OlafMietender
Mitglied
hallo Vera-Lena,
einige gedanken zu deinen kritischen anmerkungen, bezogen auf die zweite version.
du hast weiter oben den inhalt kurz paraphrasiert und schreibst schließlich:
es wird mir somit nicht verständlich, was du meinst, wenn du sagst, ich beschriebe etwas, das ich "verfälsche". welche bedeutung hat für dich dieses "verfälschen"? du sagst, vom lyriker werde erwartet, dass er stellvertretend für andere (leser), die dazu nicht in ähnlichem maße in der lage sind, empfindungen treffend in worte fasse. ich stelle mir darunter einen prozess des "gleichnis gebens" vor, oder - etwas anders ausgedrückt - einen prozess des "abbildens" in sprache. liegt aber im "abbild" nicht ohnehin per se auch immer ein jota verfälschung? auch metaphern bilden die "wirklichkeit der welt" nicht 1:1 ab. um die essenz an empfindung, die ich wahrnehme, die eine szene oder szenerie enthält, herausarbeiten und transportieren zu können, um also das gleichnis geben zu können, muss ich doch notwendigerweise gewichten, strukturieren, schwerpunkte setzen, fokussieren - und insofern auch verfälschen.
so viel für diesmal, es ist schon spät.
grüße, OM.
@ Ali: ich hoffe sehr, der ohrwurm lässt dich schlafen!
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*** es ist aber, unabhängig vom text, eine alte philosophische frage, die du hier anrührst, nämlich ob die causa efficiens zugleich causa objektiva sein kann; ein erkenntnistheoretisches problem: der menschliche geist, der sich selbst erforschen und durchleuchten möchte, muss notgedrungen zugleich gegenstand und mittel/instrument der forschung sein ...
einige gedanken zu deinen kritischen anmerkungen, bezogen auf die zweite version.
du hast weiter oben den inhalt kurz paraphrasiert und schreibst schließlich:
ich denke, da hast du nicht genau gelesen. der ganze text wird erzählt vom lyrich; kein dialog, keine anleitung eines regisseurs, kein theaterstück, sondern ein schlichter bericht: ich schrieb ihr ein liebesgedicht, "alle gedichte sind ... " [schrie sie daraufhin, und ] sie zerriss es uswusw. --- ein sprecher erzählt eine szene, die er erlebt hat, die sache ist aber vorbei (der text ist im präteritum geschrieben!), hat sich vielleicht vor tagen, vielleicht sogar schon vor wochen oder monaten ereignet. insofern trifft dein einwurfDu hast die Form des Theaterstückes gewählt. Teile Deines Textes sind Dialog (der Text des Lyrdu) andere Teile sind Regieanweisung (sie zerreißt den Brief, er geht) Und dann gibt es noch die Anleitung durch den Regisseur an den männlichen Akteur ( Du musst verstehen, schließlich hat sie seine Gefühle mit Füßen getreten).
nicht zu. der sprecher ist, wie gesagt, gar nicht mehr in der situation, er berichtet (einem freund? dem leser?) rückblickend, was er tat, was sie sagte (wobei die worte des lyrdu, die er wörtlich zitiert, durch anderen druck abgesetzt sind - ich hätte auch anführungszeichen verwenden können), und es gibt keinen grund, warum er nicht reflektieren (meine empfindsamkeit trat sie alsô mit füßen) bzw. fragen stellen sollte (warum bloß?). ***Das Also und das Warum bloß wirken hier entlarvend.
Kein Mensch kann gleichzeitig in einer Situation sein und sich darüber erheben. So etwas funktioniert nicht [...]
es wird mir somit nicht verständlich, was du meinst, wenn du sagst, ich beschriebe etwas, das ich "verfälsche". welche bedeutung hat für dich dieses "verfälschen"? du sagst, vom lyriker werde erwartet, dass er stellvertretend für andere (leser), die dazu nicht in ähnlichem maße in der lage sind, empfindungen treffend in worte fasse. ich stelle mir darunter einen prozess des "gleichnis gebens" vor, oder - etwas anders ausgedrückt - einen prozess des "abbildens" in sprache. liegt aber im "abbild" nicht ohnehin per se auch immer ein jota verfälschung? auch metaphern bilden die "wirklichkeit der welt" nicht 1:1 ab. um die essenz an empfindung, die ich wahrnehme, die eine szene oder szenerie enthält, herausarbeiten und transportieren zu können, um also das gleichnis geben zu können, muss ich doch notwendigerweise gewichten, strukturieren, schwerpunkte setzen, fokussieren - und insofern auch verfälschen.
so viel für diesmal, es ist schon spät.
grüße, OM.
@ Ali: ich hoffe sehr, der ohrwurm lässt dich schlafen!
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*** es ist aber, unabhängig vom text, eine alte philosophische frage, die du hier anrührst, nämlich ob die causa efficiens zugleich causa objektiva sein kann; ein erkenntnistheoretisches problem: der menschliche geist, der sich selbst erforschen und durchleuchten möchte, muss notgedrungen zugleich gegenstand und mittel/instrument der forschung sein ...