HAMAS (gelöscht)

D

dubidu

Gast
Hallo Thomas,

...ich denke- auch ein Außenstehender darf und sollte sich Gedanken über diese Welt-hier speziell um den Nahen Osten- machen
Absolut richtig! Und nach den Kriterien Betroffenheit und räumlicher Abstand sollte man den Wert der Gedanken auch beurteilen.


Liebe Hanna,
du hast deine Worte zwar gut gewählt, allerdings scheinen sie sich (aus meiner Sicht) auf einen völlig anderen Text zu beziehen. Für mich versteckt sich hinter Inus Worten eine unverhohlene Sympathie für eine (Noch)-Terrorgruppe.

Viele Grüße
gez. das dubidu
 
H

HFleiss

Gast
Hamas

Liebes dubidu,

ich glaube, das ist der Knackpunkt, weshalb viele mit Inus Gedicht nicht klarkommen und mancher sich hinter der Lyrik verschanzt: Sie verurteilt Hamas nicht, sondern versucht wie der Rufer in der Wüste beide Seiten zur Vernunft zu ermahnen, an der es ja ganz offensichtlich in der Region mangelt, übrigens nicht nur auf einer Seite. Hier sprechen Waffen, hier klagen Tote an. Und wenn Waffen sprechen, schweigt die Vernunft, auch kein Geheimnis. Wobei Inu es, wie ich finde, vermeidet, wie ein Richter aufzutreten, sie richtet nicht. Ein Machtloser zwischen zwei Stühlen kann auf den Hintern fallen, so ist das nun mal, das ist das Los der Vernunft. Wir alle sehen mit Schmerzen diesen blutigen Konflikt, denke ich, und diese Schmerzen lese ich aus Inus Gedicht heraus. Ich glaube sogar, es ist eine der schmerzvollsten Äußerungen zu diesem Thema in diesen Tagen und wesentlich gescheiter als alles, was von unseren großen Politikern kommt.

Hanna
 
D

dubidu

Gast
Liebe Hanna,

auch ich verurteile die HAMAS nicht, sondern verweise auf ihre Taten: die Opfer der Sprengstoffanschläge, insbesondere die vielen ermordeten Frauen und Kinder, vergesse ich eben nicht. Und das ist der Unterschied zwischen Sozialapostelromantik für die ach so geschundeten Hamasianer und einer Einschätzung, die der Realität etwas näher kommt. Wobei wir die Frage, ob es eine objektive Realität gibt oder nicht, zunächst einmal vernachlässigen sollten.
Gruß
gez. das dubidu
 
H

HFleiss

Gast
Hamas

Ach, dubidu, das hat doch auch niemand bestritten. Klar, die Selbstmordanschläge mit inzwischen Hunderten unbeteiligten Toten - wem gefällt das? Und wem gefallen die unbeteiligten toten Palästinenserkinder, oder die gezielten Tötungen? Welch eine Menschenverachtung. Aber es muss doch Leute geben, denen genau dies gefällt, sonst würde es nicht geschehen. Getötet wird von beiden Seiten: Tötest du meine Israeli, töte ich deine Palästinenser - so läuft das doch, einzige Logik, die noch eingesetzt wird: Aug um Aug und Zahn um Zahn. Das ist ein biblisches Wort, und die Bibel zeigt auf, welche Folgen es hat. Es ist eine Logik des Tötens.
Das Einzige, das eine Zukunft für beide verspricht, sind Verhandlungen, und das auf der Basis der Gleichrangigkeit. Und da, glaube ich, wirst du mir zustimmen und damit auch Inus Gedicht, denn es ist auch ein einziger Schrei nach menschlicher Vernunft. Lassen wir mal die Finessen der Politiker aus dem Spiel, hier geht es um ein Gedicht. Und es ruft eben genau dazu auf: Sprecht miteinander. Das ist der Gedanke, der hinter diesem Gedicht steht. Oder siehst du das anders?

Hanna
 
D

dubidu

Gast
Liebe Hanna,

gerade die Polarisierung Israel/HAMAS wollte ich vermeiden, denn so können wir nicht argumentieren. Schließlich können wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Und das tun wir, wenn wir den einzigen demokratischen Staat der Region mit einer Terrororganisation vergleichen. Auch Inu hat HAMAS als Terrororganisation tituliert, was zweifelsfrei richtig ist.
Also: das ist nicht das Thema.

Nochmals: mir geht es hier nicht um das ungelöste Konfliktpotential der Region, sondern ich habe hinter den Zeilen eine unverhohlen versteckte Hommage an die HAMAS verstanden. Das kam bei mir an und nichts anderes. Natürlich kann ein Schreiberling eine Terrororganisation glorifizieren, das wurde und wird rund um den Globus tagein tagaus gemacht. Aber als Bewohner eines demokratischen Staates kann ich auch äußern, was ich davon halte.

Schönen Abend
Gruß
das dubidu
 
H

HFleiss

Gast
Hamas

Dubidu, man kann aus einem Text alles herauslesen, wenn man es will, dein grangenaues Hinsehen und deine Parteinahme in allen Ehren. Das aber ist der Vorzug dieses Textes, dass er genau das nicht ist, er ergreift nicht einseitig Partei (ist es das, was dich stört?), er wendet sich an beide Seiten. Er wendet dichterische Mittel an. Und er wirkt, zumindest auf dich. Dieses Gedicht ist Literatur, nicht mehr und nicht weniger. Und dabei wollen wir auch bleiben, Dubidu. Reden wir also über Literatur.

Hanna
 
D

dubidu

Gast
Liebe Hanna,

...ich habe das Gefühl, zwischen uns steht eine Wand mit einem Loch und in unserer gegenseitigen Kommunikation sehen wir nur die Interferenzstreifen, die sich auf unseren Augen abbilden. Mit anderen Worten: wir schreiben aneinander vorbei.

...und deine Parteinahme in allen Ehren
Für wen ergreife ich Partei, wenn ich schreibe, dass sich im Text die Glorifizierung einer Terrorgruppe verbirgt?
Ist das eine Parteinahme? Nein, es ist eine Wertung!

Das aber ist der Vorzug dieses Textes, dass er genau das nicht ist, er ergreift nicht einseitig Partei
Doch, meines Erachtens glorifiziert er eine Terrorgruppe, was einer Parteinahme entspricht! Dass auch die Opfer der Terrororganisation in diesem "Werk" zu Wort kommen, bedeutet noch lange nicht, dass "beide Seiten" (was an sich schon eine falsche Aussage ist) "objektiv" beschrieben werden.

Reden wir also über Literatur.
Wir können hier nicht darüber reden, doch wir schreiben schon die ganze Zeit darüber. Und zwar über Inhalt und Aussage eines Textes, den wir unterschiedlich verstehen und interpretieren.

Gruß
gez. das dubidu
 
H

HFleiss

Gast
Hamas

Ja, so ist das mit dem unterschiedlichen Verstehen. Nein, nein, wir reden überhaupt nicht aneinander vorbei. Und von "Werten" kann auch keine Rede sein. Indem du von "Glorifizierung" redest, wertest du eben nicht nur, sondern beziehst eben einen Standpunkt.

Wir haben schon über das Thema geredet, was sonst. Aber wir haben eben unterschiedliche Standpunkte. Siehst du eine Möglichkeit, mich von deinem Standpunkt zu überzeugen? Ich sehe jedenfalls keine, dich von meinem zu überzeugen. Deshalb glaube ich, wir haben genug Meinung ausgetauscht, das Gedicht existiert, und nun sollten wir es beide noch einmal lesen. Weil es so gut ist.

Hanna
 



 
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