Ich merke, wenn ein Gedicht in wenigen Sekunden in einem Guss runter geschrieben ist, dann ist eine nachträgliche Änderung kaum möglich, das heißt, die Grammatik darf und ist, was sie ist. Ohne richtig/falsch. Grüße und herzlichen Dank!
Hey Rachel,
das ist wahr - das nachträgliche Rumgewurschtel am eigenen Text ist eine schwierige Übung und führt auch häufig zu Verschlimmbesserungen. Trotzdem finde ich, dass es sich gerade auch dann lohnt, wenn man anschließend wieder zum Ausgangstext zurückkehrt.
Und hier auf der Lupe ist natürlich der Vorteil, dass es immer hemmungslose Rezipienten gibt, die sich ohne Berührungsängste über einen Text hermachen und wild daran herumwerkeln. Im Sinne einer zusätzlichen Reflexionsebene halte ich das auch tatsächlich für hilfreich (wie gesagt: man kann als Autor*in ja immer - ggf. sogar mit noch mehr Überzeugung zum Ausgangstext zurückkehren - und falls man doch irgendeinen Vorschlag als brauchbar für sich entdeckt, schadets auch nix, also eine win-win-Situation).
Mit dieser Selbstvergewisserung also nun mein Versuch mit Deinem schönen Gletschertext:
Ich würde ggf. ein paar inhaltliche Doppelungen noch rauskürzen: rein und unberührt scheint mir z. B. ein bisschen redundant, dito das auftauen und sich zurückziehen, das dann auch durch die Wendung warm geworden am Schluss nochmals aufgegriffen wird.
So ergibt sich zunächst:
gletscher
er war unberührt
als er schwieg
der vollständige
als sich zurückzog
und nichts sagte
aber er sprach
wie ein wasserfall
Von dieser einfach nur gekürzten Fassung ausgehend, gäbe es dann viele Möglichkeiten wieder ein bisschen zu erweitern oder gar noch stärker zu komprimieren, so dass dann eher karge oder wortspielerische oder empathische Varianten herauskommen. Ich hab auch grad einen auf der gekürzten Fassung aufbauenden Vorschlag hingeschrieben, aber dann gemerkt, dass der eher eine Okkupation Deines Gedichts wäre, also: schnell wieder weg damit.
LG!
S.