Heimat im Plural

Heimat im Plural

Mein Städtchen,
das ich so liebte,
es wurde mir unerträglich.
Despoten
ließen mich nicht mehr frei atmen.
Dunkle Wälder, liebliche Täler,
ich musst’ euch verlassen,
Heimweh befiel mich,
noch ehe ich türmte.

In Freiheit
empfing mich der Rhythmus der Großstadt.
Die neue Landschaft:
ein Häusermeer.
Das Heimweh? Verflogen
schon nach einem Tag.
Mir war’s unbegreiflich.

Nach Jahren
verschlug es mich wieder.
Die neue Landschaft:
Fabrikschlote und Hochöfen.
Lodernder Feuerschein am nächtlichen Himmel,
ein herrliches Schauspiel.
Ich fühlte mich wohl.

Wieder umgeben
von lieblicher Landschaft
wurde ich sesshaft.

Wo aber war die Heimat
der Kindheit geblieben?
Ich fand sie nicht mehr.
Ich trag sie im Herzen.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Eberhard,

unwillkürlich dachte ich bei dem Titel, der Plural sei hier eine Landschaft, ein mir bislang unbekanntes Gebirge vielleicht ...

Du hast das Thema "Heimat" auf ungewohnte Art interpretiert. Es geht sicher auch anderen Zeitgenossen so, dass sie sich immer einmal wieder heimisch einleben können in neue Lebensräume. Vielleicht eine Frage der Assimilation. Dennoch habe ich das so noch nirgendwo gelesen; schon gar nicht in der Lyrik.
Bewirb Dich doch mit dem Beitrag bei der aktuellen Ausschreibung zum Thema "Heimat". Auch wenn die Resonanz hier auf dieses Gedicht nicht weltbewegend ist, ich finde es sehr passend.

Lieben Gruß,

Elke
 
Hallo Elke!

Vielen Dank für Deinen Kommentar und Deinen Tipp. Ich werde mal mein Glück versuchen, zunächst aber noch andere Kommentare abwarten.
Deine (nicht ausgesprochene) Assoziation Plural/Ural fand ich sehr lustig.
Lieben Gruß
Eberhard
 



 
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