Herr Keiner und Frau Niemand

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Vasco

Mitglied
Herr Keiner und Frau Niemand
schleichen gern durch unser Haus.
Kritzeln Kringel an die Wände,
leeren den Papierkorb aus.

Lassen Wasser in die Wanne,
Schneiden Pappe und Papier.
Kochen Knete in der Pfanne,
Kleben Schnipsel an die Tür.

Herr Keiner und Frau Niemand
lärmen gern durch unser Haus.
Kürzen Barbiepuppenhaare,
reißen Bücherseiten raus.

Schleifen Stühle, schieben Bänke,
futtern Bonbons aus der Dose.
Klettern heimlich in die Schränke,
stechen Löcher in die Hose.

Herr Keiner und Frau Niemand
trampeln gern die Treppen rauf.
Geistern taschenlampenfunzelnd,
wecken früh die Eltern auf.

Gießen alle Zimmerpflanzen
und den Teppich gleich dazu.
Machen Knoten in die Socken,
und verbändeln alle Schuh’.

Herr Keiner und Frau Niemand,
hüpfen gern durch unsern Flur.
Klecksen Farbe auf den Boden,
dreh’n die Zeiger an der Uhr.

Krümeln Kekse unter Kissen,
Manchmal würd’ ich gerne wissen,
wo die zwei sich wohl verstecken.
Kinder, helft, sie zu entdecken!
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Vasco,
sehr schön schilderst du den Familienalltag und, wie immer, will es keiner gewesen sein! So könnte man dein Gedicht als Erwachsener lesen.
Was mir besonders gefällt: Das Gedicht, mit Kinderaugen gelesen, ist wieder etwas anders und auf andere Weise spannend. Was geht da vor sich, was soll der Spuk? Gibt es Herrn Keiner und Frau Niemand wirklich?
Nicht jedes kleinere Kind wird das "Rätsel" sofort auflösen können.

An einer Stelle neige ich zu einer Änderung:

Herr Keiner und Frau Niemand
trampeln gern die Treppen rauf.
Geistern taschenlampenfunzelnd,
[blue]stolpern, poltern, wecken[/blue] auf.
Damit blieben die Eltern unerwähnt und die Spurensuche wäre nicht ganz so einfach.

Ein schönes Gedicht für kleine und große (erwachsene) Kinder.

lg wüstenrose
 

Monochrom

Mitglied
Hi

Mir hat es sehr gefallen. Kaum füllsel klare sätze die sich nicht dem reim nachdrehen.

Toll. Hab nix zu meckern.

Ciao
Monochrom
 
A

aligaga

Gast
Wie schade, dass dieser hübsche Text über Herrn Keiner und Frau Niemand in die Reimschublade verbannt wurde und nun zusammen mit dem üblichen "Zusammengereimten" in dieser Gruft vermodern muss.

Der Text war mit seinem Hintersinn, der auch schon von Dreijährigen gerafft werden kann, ein Lichtblick in der sonst so bräsigen Kinderabteilung.

TTip, @vaso: Schreib ein G'schichterl dazu und lass die Nummer wieder zurückverschieben!

Gruß

aligaga
 
Hallo Vasco,

Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.
Nicolas Chamfort

Manchmal genügt auch ein Schmunzeln.

Heute ist kein verlorener Tag für mich, denn ich habe dein Gedicht gelesen.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 



 
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