Lieber Kai,
tatsächlich kann niemand sagen, ob außer ihm selbst und gerade im Moment irgendetwas anderes existiert.
Lem hat das sehr gut in seiner Phantomologie als Nebeneffekt bewiesen.
Aber der Beweis ist im mathematischen Sinne auch nicht notwendig.
Wir sind ist etwas anderes, als ich bin.
Ich denke, also bin ich, dieser Satz ist nur für sich selbst als Beweis möglich und nur innerhalb seiner Zeit.
Ist diese Zeit nun etwas, wie die Rillen einer Schallplatte?
Der Kosmos eine Art Schallplattenspieler, der diese abspielt? Das Leben der Moment, in dem der Tonabnehmer über die Rille kratzt?
Das Leben also gleichartig, aber beliebig oft wiederholt, sofern die Platte nicht zwischendrin Kratzer bekommt oder zermahlen wird?
Ich glaube an den Zufall, auch wenn das nur ein anderer Glauben ist.
Die Vergangenheit erscheint verschiedenen Personen unterschiedlich. Ich nehem hier mal an, dass es mindestens zwei Personen tatsächlich gibt, die sich in einem Raum befinden, und über die DDR diskutieren.
Die eine sagt: Gorbatschow hat uns die Wiedervereinigung ermöglicht, er hat Schluß gemacht mit der Konfrontation, er ist ein Held. Der andere sagt: Gorbatschow hat die DDR an den Westen verkauft. Völlig entgegengesetzte Ansichten.
Je weiter die Vergangenheit nach hinten rutscht, umso mehr wird die DDR "glaubalisiert", sie erscheint den einen als Hölle, den anderen als Paradies. Aber die meisten Berichte haben mit der DDR nicht viel zu tun.
Ich war gläubiger Roter. Das wußten die anderen, sie verschwiegen mir daher viel von dem, was sie mir jetzt sagen, denn sie waren vorsichtig.
Das heißt, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart wird unterschiedlich wahrgenommen.
In welcher Weise? Ob als Phantom? Hier hilft wohl nur Ockham, um das zu entscheiden, wenn ich seine Methode anwende, von zwei Theorien oder Anschaungen die einfachere zu wählen, dann wähle ich die, dass das Brot real ist, das ich esse.
Was für ein Unterschied folgt daraus? gar keiner.
Wenn Gott nicht würfelt, dann schreibe ich das hier genau weil er nicht würfelt, und Du wirst mir antworten, genau weil er nicht würfelt.
Wenn er aber würfelt, dann hast Du noch einen gewissen Handlungsspielraum.
Es gibt aber keinerlei Antwort, was das ist, das ganz kleine oder sehr große.
Was wir sehen, ist aus lauter Unsichtbarem zusammengesetzt, oder es bildet Unsichtbares.
Die verschiedenen Religionen beschäftigen sich durchaus mit Ähnlichem. Warum sind sie verschieden? Einmal nehmen sie Unterschiedliches als wichtig an. Zum anderen aber ist der Inhalt des Unermeßlichen nicht meßbar, des Unerfasslichen nicht fassbar, aber die Religionen geben ihm ein Kleid, so dass man das Unermessliche messen, das Unsichtbare sehen und das Unhörbare hören kann.
Der Buddhismus, Zen, nähert sich der Wahrheit von einer anderen Seite als das Christentum oder der Marxismus. (Der Marxismus ist in der christlichen Tradition tief verwurzelt. Es gab in einer späten Phase sogar die zehn Gebote für Jungpioniere.)
Vielen Dank für die Literaturhinweise, ich kenne sie noch nicht, diese Bücher.
Was die Erinnerung von mir und meiner Frau betrifft, wie wir uns kennengelernt haben, so ist sie sicher unterschiedlich. Fest steht, es war im Jugendklub für Kunst und Literatur.
Viele Grüße von Bernd