Hieroglyphen

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AnjaW

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

die Worte dieses Gedichtes sind sehr sensibel ausgewählt, es entstehen Bilder, ein Interpretationsspielraum.

Leider, finde ich, wird dieser gute Eindruck in den letzten drei Zeilen wieder zerstört durch Platitüden "sternenweit" und Konkretisierungen "lesbar nur nächtens für dich und mich".

Das Gedicht würde sehr gewinnen, wenn diese letzten drei Zeilen einfach gestrichen würden.

LG
Anja
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Anja,

danke für Dein Lesen und Deine Auseinandersetzung mit diesem Text!

Die letzten drei Zeilen empfinde ich nicht als Plattitüden, beinhalten sie doch ein Paradoxon.

Wenn der Name der Beiden "sternenweit" in Erz gegossen ist, also um den ganzen Erdball herum und noch weiter in die Tiefe des Universums, warum können dann nur die Beiden das lesen?

Hier könnte man noch einmal mit einer Interpretation ansetzen.

Orlando war schon auf einem guten Wege, als sie vermutete, dass vielleicht nur einer von beiden um diese starke Anziehung wüsste.

Das war es aber nicht,was ich aussagen wollte. Ich denke, hier gibt es noch mehr Interpretationsspielraum.

Danke für Deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
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xxandros

Gast
liebe vera-lena,

hier ist vieles gesagt worden, weshalb ich nur wenig worte über dein, für mich, vorteffliches gedicht verlieren möchte.
hier besticht der zug ins private. es wird versucht in vorsichtiger annäherung und durch das weglassen einer möglicherweise störenden „außensicht“ die „dinge“ sprechen zu lassen.
und dennoch: an einer stelle stellt sich das lyrische ich zurück und lässt die stimme des dichters zu worte kommen, so dass plötzlich eine ganz andere sicht in die dinge kommt:

konsequenterweise müsste das gedicht so weiter gehen:

denn du wusstest nicht,
dass wir heimlich schon
in Erz gegossen waren,

hier änderst du aber plötzlich um:
denn er wusste nicht,
dass sie heimlich schon
in Erz gegossen waren,
die vorsicht und der rückgang auf eine andere ebene der wahrnehmung nehmen das gedicht auf einmal aus dem raum des gewöhnlichen und bringen ihn kunstvoll in einen schwebezustand.

in dieser romantisch unterhöhlten, bleichen und auf einmalige art sacht-liebevollen zwischenwelt aus gedächtnis und sprache wird ein ton getroffen, der angesichts der alltäglichen bedrängnis und der katastrophen, die wir immer wieder erleiden müssen, nicht nur verblüfft, sondern auf seine art, also auf deine art, in jenen schwarzen fleck trifft, in dem eine ausgehebelte sehnsucht schlummert.

aber genug der worte, da deine mehr als genug schon für sich sprechen...

lg xx
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber xxandros,

auch dieser Text scheint für Dich wieder etwas Tröstliches zu haben, was mich sehr, sehr freut.

Danke, dass Du diesen Text durch Deinen Kommentar in eine so deutliche Klarheit gebracht hast. Das tut mir gut.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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