Ja... wie kommt es eigentlich, dass wir Verzagtheit, Melancholie, Trauer, Schmerz oder Verzweiflung (um einmal eine seelendunkle Grundreihe zu formulieren, die sich so nicht 1:1 auf Dein Gedicht bezieht) in der Kunst als "schön" empfinden?
Vielleicht findet man die Antwort auf diese faszinierende Frage bei Schopenhauer (Welt als Wille und Vorstellung), bei Adorno (Ästhetische Theorie, vielleicht bei Dewey (Kunst als Erfahrung) und auch Nietzsche.
In der Tat, die Frage, warum wir in der Kunst gerade jene seelendunklen Töne – Verzagtheit, Melancholie, Trauer, Schmerz, Verzweiflung – als ästhetisch ansprechend und “schön” empfinden, ist... Interessant… In der ästhetischen Philosophie wird oft argumentiert, dass Kunst in ihrer Vielschichtigkeit und Tiefe ein Spiegel der menschlichen Erfahrung sei. Die dunklen Aspekte des Seins sind integraler Bestandteil unserer Existenz und unserer emotionalen Landschaft. Indem die Kunst diese Elemente aufgreift, ermöglicht sie eine Form der Katharsis, ein Ausleben und Verstehen dieser Emotionen in einem sicheren, kontrollierten Rahmen.
Darüber hinaus vermag es die Kunst, Schönheit in der Komplexität und Nuanciertheit menschlicher Emotionen zu finden. Sie erkennt die Schönheit im Authentischen, im Wahrhaftigen, selbst wenn dieses Wahrhaftige schmerzhaft oder melancholisch ist. Es gibt eine gewisse Eleganz in der Darstellung des Leidens, eine Art poetische Gerechtigkeit, die aus dem tiefen Verständnis und der Akzeptanz der menschlichen Natur erwächst.
In diesem Sinne wird die “Schönheit der Traurigkeit” in der Kunst nicht nur durch traditionelle Ästhetik bestimmt, sondern auch durch die Fähigkeit, komplexe, oft widersprüchliche Emotionen in einer Weise zu vermitteln, die Resonanz und tiefe Reflexion beim Betrachter hervorruft. Interessant ist ebenfalls: Warum existieren ebenso viele Stimmen, die diese schöne „Dunkelheit“ ablehnen, ja, sogar fast verspotten? Ein kühner Vorwurf wäre, zu behaupten, Literatur/Kunst sei reine Depression. Man müsste sich einigen, was dieser Term, unter Gesichtspunkten ästhetischer Philosophie, meinen könnte.
Lg ev