Heidemond

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pablo

Mitglied
Hallo Waldemar,

ich fühle mich geehrt, freue mich und weiß es wohl zu würdigen, dass du dir mit meinem Gedicht so viel Mühe machst und deine Zeit investierst.

Schmunzeln musste ich allerdings, als du mir in deinem Kommentar empfahlst, nicht bereits in der ersten Strophe "die Gespenster" anzuführen, mich gleichzeitig jedoch auf das Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff hingewiesen hast, deren "Knabe im Moor" mir, wie wohl fast allen Deutschen, aus der Schulstunde hinlänglich in Erinnerung ist und der mir bereits als Kind eiskalte Schauer über den Rücken laufen lassen hat. Gerade in diesem Paradebeispiel für Gruselliteratur vom Feinsten werden gleich in der ersten Strophe die Phantome = Gespenster ins Feld geführt.
Und auch in diesem Werk tauchen weder die "Moorhexe" noch das "Hütekind, das im Kolk ertrank", noch "der Brudermord auf der Geest" oder andere heidespezifische Gestalten auf.
Im Gegenteil, auch sie hat sich eigene Figuren geschaffen.

Cerberus, der Höllenhund, übrigens in der Lage, überall sein Unwesen zu treiben, ist keineswegs an Hades Unterwelt gebunden, obwohl er natürlich nach getaner Arbeit immer wieder zu seinem Herrn nach Hause zurückkehrt, wie die meisten seiner irdischen Artgenossen. Dass sein Schlund blutgetränkt ist, liegt daran, dass bis heute in den Adern der Lebewesen der rote Saft fließt und keinesfalls Weihwasser. Sollten die Götter auf die Idee kommen, diese biologische Tatsache zu verändern, wird auch der Schlund des Höllenhundes von mir anders beschrieben werden. Solange jedoch die Schöpfer auf diesem "ausgelutschten" Bild beharren, bleibt uns Dichtern nichts anderes übrig, als das Gegebene zu akzeptieren und in Reime zu fassen.

Außerdem würde mich interessieren, wo du bereits vom Henker Veit gelesen hast? Dieser Bösewicht ist einzig und allein meiner Phantasie entsprungen, also nie und nimmer "inflationiertes Klischee".

Kommen wir nun zum letzten Vers. Nirgends habe ich behauptet, dass der Höllenhund beide Beine GLEICHZEITIG packt. Aber wie jeder Hundekenner weiß, schnappt ein wütender Hund nicht nur einmal zu, sondern kann NACHEINANDER in Beine, Arme, Brustkorb und Gesicht beißen, und das in Windeseile, um schließlich im Blutrausch auch noch die Kehle zu zerfetzen.

Um auf das "finale Sterben" (finales Sterben = übrigens doppelt gemoppelt) zu sprechen zu kommen, muss ich auch hier deiner Beweisführung widersprechen, denn in meinem Gedicht wird der Tod dem lyrischen Du erst angedroht, noch lebt es ja!

Wenn du "husch, husch, husch" als lächerlich empfindest, dann ist das deine persönliche Wahrnehmung. Ich hingegen bekomme bei solchen Worten immer noch eine Gänsehaut, zumal es sich hierbei um ein besonders wirksames Stilmittel handelt, nämlich die Klangfigur Epizeuxis (siehe unter anderem Clemens Brentano: Singet leise, leise, leise).

Konstruktive Kritik ist natürlich nicht nur jederzeit willkommen, sondern sogar ausdrücklich erwünscht. Sie muss allerdings auch Hand und Fuß haben und nicht nur um des "lieben Streites" willen an den Haaren herbei gezogen werden.

Trotzdem nochmals vielen Dank für deinen Kommentar und nichts für ungut.

Gruß
Pablo
 

pablo

Mitglied
Hallo Mel,

in einem Punkt kann ich dir bedingungslos zustimmen, nämlich dem, dass in meinen Adern rhythmisches Blut fließt und mir die Reime auch ohne Krampf aus der Feder sprudeln.

Zu dem "blutgetränkten Schlund" habe ich mich bereits in meiner Antwort an Waldemar ausgiebig geäußert. Und dass der Höllenhund Cerberus im Auge Kohle verbrennt, ist, meiner Meinung nach, ein originelles, unverbrauchtes Bild, das so noch niemand zuvor gemalt hat und das doch jeder sofort versteht.
Da sowohl du als auch Regina meine erste Fassung der fünften Strophe besser findet, lasse ich sie so stehen.

Sei nochmals bedankt für die Zeit, die du meinem Gedicht gewidmet hast.

Gruß
Pablo
 

pablo

Mitglied
Liebe Regina,

herzlichen Dank, dass du mir deinen Eindruck bezüglich der Neufassung der fünften Strophe mitgeteilt hast. Auch mir gefällt die zweite Version nicht so gut und darum werde ich das Gedicht lieber nicht verändern.

Ich wünsche dir noch einen schönen Restsonntag.

Liebe Grüße
Pablo
 
Lieber Pablo,

Deine Antwort erstaunt mich sehr, aber ich gönne Dir auch die arglose Leichtfüßigkeit, mit der Du meine Anmerkungen beiseite wischst, weil Du sie offenbar nicht verstanden hast.
Macht aber nichts, denn formal-handwerklich ist Dein Text trotzdem gelungen.
 
N

nachtlichter

Gast
Hi Waldemar,

unbefangene Leichtfüßigkeit ist schwerfälligem Hammelgetrampel unbedingt vorzuziehen.

Die Unterstellung, etwas nicht verstanden zu haben, ist in meinen Augen eine gewagte ...

Freundliche Grüße

nachtlichter
 



 
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