Ich schreibe auf Asche

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Art.Z.

Mitglied
Ich schreibe auf Asche

Ich schreibe auf Asche.
Mein Stift zieht Zeichen in die gräuliche Masse.
Nur ich kann sie lesen,
ich weiß, was ich meine.
Langsam formen sich flache Plättchen
werden immer weißer,
finden zusammen.

Ich schreibe auf Asche,
die keine Asche mehr ist.

Sie wird Papier
für meine Gedanken.
Nun sind sie klarer und lesbarer.
Man könnte Buchstaben erkennen.
Ich schreibe auf Papier,
das immer grüner wird.
Kleine Äderchen durchziehen es,
sie pulsieren – mein Werk atmet.

Ich schreibe auf Papier,
das keine Papier mehr ist.

Es wird zu einem Blatt,
zu meinem beschriebenen Blatt.
Die Buchstaben fließen ins Innere
und verteilen sich gleichmäßig,
überallhin.
Das Blatt dehnt sich aus,
wird brauner und rauer,
härter und fester.

Ich schreibe auf einem Blatt,
das kein Blatt mehr ist.

Es wird zu einem Baum,
gewaltig und imposant.
Er nimmt jede Raumrichtung ein,
er ist überall und ich bin ein Teil von ihm.
Ich schreibe ohne Stift,
ohne Schrift,
und werde von jedem gelesen,
von jedem verstanden und gehört.
Mein Schreiben ist allgegenwärtig.

Bis es verkümmert.

Der Baum schrumpft,
die Äste ziehen ihre Zweige ein,
der Stamm wird kleiner und kleiner.
Er ist nur noch ein Korn.
Gering und von niemandem beachtet,
von jedem vergessen.
Ich habe genug geschrieben
und ruhe mich aus.
Neue Asche wird fallen und beschrieben werden wollen.
Ich freue mich drauf.
 

anbas

Mitglied
Hallo Art.Z.,

der Titel hat mich neugierig gemacht. Ich finde ihn klasse! Die Gedanken, die dann folgen, sprechen mich größtenteils an. Trotzdem bin ich von dem Gesamtwerk nicht überzeugt.

Möglicherweise liegt das an der wirklich tollen Formulierung "Ich schreibe auf Asche", die in mir hohe Erwartungen geweckt hat. Für mein Empfinden ist das, was dann folgt zu wenig Lyrik, eher Prosa. Nun ist der Übergang zwischen Lyrik, Prosa-Lyrik, Prosa sicherlich fließend, und ich bin mir hinsichtlich dieser Grenzen auch selber immer etwas unsicher. Doch hier hätte ich mir mehr Lyrik und weniger Prosa gewünscht.

Liebe Grüße

Andreas
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Art.Z.,

das ist alles viel zu sehr ausformuliert. Du musst das nicht so genau beschreiben, dadurch lässt du dem Leser keinen Freiraum für eigene Gedanken.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Auch ich finde den Titel sehr "lyrisch", das Weitere hat mit Lyrik in meinen Augen nicht viel zu tun. Lyrik ist Verdichtung, sie spricht unmittelbar das Herz an.
Der Text jedoch beschreibt (Manfred hat es bereits gut erklärt). Es ist eher Prosa, vielleicht Gedankenprosa. Als solche würde der Text vermutlich sogar funktionieren ... als Lyrik eher nicht.

LG
Bernd
 
A

Architheutis

Gast
Textverdichtung!

Wer beschreibt, will durch eine Tür lenken. Wer dichtet, will sie nur öffnen.
 

Art.Z.

Mitglied
Aber kann Lyrik nicht explizit sein? Wenn sich hinter dem genau Beschriebenen noch mehr offenbart, das der Leser sich selbst erschließen muss. Lyrik muss doch nicht nur eine Tür sein, am besten die erste, die der Leser öffnet und gespannt auf Eindrücke hofft. Ich mag euch durch eine Tür leiten, die dann aber zu weiteren Türen führt, die ihr euch selbst öffnen müsst.
Mag es auch mit einer Brechstange, die mein Kommentar euch zur Hand legt.^^
 



 
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