Hallo Walther,
hab mich gefragt, ob ich überhaupt kommentieren darf, da ich nur bruchstückhaft (durch das Forum hier) dies und das über das Haiku aufgeschnappt habe.
Aber vielleicht ist es ja gar nicht so verkehrt, wenn ein "Nicht-Haiku-Vorbelasteter" sein Lese-Erlebnis schildert.
Das Schöne an deinen Zeilen ist die gänzliche Unaufgeregtheit. Man könnte es auch prosaisch lesen, dann würde das richtig banal daherkommen.
Aber irgendwas ist da noch beigegeben, das das Ganze spannend macht, das Aufhorchen lässt. Das Motiv ist klar, die Ahnung liegt in der Luft bzw. wir lesen schwarz auf weiß, was da herankommt. Trotzdem öffnet sich für mich als Leser ein weiter Raum, Unausgesprochenes drängt heran, Gedanken schwingen hin und her; die naheliegende Lesart gibt es eigentlich gar nicht, der Leser kann den entstandenen Raum individuell füllen.
Ich fülle ihn in erster Linie so: In der Banalität des beschriebenen Vorgangs liegt eine Art Glück: Ich schaue, ich nehme wahr, ich begreife, bin lebendig, lasse mich an die Hand nehmen, folge der Bewegung, bin einverstanden, werde Teil eines Ganzen...
...und will damit nicht sagen: so ist es zu verstehen!, sondern: dahin führt es mich, dahin nimmt es mich mit - und das ist ein sehr schönes, kostbares Gefühl.
lg wüstenrose