gott/vater

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Duisburger

Mitglied
Hallo Samuel,

die Aussage ist klar ersichtlich: Es gibt keinen Gott!

Allerdings gibt es nichts in deinem Werk, was diese Aussage für den Leser nachvollziehbar macht. Deine Umsetzung der Thematik ist bezuglich der Wortwahl eher verwirrend, da Widerprüchliches den Leser verwirrt zurücklässt.

[red]war kein weg da[/red]
ging daneben darauf [blue](...worauf bitte?. Siehe erste Zeile)[/blue]
sagte: vater

[red]wie der gekreuzigte christus im jenseits[/red] [blue](...was soll dieser Satz beweisen/aussagen. Er scheint mir vollkommen überflüssig)[/blue]

war dann kein gott da
kein vater

[red]wie zuvor schon[/red] [blue](...und das war wann, wo? Hier steht eine einsame Behauptung ohne jeglichen Bezug)[/blue]
Dein Werk hinterlässt zu viele unbeantwortete Fragen und wird nur eingefleischte Atheisten überzeugen. Da passt meine Signatur ganz wunderbar.

lg

Uwe
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hallo samuel und herzlich willkommen in der leselupe. mann da hast du uns ja ein schönes erstlingswerk hingelegt. :)
also ich widerspreche jetzt einfach mal meinem moderationskollegen und lobe diesen text hier ausdrücklich... was jetzt nicht heißen soll, dass ich nichts zu kritisieren hätte ;-), aber es macht einfach spaß, mit diesem text zu arbeiten, ihn sich mehrfach durchzulesen, zu schauen, wie man ihn als leser "greifbar" machen kann.
ich glaube auch nicht, dass die kernaussage wirklich auf "es gibt keinen gott" hinausläuft, aber genau DAS macht de text ja so charmant. er ist ein spielfeld für den leser (so lese ich da zum beispiel auch eine direkte (und kaputte) verbindung zum biologischen vater heraus...
die gefahr bei diesem text ist sicherlich die kürze und dichte... du läufst gefahr (wie ja auch schon passiert) bei vielen lesern nichts als unverständnis zu erzielen. vielleicht arbeitest du ihn (aber nur unwesentlich, weil sonst geht auch ne menge verloren) etwas kokreter aus.
ich halte den satz "wie der gekreuzigte jesus im jenseits" sogar für das stärkste bild in diesem text...vielleicht würde ich das jenseits sogar noch weglassen, denn das wird durch das "gekreuzigt" schon vorweggenommen...
vielen lieben dank für diesen text, den ich für wirklich gelungen halte...
gruß mirko
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, Samuel

Da will ich doch auch nicht schweigen.

[strike]*rummäkelrummäkelrummäkel*[/strike]

Tatsächlich hilft mir bei deinem Gedicht das Mehrfachlesen. Ich frage mich ein bisschen, warum ich so konsequent in der zweiten Zeile statt "darauf" immer wieder "drauf" lese. Und die ersten drei Zeilen würden mir schon als rundes, schlüssiges Gedicht reichen.

Eine Frage habe ich doch: Ist das "dann" in der fünften Zeile wirklich notwendig für dich? Der zeitliche Bezug stellt sich in der Schlusszeile in meinen Augen auch so ein.

Ich glaube nicht, dass für mich die Kernaussage "Es gibt keinen Gott" ist. Ich denke da kürzer, und spüre eine Leere: Gott ist für den gekreuzigten Jesus nicht greifbar. Wie es sich mit der Präsenz in der ersten Strophe verhält, bleibt für mich auf reizvolle Art offen.

Schöne Grüße von blaustrumpf
 
P

Papyrus

Gast
.........................

Ein schönes Rätsel finde ich...


@Mirko:


"eigentlich" gibt es im Jenseits keinen 'gekreuzigten' Jesus,
den gab es nur hier auf der Erde


ich sehe einen ansatz das gedicht zu verstehen so:


Es gibt keinen Weg, das Ich des Textes ist also gefangen oder ist zwischen Leben und Tod.
Auf einer Zwischenebene.

Das Ich beobachtet also oder geht mit, den Weg eines Lebenden (die Entwicklung des Menschen, den Prozess)
von seiner Ebene aus.

Vielleicht war das Ich gefangen. Als es 'vater' sagt,
wird es befreit, vater erscheint,
das Ich ist aus diesem Zustand erlöst

so wie Jesus nach seinem Tod von vater empfangen wurde



dann war kein gott/vater da,
geht also alles wieder von vorne los?!
der glaube entsteht im Menschen (Ich)
es entdeckt, spürt, vertraut 'vater'/Gott

das Ich wird wieder in die menschliche existenz geworfen,
eine existenz ohne liebe und vertrauen,
wird dann erlöst


schön
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
hallo payrus... stimmt, da hab ich mich etwas unglücklich ausgedrückt...
aber was sagt denn eigentlich der autor jetzt zu all den kommentaren??
gruß mirko
 
S

samuel

Gast
danke an alle kommentatoren; vor allem an die, von denen ich mich auch ein wenig verstanden fühle!
ja, es geht nicht einfach um atheismus, es geht um vater und um gott; insofern wäre eine reduktion auf die ersten drei zeilen - obwohl das auch ein in sich geschlossener text wäre - auch eine inhaltliche reduktion.
die lesart "drauf" statt "darauf" in der zweiten zeile würde dem sinn des textes auch gut entsprechen.
ach, die unendlichen mühen, die man auf sich nehmen muss, um einen weg zu gehen, der gar nicht vorhanden ist (oder scheint?)!!
und dann stellen motiv und ziel des leidens sich als irrtum heraus - oder nicht?
der text nimmt auch bezug auf einen längst vorhandenen: jean paul, rede des toten christus vom weltengebäude herab, dass kein gott sei. (es lohnt, ihn zu lesen.)
noch ein wort zur signatur duisburgers: das kann er doch nicht ernst meinen!!!!! damit wäre ein großteil bedeutender, aussagekräftiger lyrik des 20. jahrhunderts zum beispiel ausgeschlossen! (man denke u.a. an die lyrik paul celans!)
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Samuel,

noch ein wort zur signatur duisburgers: das kann er doch nicht ernst meinen!!!!! damit wäre ein großteil bedeutender, aussagekräftiger lyrik des 20. jahrhunderts zum beispiel ausgeschlossen! (man denke u.a. an die lyrik paul celans!)
Du kannst mich ruhig direkt ansprechen, ich bin nicht fiktiv. Und sicherlich meine ich meine Signatur ernst.
Du schreibt doch selbst "aussagekräftige Literatur". Das impliziert doch auch das Verstehen des Textes. Warum die Lyrik Paul Celans unverständlich sein muss, verstehe ich nicht. Ausserdem behauptet kein Mensch, dass man ein Werk auf Anhieb verstehen muss. Es kann mitunter ein mehrfaches Lesen und/oder eine Auseinandersetzung mit dem Autor nötig sein, um ein Werk zu verstehen.

Meine Meinung, die ich nicht für Allgemeingültig halte und nur meine persönliche Einstellung widerspiegelt, ist folgende:

Ein Werk muss (irgendwann) dem Leser im Grundsatz so verständlich sein, so dass er event. seine eigene Interpretation entwickeln kann. Dass schliesst auch nicht aus, das für zwei Leute die Aussage jeweils eine andere ist, da viele grosse Autoren ihre Werke dahingehend schreiben, dass der Leser seine eigene Interpretation entwickeln muss, um die Intention des Autors zu verstehen bzw. zu erkennen. Geht die sog. künstlerische Freiheit allerdings so weit, dass letztlich nur noch der Autor selbst sein Werk versteht, so hat er nach meinem Dafürhalten sein Ziel verfehlt:
Dem Leser etwas (von sich) zu vermitteln.
Leider wird diese künstlerische Freiheit allzuoft dafür missbraucht, um offensichtlich misslungene Werke (...deines ist nicht gemeint !!) nach negativen Kritiken doch noch zu rechtfertigen. Da werden dann selbst Rechtschreibfehler und orthografische Todsünden zum eigenen, ganz besonderen künstlerischen Stilmittel deklariert und die künstlerische Freiheit wird zur Lachnummer.

Noch einmal zu deinem Werk und deinen Kommentar. Du sagst, es geht um Gott UND Vater. Sind das für dich in deinem Werk dann zwei Personen? Wenn ja, warum?
Ansonsten verstehe ich nun dein Anliegen, wobei ich die Umsetzung immer noch nicht sonderlich gelungen finde, da sie mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Doch da mag ein anderer einen schnelleren Zugang finden, ich vermag das leider nicht.

lg

Uwe
 



 
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