Willi Corsten
Mitglied
Hundefänger
von Willi Corsten
Die Jungpfadfinder der Sippe Adler bauten am Waldrand ihre Zelte auf und stellten Dreibein, Kochtopf und Wimpel hinzu. Unbeschwerte Ferien waren geplant, drei Wochen Freizeit, ausgefüllt mit lustigen Spielen und geheimnisvollen Nachtwanderungen. Doch schon am zweiten Tag wartete eine böse Überraschung auf die Jungen.
Nun sitzt Sebastian am Lagerfeuer und trauert um seinen Hund Alex. Den jungen Schäferhund durfte er mitnehmen, weil die Eltern Urlaub in Griechenland machten und dem Tier die Strapazen der Reise ersparen wollten. Gesternabend tollte Alex noch ausgelassen zwischen den Zelten herum - und heute früh war sein Schlafplatz verlassen. Nur ein Stück der abgetrennten Leine hing noch an dem Kieferstamm, an dem der Hund für die Nacht angebunden wurde.
Die Freunde streiften auf der Suche nach dem Vierbeiner durch Feld und Wald, erkundigten sich sogar im nächsten Ort, aber niemand hatte das Tier gesehen. Im Gegenteil: auch im Dorf wurden einige Hunde vermisst. Vermutlich waren Tierfänger die Übeltäter. Die Presse hatte in letzter Zeit schon mehrfach über ähnliche Fälle berichtet.
Nach einer Weile steht Sebastian auf und stampft ruhelos durch das Lager. Dabei schaut er zufällig hinüber zu der stillgelegten Ziegelei, die an der Straße zum Dorf liegt. Plötzlich stutzt der Junge. Drüben blinkt ein Licht auf, verlöscht dann wieder.
„Merkwürdig“, flüstert Sebastian. „Das Betriebsgelände ist doch ringsum durch einen Zaun gesichert. Betreten verboten, steht doch auf dem Schild, das ich vorhin bei der Suche nach dem Hund gesehen habe. Wieso hält sich dort in der Dunkelheit jemand auf?“
Er holt die Taschenlampe aus seinem Gepäck und macht sich auf den Weg. An der Ziegelei kann er jedoch nichts Verdächtiges entdecken, doch als er zurück zu den Zelten will, dringt ein leises Winseln an sein Ohr.
Nun versucht der Junge über den Zaun zu klettern. Da nähert sich vom Dorf her ein Wagen, rollt auf das Werkstor zu und biegt in den Hof ein. Zwei Männer steigen aus und gehen zu dem alten Schuppen, der dort steht. Ein weiterer Mann gesellt sich hinzu, öffnet den Verschlag und zerrt vier Hunde ins Freie. Er sperrt sie in den Hänger, der an das Auto gekoppelt ist. Sebastian ballt die Fäuste, denn einer der Vierbeiner ist sein Freund Alex. Fast hätte er das Tier beim Namen gerufen, doch dann fällt ihm ein, dass er hier alleine nichts ausrichten kann. So eilt er zurück, um Verstärkung zu holen.
Im Lager werden verwegene Pläne geschmiedet. Frank besorgt aus dem Küchenzelt eine Flasche Ketschup. Mit der roten Tomatenbrühe will er eine Verletzung vortäuschen, will durch diesen Trick die Gauner aufhalten. Derweil braust Stefan mit seinem Rad davon und alarmiert die Leute im Dorf.
Dann rennen die Jungpfadfinder los und verstecken sich kurz darauf im dichten Gestrüpp, das neben der Werkstraße wuchert. Sebastian steigt auf einen Baum, beobachtet aufmerksam die Ziegelei und meldet schon bald die Abfahrt der Diebe. Derweil kauert Stephan am Straßenrand und hält bühnenreif das ‚blutverschmierte’ Bein umklammert, sein Rad liegt mitten auf der Fahrbahn.
Die Scheinwerfer erfassen den Jungen, der nun heftig gestikulierend um Hilfe bittet. Der Fahrer bremst ab, steigt fluchend aus dem Wagen, packt das Rad und wirft es wütend in den Graben. Den ‚verletzten’ Stefan beachtet er nicht. Als der Mann zurück ans Steuer will, ist urplötzlich die Hölle los. Sirenen heulen auf und eine befehlsgewohnte Stimme brüllt: „Halt! Stehen bleiben! Polizei." Gleichzeitig stürmen infernalisch lärmende Poltergeister aus dem Gebüsch und verwickelt den Fahrer in ein wildes Handgemenge. Der Gauner reißt sich jedoch los, eilt ans Lenkrad, schaltet das Licht aus und rast mit aufheulendem Motor davon. Dann ist der Spuk vorbei. Die Diebe verschwinden im Dunkel der Nacht.
Sebastian turnt herunter von seinem Baum und schimpft dabei wie ein Rohrspatz: „Zwölf Jungen schaffen es nicht, die Flucht zu stoppen und die armen Tiere aus dem Hänger zu befreien. Und so etwas nennt sich Pfadfinder.“ Er stampft zornig auf den Boden, blickt sich verdutzt um und fragt: „Wo sind denn die Polizisten abgeblieben?“
Da wenden sich die Jungen grinsend ab, verraten aber noch nicht, wozu das höllische Spektakel gedient hat.
Plötzlich ist Alex wieder da und springt Sebastian begeistert an. Der Junge erwidert die stürmische Begrüßung und merkt in seiner Freude nicht einmal, wie ungewohnt ruhig es mit einem Mal geworden ist. Timos Kofferradio schweigt, denn die Kassette mit dem Kriminalhörspiel hatte ihren Zweck erfüllt. Der heimlich abgesprochene Plan war trefflich gelungen.
Dass der Hänger fehlt und ein Reifen am Auto sein Leben aushauchte, merken die Diebe erst, als ihr Wagen von der Straße rutscht und in den Graben schliddert. Doch da ist es für die Rückkehr eh zu spät, weil ein Dutzend aufgebrachter Dorfbewohner mit Fäusten und Knüppeln zur Stelle ist, um dem räuberischen Trio einen ‚fröhlichen Empfang’ zu bereiten.
von Willi Corsten
Die Jungpfadfinder der Sippe Adler bauten am Waldrand ihre Zelte auf und stellten Dreibein, Kochtopf und Wimpel hinzu. Unbeschwerte Ferien waren geplant, drei Wochen Freizeit, ausgefüllt mit lustigen Spielen und geheimnisvollen Nachtwanderungen. Doch schon am zweiten Tag wartete eine böse Überraschung auf die Jungen.
Nun sitzt Sebastian am Lagerfeuer und trauert um seinen Hund Alex. Den jungen Schäferhund durfte er mitnehmen, weil die Eltern Urlaub in Griechenland machten und dem Tier die Strapazen der Reise ersparen wollten. Gesternabend tollte Alex noch ausgelassen zwischen den Zelten herum - und heute früh war sein Schlafplatz verlassen. Nur ein Stück der abgetrennten Leine hing noch an dem Kieferstamm, an dem der Hund für die Nacht angebunden wurde.
Die Freunde streiften auf der Suche nach dem Vierbeiner durch Feld und Wald, erkundigten sich sogar im nächsten Ort, aber niemand hatte das Tier gesehen. Im Gegenteil: auch im Dorf wurden einige Hunde vermisst. Vermutlich waren Tierfänger die Übeltäter. Die Presse hatte in letzter Zeit schon mehrfach über ähnliche Fälle berichtet.
Nach einer Weile steht Sebastian auf und stampft ruhelos durch das Lager. Dabei schaut er zufällig hinüber zu der stillgelegten Ziegelei, die an der Straße zum Dorf liegt. Plötzlich stutzt der Junge. Drüben blinkt ein Licht auf, verlöscht dann wieder.
„Merkwürdig“, flüstert Sebastian. „Das Betriebsgelände ist doch ringsum durch einen Zaun gesichert. Betreten verboten, steht doch auf dem Schild, das ich vorhin bei der Suche nach dem Hund gesehen habe. Wieso hält sich dort in der Dunkelheit jemand auf?“
Er holt die Taschenlampe aus seinem Gepäck und macht sich auf den Weg. An der Ziegelei kann er jedoch nichts Verdächtiges entdecken, doch als er zurück zu den Zelten will, dringt ein leises Winseln an sein Ohr.
Nun versucht der Junge über den Zaun zu klettern. Da nähert sich vom Dorf her ein Wagen, rollt auf das Werkstor zu und biegt in den Hof ein. Zwei Männer steigen aus und gehen zu dem alten Schuppen, der dort steht. Ein weiterer Mann gesellt sich hinzu, öffnet den Verschlag und zerrt vier Hunde ins Freie. Er sperrt sie in den Hänger, der an das Auto gekoppelt ist. Sebastian ballt die Fäuste, denn einer der Vierbeiner ist sein Freund Alex. Fast hätte er das Tier beim Namen gerufen, doch dann fällt ihm ein, dass er hier alleine nichts ausrichten kann. So eilt er zurück, um Verstärkung zu holen.
Im Lager werden verwegene Pläne geschmiedet. Frank besorgt aus dem Küchenzelt eine Flasche Ketschup. Mit der roten Tomatenbrühe will er eine Verletzung vortäuschen, will durch diesen Trick die Gauner aufhalten. Derweil braust Stefan mit seinem Rad davon und alarmiert die Leute im Dorf.
Dann rennen die Jungpfadfinder los und verstecken sich kurz darauf im dichten Gestrüpp, das neben der Werkstraße wuchert. Sebastian steigt auf einen Baum, beobachtet aufmerksam die Ziegelei und meldet schon bald die Abfahrt der Diebe. Derweil kauert Stephan am Straßenrand und hält bühnenreif das ‚blutverschmierte’ Bein umklammert, sein Rad liegt mitten auf der Fahrbahn.
Die Scheinwerfer erfassen den Jungen, der nun heftig gestikulierend um Hilfe bittet. Der Fahrer bremst ab, steigt fluchend aus dem Wagen, packt das Rad und wirft es wütend in den Graben. Den ‚verletzten’ Stefan beachtet er nicht. Als der Mann zurück ans Steuer will, ist urplötzlich die Hölle los. Sirenen heulen auf und eine befehlsgewohnte Stimme brüllt: „Halt! Stehen bleiben! Polizei." Gleichzeitig stürmen infernalisch lärmende Poltergeister aus dem Gebüsch und verwickelt den Fahrer in ein wildes Handgemenge. Der Gauner reißt sich jedoch los, eilt ans Lenkrad, schaltet das Licht aus und rast mit aufheulendem Motor davon. Dann ist der Spuk vorbei. Die Diebe verschwinden im Dunkel der Nacht.
Sebastian turnt herunter von seinem Baum und schimpft dabei wie ein Rohrspatz: „Zwölf Jungen schaffen es nicht, die Flucht zu stoppen und die armen Tiere aus dem Hänger zu befreien. Und so etwas nennt sich Pfadfinder.“ Er stampft zornig auf den Boden, blickt sich verdutzt um und fragt: „Wo sind denn die Polizisten abgeblieben?“
Da wenden sich die Jungen grinsend ab, verraten aber noch nicht, wozu das höllische Spektakel gedient hat.
Plötzlich ist Alex wieder da und springt Sebastian begeistert an. Der Junge erwidert die stürmische Begrüßung und merkt in seiner Freude nicht einmal, wie ungewohnt ruhig es mit einem Mal geworden ist. Timos Kofferradio schweigt, denn die Kassette mit dem Kriminalhörspiel hatte ihren Zweck erfüllt. Der heimlich abgesprochene Plan war trefflich gelungen.
Dass der Hänger fehlt und ein Reifen am Auto sein Leben aushauchte, merken die Diebe erst, als ihr Wagen von der Straße rutscht und in den Graben schliddert. Doch da ist es für die Rückkehr eh zu spät, weil ein Dutzend aufgebrachter Dorfbewohner mit Fäusten und Knüppeln zur Stelle ist, um dem räuberischen Trio einen ‚fröhlichen Empfang’ zu bereiten.