Carol-Eliza
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Igel Willi und die Flut
"Willi, Willi, wo bleibst du bloß wieder", die Mutter wurde ungeduldig. Ihr jüngster Sohn trödelte wie immer. Die anderen vier Igelkinder waren längst auf dem Weg aus ihrem großen Laubhaufen, der ihr Winterquartier sein sollte.
Die Igelmutter schaute besorgt zum Himmel, die Wolken hingen schon seit Tagen so tief, dass ihre Bäuche fast die Baumspitzen berührten. Immer wieder regnete es, so dass an der Behausung der Igelfamilie kleine Bäche vorbeiliefen. Auch der große Fluss, der nicht weit von ihrem Quartier seine grauen Fluten vorbeiwälzte, rauschte jeden Tag lauter.
"Willi", rief sie noch einmal, aber dann wurde es ihr zu bunt und sie trieb die anderen Kinder zur Eile, ohne auf Willi zu warten. Heute wollte sie mit ihnen an den kleinen Tümpel gehen, der nicht weit von hier in einer Vertiefung lag, dort gab es herrliche Mücken, Schnecken und auch sonst allerhand Leckeres, was ein Igelherz, nein besser ein Igelmagen, begehrte.
Der Herbst hatte begonnen und die Igel mussten für ihren langen Winterschlaf genug fressen. Wenn Willi sich nicht änderte, würde er als sehr magerer Igel in seinen Winterschlaf fallen, denn er liebte es, den Tag über zu träumen, anstatt Futter zu suchen. Er sah den Libellen nach, wie sie mit ihren zarten regenbogenfarbigen Flügeln durch die Herbstluft segelten, schaute sich die Wolken an, wenn sie mit ihren Schatten Muster auf die abgeernteten Felder malten und verfolgte die Scharen von Krähen, die den Himmel streifig färbten.
Dafür kannte er aber auch alle Nachbarn. Er begrüßte die Spatzenschwärme, die jeden Morgen auf Futtersuche die Wiese überquerten und spielte mit den Kindern der Biberfamilie, die am Fluss lebte.
Als er endlich sein Schnäuzchen aus dem Laub schob, sah er weit weg seine Familie, die schon am Tümpel angekommen war und auf Mückenfang ging. Es hatte also sowieso keinen Sinn mehr, sich zu beeilen. Da konnte er auch ebenso gut seinem Freund, dem Biber Fridolin noch einen Besuch abstatten. Ärger gibt es jetzt sowieso, dachte er bei sich. Und der konnte warten.
Aber was war das? Da kam sein Freund ja schon, aber er schrie irgendetwas und fuchtelte wild mit den Pfoten. Da Igel nicht die schnellsten sind und sich Biber an Land auch nicht sehr schnell bewegen, dauerte es eine Weile, bis die beiden fast zusammenstießen.
"Willi", schrie Fridolin," ihr müsst hier weg, der Fluss, der Fluss tritt über die Ufer. Mein Papa sagt, dass es nicht mehr lange dauert, bis das Wasser hier bei euch ist."
Willi begriff sofort. Wenn es einen Bewohner am Fluss gab, der das Wasser ganz genau kannte, dann war es der alte Biber.
Aber dann war er ganz starr vor Schreck, seine Mutter, seine Geschwister, sie waren am Tümpel und der lag noch viel tiefer als ihre Behausung!
Fridolin, gib mir einen Schubs, schrie er und rollte sich zusammen.
Fridolin schob ihn an und sofort rollte eine graue Stachelkugel, sein Freund Willi, den abschüssigen Weg zum Tümpel hinunter.
Die Igelmutter rastete gerade mit den anderen Kindern, als plötzlich eine stachlige Kugel, verziert mit aufgespießten Blättern, am Tümpel landete.
Als die Kugel sich entrollte, wollte sie schimpfen, denn ihr Sohn war wieder einmal zu spät.
"Mama, wir müssen hier sofort weg, schrie er, das Wasser- der alte Biber- schnell- auf das Brett da!"
Und da hörte sie es selbst. Der Fluss rauschte nicht mehr, er dröhnte und gurgelte. Von ihrer alten Behausung war nichts mehr zu sehen und auch das Ufer war verschwunden.
Die meisten Igel schwimmen kurze Stecken, aber gegen die Wucht dieses Wassers kämen sie nicht an.
In Panik schob sie die Kinder auf das Brett, das zum Glück in der Nähe lag.
Kaum waren die Igel auf dem Brett, wurde es schon emporgehoben und schaukelte auf dem schlammigen Wasser, das vor kurzem noch eine Wiese war.
Der kleine Teich war verschwunden. Stattdessen waren die Igel von Wasser umgeben, aus dem Bäume und Sträucher ragten. Unter ihnen wogte das Gras wie die Mähnen der Pferde, die manchmal über die Koppel auf der Wiese stürmten. Bunte Herbstblätter schwammen wie ein Flickenteppich auf dem Wasser.
Am nächsten Tag ging die Familie Meier mit ihren Kindern an den überfluteten Wiesen des Flusses vorbei und die kleine Tochter Bea war es, die das Brett mit den Igeln entdeckte.
Der Vater zog extra die Schuhe aus, um das Brett mitsamt den Igeln aus dem Wasser zu ziehen und schon am Abend hatte die Igelfamilie im Hof der Menschen ein neues Zuhause gefunden.
Als die Flut nach Tagen zurückgegangen war, setzte Bea die Igelfamilie vorsichtig in ein Körbchen und mit dem Fahrrad fuhr die ganze Familie an den Fluss.
Die Wiesen waren noch immer mit Geröll und Ästen bedeckt, aber darin können sich ja Igel bekanntlich besonders gut eine Höhle bauen.
Nur kurz schnupperten die Igel, die Luft roch nach Fluss und Willy roch noch etwas- den Duft, den kleine Biber hinterlassen.
Für kleine Menschen ab 4 Jahren
"Willi, Willi, wo bleibst du bloß wieder", die Mutter wurde ungeduldig. Ihr jüngster Sohn trödelte wie immer. Die anderen vier Igelkinder waren längst auf dem Weg aus ihrem großen Laubhaufen, der ihr Winterquartier sein sollte.
Die Igelmutter schaute besorgt zum Himmel, die Wolken hingen schon seit Tagen so tief, dass ihre Bäuche fast die Baumspitzen berührten. Immer wieder regnete es, so dass an der Behausung der Igelfamilie kleine Bäche vorbeiliefen. Auch der große Fluss, der nicht weit von ihrem Quartier seine grauen Fluten vorbeiwälzte, rauschte jeden Tag lauter.
"Willi", rief sie noch einmal, aber dann wurde es ihr zu bunt und sie trieb die anderen Kinder zur Eile, ohne auf Willi zu warten. Heute wollte sie mit ihnen an den kleinen Tümpel gehen, der nicht weit von hier in einer Vertiefung lag, dort gab es herrliche Mücken, Schnecken und auch sonst allerhand Leckeres, was ein Igelherz, nein besser ein Igelmagen, begehrte.
Der Herbst hatte begonnen und die Igel mussten für ihren langen Winterschlaf genug fressen. Wenn Willi sich nicht änderte, würde er als sehr magerer Igel in seinen Winterschlaf fallen, denn er liebte es, den Tag über zu träumen, anstatt Futter zu suchen. Er sah den Libellen nach, wie sie mit ihren zarten regenbogenfarbigen Flügeln durch die Herbstluft segelten, schaute sich die Wolken an, wenn sie mit ihren Schatten Muster auf die abgeernteten Felder malten und verfolgte die Scharen von Krähen, die den Himmel streifig färbten.
Dafür kannte er aber auch alle Nachbarn. Er begrüßte die Spatzenschwärme, die jeden Morgen auf Futtersuche die Wiese überquerten und spielte mit den Kindern der Biberfamilie, die am Fluss lebte.
Als er endlich sein Schnäuzchen aus dem Laub schob, sah er weit weg seine Familie, die schon am Tümpel angekommen war und auf Mückenfang ging. Es hatte also sowieso keinen Sinn mehr, sich zu beeilen. Da konnte er auch ebenso gut seinem Freund, dem Biber Fridolin noch einen Besuch abstatten. Ärger gibt es jetzt sowieso, dachte er bei sich. Und der konnte warten.
Aber was war das? Da kam sein Freund ja schon, aber er schrie irgendetwas und fuchtelte wild mit den Pfoten. Da Igel nicht die schnellsten sind und sich Biber an Land auch nicht sehr schnell bewegen, dauerte es eine Weile, bis die beiden fast zusammenstießen.
"Willi", schrie Fridolin," ihr müsst hier weg, der Fluss, der Fluss tritt über die Ufer. Mein Papa sagt, dass es nicht mehr lange dauert, bis das Wasser hier bei euch ist."
Willi begriff sofort. Wenn es einen Bewohner am Fluss gab, der das Wasser ganz genau kannte, dann war es der alte Biber.
Aber dann war er ganz starr vor Schreck, seine Mutter, seine Geschwister, sie waren am Tümpel und der lag noch viel tiefer als ihre Behausung!
Fridolin, gib mir einen Schubs, schrie er und rollte sich zusammen.
Fridolin schob ihn an und sofort rollte eine graue Stachelkugel, sein Freund Willi, den abschüssigen Weg zum Tümpel hinunter.
Die Igelmutter rastete gerade mit den anderen Kindern, als plötzlich eine stachlige Kugel, verziert mit aufgespießten Blättern, am Tümpel landete.
Als die Kugel sich entrollte, wollte sie schimpfen, denn ihr Sohn war wieder einmal zu spät.
"Mama, wir müssen hier sofort weg, schrie er, das Wasser- der alte Biber- schnell- auf das Brett da!"
Und da hörte sie es selbst. Der Fluss rauschte nicht mehr, er dröhnte und gurgelte. Von ihrer alten Behausung war nichts mehr zu sehen und auch das Ufer war verschwunden.
Die meisten Igel schwimmen kurze Stecken, aber gegen die Wucht dieses Wassers kämen sie nicht an.
In Panik schob sie die Kinder auf das Brett, das zum Glück in der Nähe lag.
Kaum waren die Igel auf dem Brett, wurde es schon emporgehoben und schaukelte auf dem schlammigen Wasser, das vor kurzem noch eine Wiese war.
Der kleine Teich war verschwunden. Stattdessen waren die Igel von Wasser umgeben, aus dem Bäume und Sträucher ragten. Unter ihnen wogte das Gras wie die Mähnen der Pferde, die manchmal über die Koppel auf der Wiese stürmten. Bunte Herbstblätter schwammen wie ein Flickenteppich auf dem Wasser.
Am nächsten Tag ging die Familie Meier mit ihren Kindern an den überfluteten Wiesen des Flusses vorbei und die kleine Tochter Bea war es, die das Brett mit den Igeln entdeckte.
Der Vater zog extra die Schuhe aus, um das Brett mitsamt den Igeln aus dem Wasser zu ziehen und schon am Abend hatte die Igelfamilie im Hof der Menschen ein neues Zuhause gefunden.
Als die Flut nach Tagen zurückgegangen war, setzte Bea die Igelfamilie vorsichtig in ein Körbchen und mit dem Fahrrad fuhr die ganze Familie an den Fluss.
Die Wiesen waren noch immer mit Geröll und Ästen bedeckt, aber darin können sich ja Igel bekanntlich besonders gut eine Höhle bauen.
Nur kurz schnupperten die Igel, die Luft roch nach Fluss und Willy roch noch etwas- den Duft, den kleine Biber hinterlassen.
Für kleine Menschen ab 4 Jahren