Herbstlich

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HajoBe

Mitglied
Das grellbunte Blatt baumelte herbstschwächelnd an seinem Sommerzweig. Mit letzter Kraft stemmte es sich gegen Oktoberwinde, bat den Spätsommer um Aufschub. Vergebens. Die Kräfte schwanden, es taumelte um sich selbst kreisend nieder und flog davon.
"Ich kann fliegen!", rief es den anderen zu.
Sanft landete es in einer Pfütze.
"Ich sehe mein Herbstkleid im Wasserspiegel!", rief es den anderen zu.
Ein Lüftchen trieb es zum Rand.
"Ich kann schwimmen!", rief es den anderen zu.
Und eine Fliege reiste auf seinem Rücken mit.
"Ich bin ein Fährboot!", rief es den anderen zu.

"Der Herbst war meine schönste Zeit", sprach es dankbar zu sich.
Jetzt möchte ich sterben.
 
U

USch

Gast
Hallo HaJoBe,
ein sehr schöner kreativer Text.

Sanft landete es in einer Pfütze.
"Ich sehe mein Herbstkleid im Wasserspiegel!", rief es den anderen zu.
Vielleicht kannst du noch eine in meinen Augen kleine physikalische Unstimmigkeit ändern. Wenn das Blatt schon im Wasser schwimmt, so ist eine Spiegelung wohl schwierig, so nah dran. Das gewellte Blatt kann höchstens nach oben aus dem Wasser ragende Teile in Nahsicht gespiegelt erkennen. Aber vielleicht ist das auch zu pingelig, naturwissenschaftlich gesehen.

LG USch
 

HajoBe

Mitglied
Das grellbunte Blatt baumelte herbstschwächelnd am Sommerzweig. Mit letzter Kraft stemmte es sich gegen Oktoberwinde, bat den Spätsommer um Aufschub. Vergebens. Die Kräfte schwanden, es taumelte um sich selbst kreisend nieder und flog davon.
"Ich kann fliegen!", rief es den anderen zu.
Sanft landete es in einer Pfütze.
"Ich sehe mein Herbstkleid im Wasserspiegel!", rief es den anderen zu.
Ein Lüftchen trieb es voran.
"Ich kann schwimmen!", rief es den anderen zu.
Ein mutiger Käfer klammerte sich auf seinem Rücken fest.
"Ich bin ein Fährboot!", rief es den anderen zu.

"Der Herbst war meine schönste Zeit", sprach es dankbar zu sich und rollte sich ein.
Jetzt möchte ich sterben.
 



 
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