Im toten Winkel

Steewee

Mitglied
Die Katzen hat sie noch gefüttert
Durch die Fenster fällt kaum Licht
Das Klingelschild ist längst verwittert
Das Herz schlägt schon seit Wochen nicht

Sein Hut verfilzt und speckig
So leer wie auch sein Magen
Ende November, ihm geht’s dreckig
Der Hut klingt erst an Weihnachtstagen

Still kaut er auf dem Pausenbrot
Hat nichts mehr zum Vermissen
Die Heimat zerbombt, die Eltern tot
Keiner will davon hier etwas wissen

Sie nimmt den Teddy in den Arm
Zieht brav die Decke auf‘s Gesicht
So haucht es Papa sauerwarm
Dann hört Mama ihr Geheimnis nicht

Müde ruht er in seinem Stolz
Musste lebenslänglich dafür sparen
Im Käfig aus Stein und Fachwerkholz
wartet er auf Besuch seit Jahren

Er war jung und hatte Träume
Verließ die Mutter und den Vater
Doch niemand bot ihm warme Räume
Träumt nun ewig, die Nadel noch in kalter Ader

Nicht weit von Alltag, Arbeit, Leben
Leiden Alte, Junge, Mann, Frau, Kind
Und wir müssen der Erkenntnis uns ergeben
Wir können sehen und sind doch blind
 

anbas

Mitglied
Hallo Steewee,

die Grundidee finde ich gut, den Titel absolut klasse und passend. Daher finde ich die z.T. sehr holprige Metrik einfach störend, was ich wiederum schade finde. Der letzte Vers ist mir zu moralisch, zu erklärend. Ein Resümee wäre zwar nicht schlecht, doch die vorangegangenen Verse haben im Grunde schon alles gesagt.

Ich würde mich freuen, wenn Du an diesem Text dran bleiben und vor allem an der Metrik feilen würdest.

Liebe Grüße

Andreas
 
F

Fettauge

Gast
Man muss ein bisschen Mühe aufwenden, um sich erstens durch das wechselnde Sie und Er durchzufinden, und andererseits weiß man nicht: Um welche Zeit geht es eigentlich? Kriegszeit? Jetztzeit? So etwas muss schon eindeutig kommen, wenn man das Gedicht wirklich verstehen soll.

Gruß, Fettauge
 



 
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