bis zur letzten Wegbiegung davor zurück. Ein letzter flüchtiger Kuss für heute und ein gegenseitiges Versprechen, aufeinander Acht zu geben, so entließen wir uns in die reale Welt. Die Nacht gehörte deinem Mann, mir scheinbar der Tag.
Zurückgekehrt zur Hütte, schnell atmend vom Aufstieg, es war schon dunkel geworden, der Mond zeigte sich hinter den Bergen aufgehend, liefen mir Tränen über das Gesicht. Gerührt von der ersten Begegnung mit dir fiel ich in einen tiefen, teils unruhigen Schlaf.
Seit Stunden schaukelten unsere Seelen auf dem Wellenmeer unserer Träume und Wünsche. Wattebäuche von hellweißen Wolken erzählten uns die gleichen Geschichten, die langen ewig alten, von der Zuneigung, der Liebe und des Begehrens. Erzählten vom Sinn und Unsinn der Besitzgier, dem Mein und Dein und das Täuschung auch keine Lösung sei. Sprachen vom Reizen und Necken und malten uns eine Welt in den Äther, die so vergänglich ist wie ein Augenschlag.
Noch während des Aufstieges, von 1000 m Höhe an aufwärts, als Du vor mir gingst, wegen der Enge am Hang, auf schmalen Pfad, dein Duft die Luft durchwehte und gewissermaßen alles belanglos erschienen ließ, dass die Schönheit der Natur fast verblasste. Eine Augenweide, deinen Gang zu beobachten. Du kanntest den Weg, hattest ihn viele Male in all den Jahren beschritten, jeder Stein, jeder Fels, so mancher Baum und Strauch war dir vertraut von vielen Aufstiegen her. Du kanntest das Ziel, die Alm und geschmeidig schrittest Du voran. Deine Erzählungen über die vielen Aufstiege um Vorräte hochzubringen, die Tiere zu versorgen, nach dem Rechten schauen, Reparaturen durchzuführen, feiertags mit den Kindern rumzutollen, oder einfach nur um in Stille zu träumen, zu schreiben, sog ich in mir auf. Die Schönheit deiner Stimme, deine Bestimmtheit in manch erzählter Anekdote, dein Dialekt, der mich reizte, so vieles, was dich noch liebenswerter machte, mich begeisterte. Nur selten konnten wir uns die Hände reichen, ein Stadtbummel war es schließlich nicht. Die wenigen Male aber, wo die Möglichkeit bestand, suchend und schnell findend, wussten wir, wir waren im Recht.
Es war das Recht der Liebe, trotz partnerschaftlichen Gebundenheit, zweier, die sich suchten, in Übereinstimmung ihrer Gefühle und Träume. Schon seit längerer Zeit trat ein immer wiederkehrendes gegenseitiges Interesse ein. Der innere Blick wurde geschärft, Membranen der Skepsis durchlässiger und die Amplituden der Seelenströme steigerten sich derart, das Intimstes für beide mitteilbar wurde. Die Freuden, auch die Nöte schwangen von einem zum anderem, ohne die sonst lästig empfundene Selbstkontrolle und damit einhergehenden Vorsicht, sich nicht zuviel zu öffnen, mitzuteilen.
Die Wiese, erst kürzlich von dir gemäht, nun wieder mit kleinen Heublumen und Moos gezierte duftige Bettstatt unserer Liebe, lag oberhalb der Hütte, die schon viel, sehr viel gesehen und gehört hatte. Quasi, das verlässlich schweigende Geschichtsbuch vieler Generationen Verliebter in den Bergen. Waren wir überhaupt verliebt? Bestand die Zuneigung unserer Seelen aus Liebe, aus dem Versuch, den eigenen "Marktwert" zu finden oder nur aus sexueller Gier? Warum überhaupt waren wir hier? Das aber waren Gedanken, die erst viel später, ja Monate später auf uns einströmten. Im Bewusstsein größter Anziehung, stärker als jedes Magnetfeld, größter Gravitation zweier Herzen, umarmten wir uns küssend, mit Glückstränen in den Augen, schauten wir uns an, erkennend, dass wir endlich allein, fern aller Untiefen des Schicksals, wir Selbst sein durften. Aus dem Korb, den wir mit brachten, zauberten wir eine köstliche schmeckende Brotzeit hervor. Das Quellwasser aus dem nahen Brunnen, der dir als Kind riesig und unergründlich vorkam, erfrischte, schmeckte nach Fels, Eis und tiefen Geheimnissen. In den langen Wintern, so erzähltest du, als draußen der Schnee kniehoch lag, seiest Du als Kind mit Deinen Geschwistern, jauchzend, nach Stunden nass und durchgefroren, immer über diese Wiese heruntergerodelt, auf der wir nun lagen. Dass der Brunnen dann eingefroren sei und in Eiszapfen gehüllt, fast wie ein Gespenst aussah. Einmal auch sei eine Lawine mit Getöse herunter gekommen, die aber keine großen Schäden hinterließ. Nun aber nach Ewigkeiten des Wartens aufeinander, es war nicht einfach gewesen, uns zu treffen, lag eine Welt vor uns, die schöner nicht sein konnte. Ein Alpengras unsere Nacken kitzelte, die dicht nebeneinander ruhten. Sanft und leise, bedächtig ruhig, mit einem Glanz in den Augen der Diamanten ähnlich war, fuhrst du mit deiner Hand mir durchs Haar, sprachst von der Sehnsucht, all der Jahre, deiner Seelenverwandtschaft endlich zu begegnen und von dem Lösungssuchen, dass dir durch den Kopf ging. Musste unser Zusammentreffen ein Geheimnis bleiben?
Deine Ehe, eine nicht unglückliche, relativ gute Beziehung zu deinem Gatten über die Jahrzehnte, wollte ich, wolltest du, nicht gefährden. Immerhin wart ihr für Außenstehende ein fast ideales Paar. Welch ein Widerspruch in der Realität lag, wurde uns bewusst und dennoch lagen wir uns in den Armen und verlangten mehr voneinander, nahmen das Zittern unserer aufgewühlten Körper wahr. Das Spiel der Liebe, das Kumulieren der Gefühle, der Höhepunkt, war jedoch nicht der einzige Grund unseres Treffens. Wie aber konnten wir unsere Liebe leben, ohne andere zu verletzen, zu enttäuschen?
Gehört der Mensch, nur einem Einzigen, darf er ausschließlich nur diesem Menschen begehren und lieben, auch wenn das eigene Innere sich nach dem Anderen sehnt, sich quält und windet, sich teilen möchte, wie der Mond, die Sonne, sich einen Himmel teilen, war unser Tun verboten? Sollte diese Liebe zu den unglücklichen Lieben gehören, zu denen, die einen bis zum Tod verfolgen und erst auf dem Sterbebett sich erkennbar offenbaren, in dem du und ich einander riefen, die zitternde Hand ein letztes Mal zu halten?
Erst am späten Nachmittag, die Sonne warf schon lange Schatten, fiel uns auf, wie schnell die Zeit vergangen war. Eine Zeit voller Glück, Harmonie und auch Gefahr. Jetzt erst begaben wir uns zur Hütte, die Du aufschlosst und mir den Schlüssel der Hütte und Deines Herzens mit einem Kuss in die Hand drücktest. Du musstest pünktlich zurück sein, pünktlich zum Abendbrot für deine Familie. Der Abstieg zum Berghof musste schnell geschehen und so brachte ich dich eiligen Schrittes bis zur letzten Wegbiegung davor zurück. Ein letzter flüchtiger Kuss für heute und ein gegenseitiges Versprechen, aufeinander Acht zu geben, so entließen wir uns in die reale Welt. Die Nacht gehörte deinem Mann, mir scheinbar der Tag.
Zurückgekehrt zur Hütte, schnell atmend vom Aufstieg, es war schon dunkel geworden, der Mond zeigte sich hinter den Bergen aufgehend, liefen mir Tränen über das Gesicht. Gerührt von der ersten Begegnung mit dir fiel ich in einen tiefen, teils unruhigen Schlaf.