Goethes Neffe

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viktor

Mitglied
Goethes Neffe

Wolfgangs Neffe Gunther Goethe
starrte in die Morgenröte,
so, wie er dies häufig machte,
wenn er tief und innig dachte.

Gunther war ein großer Seher,
abgrundtiefer Weltversteher,
Denker ohne Fehl und Tadel,
Philosoph von höchstem Adel!

Gunther stieß an Horizonte,
die nur er erblicken konnte.
Doch - Prophet im eignen Lande -
ihm blieb nur der Spott, oh Schande!

"Denkt wohl, weil er Goethe heißet,
dass er goldne Eier scheißet!"
Die genetische Verastung
war für Gunther nur Belastung!

Denn er war zu spät geboren -
hoffnungslos verkannt, verloren.
Als er nicht mehr weiter wusste,
kam es, wie es kommen musste:

Gunther G. begann zu pöbeln,
warf mit Eiern, Brot und Möbeln,
dass man ihn, der Ärger machte,
prompt ins Irrenhaus verbrachte.

In des Hauses dunklen Kammern
half kein Flehen und kein Jammern.
"Größenwahn gleicht einer Droge,"
sprach der Anstaltspsychologe,

"dieser Wahn lässt sich kaum dämpfen,
keinesfalls final bekämpfen!
Sperrt ihn allzeit hinter Mauer,
dort mag er getrost versauern!"

(Jener Arzt war - welch ein Hohn -
Friedrich Schillers Friedelsohn...)
 

viktor

Mitglied
Goethes Neffe

Wolfgangs Neffe Gunther Goethe
starrte in die Morgenröte,
so, wie er dies häufig machte,
wenn er tief und innig dachte.

Gunther war ein großer Seher,
abgrundtiefer Weltversteher,
Denker ohne Fehl und Tadel,
Philosoph von höchstem Adel!

Gunther stieß an Horizonte,
die nur er erblicken konnte.
Doch - Prophet im eignen Lande -
ihm blieb nur der Spott, oh Schande!

"Denkt wohl, weil er Goethe heißet,
dass er goldne Eier scheißet!"
Die genetische Verastung
war für Gunther nur Belastung!

Denn er war zu spät geboren -
hoffnungslos verkannt, verloren.
Als er nicht mehr weiter wusste,
kam es, wie es kommen musste:

Gunther G. begann zu pöbeln,
warf mit Eiern, Brot und Möbeln,
dass man ihn, der Ärger machte,
prompt ins Irrenhaus verbrachte.

In des Hauses dunklen Kammern
half kein Flehen und kein Jammern.
"Größenwahn gleicht einer Droge,"
sprach der Anstaltspsychologe,

"dieser Wahn lässt sich kaum dämpfen,
keinesfalls final bekämpfen!
Sperrt ihn allzeit hinter Mauern,
dort mag er getrost versauern!"

(Jener Arzt war - welch ein Hohn -
Friedrich Schillers Friedelsohn...)
 

Walther

Mitglied
so,

lb. viktor,

liebe ich das. da kommt einer, ganz ohne pfauenhaftes spreizen, und dichtet einen klassiker in grund und boden. da muß er hin, denn da liegt er ja schon.

es ist erheiternd, wenn man die ganze, gänzlich falsch verstandene, bildungsbürgerlichkeit durch den kakao zieht. bildung ist etwas, das man sich aneignen sollte, nicht um sie zu besitzen, um damit herumzuprachtieren, man sollte sie verinnerlichen und verarbeiten, um neues daraus zu schaffen.

das aufzuzeigen, ist dir fulminant gelungen. war auch an der zeit, ich habe zuviel vom anderen hier gelesen kürzlich. mich schauerte und dauerte. und das hat jetzt eine dringend erforderliche unterbrechung in form eines erlösenden gelächters erhalten, für die ich dir zutiefst verpflichtet bin!

lg w.
 
Hallo Viktor,
Walther hat schon einen passenden Kommentar zu deinem Gedicht geschrieben.
Ich sage nur: T o l l.

Viele Grüße
Marie-Luise

Ps. Ich würde dir ebenfalls eine 9 geben, wenn mein Korrekturwert nicht so hoch wäre.
 

mara

Mitglied
Ich hab nicht die geringste Ahnung, ob es diese Verwandtschaft wirklich existiert hat, aber das Gedicht ist sehr amüsant. :D

@Walther - auf wen bzw. welche Gedichte spielst du denn da an?

Lieber Gruß

mara
 

viktor

Mitglied
merci, ihr drei,
das gedicht, lieber walter, hat für mich einen sehr ernsten hintergrund: es mag selten sein wie sechs richtige im lotto, aber ICH bin selber der neffe eines dichters, der es immerhin zum nobelpreis in literatur gebracht hat.
das mag schmeichelhaft sein, aber es wird meistens zur katastrophe, wenn neffe oder nichten versuchen, eigenständig künstlerisch tätig zu sein - man wird tendenziell eher ausgelacht bzw. überkritisch betrachtet.
lirber gruß
viktor
 

HerbertH

Mitglied
so so et liecht an den jenen!

:)

preiset die die dieses dichten
denn das rohr tropft danach nie
und die ollen voll jedichten
heben auch am baum de knie ....

immer noch schmunzelnd
 

viktor

Mitglied
danke, kageb, freut mich, dich zum schmunzeln gebracht zu haben...
warte, herbert, ich werde die familie weiter beobachten.
lieber gruß
viktor
 

anbas

Mitglied
Dies Gedicht ist ein Gedicht :D.

Dank an JoteS, der an anderer Stelle auf diese Zeilen hingewiesen hat.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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