In memoriam Jochen Klepper (1903-1942)

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Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande
und Hochverrat war deine Sache nicht.
Der Staatsmacht zu gehorchen, schien dir Pflicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande.

Inmitten in dem großen Weltenbrande
sprachst du durch den Roman und durchs Gedicht.
Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
in weiten Kreisen und nicht nur am Rande.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf die normative Kraft

des Glaubens für das Tun der Obrigkeit:
Nur gottgebunden diene dauerhaft
es allem Volk zum Wohle und zum Segen.



II

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Trost bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dass das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.
 

Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande
und Hochverrat war deine Sache nicht.
Der Staatsmacht zu gehorchen, schien dir Pflicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande.

Inmitten in dem großen Weltenbrande
sprachst du durch den Roman und das Gedicht.
Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
und wurde oft zum Trost und Unterpfande.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf die normative Kraft

des Glaubens für das Tun der Obrigkeit:
Du lehrtest, dass die Hybris Unglück schafft.
Nur Demut bringe einem Volke Segen.



II

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Halt bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dann das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.
 
Hallo Herr H.,

dein Beitrag gefällt mir. Ich habe den Roman "Der Vater" gelesen, daher habe ich einen Bezug zu deinem Beitrag.

Ich wünsche dir weiterhin eine glückliche Schreiberhand.

Liebe Grüße. Rhondaly.
 

Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande.
Der Hochverrat war deine Sache nicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande
und der Gehorsam schien dir Bürgerpflicht.

Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
in weiten Kreisen und nicht nur am Rande.
Inmitten in dem großen Weltenbrande
erklang sie im Roman und im Gedicht.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf die normative Kraft

des Glaubens für das Tun der Obrigkeit:
Sagt sie sich los von Gott, so ruht kein Segen
auf ihrem Werk. Dann wird es frevelhaft.


II

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Trost bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dann das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Rhondaly,

ja,"Der Vater",ein Roman über den Preußenkönig Friedrich-Wilhelm, ist ein großes Buch und ein verschlüsselter Protest gegen Hybris und Willkürherrschaft. Noch beeindruckender aber sind sicherlich Kleppers Tagebücher "Unter dem Schatten deiner Flügel"; sie stehen in einer Reihe mit den Tagebüchern von Klemperer.

Danke für dein Echo!

LG von Herrn H.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Herr H.,
du hast mich jedenfalls neugierig gemacht mit diesem Gedicht und mich angeregt, mehr von / über Jochen Klepper erfahren zu wollen! Ich danke für diese Anregung!
Nicht glücklich formuliert finde ich:

Inmitten in dem großen Weltenbrande
Das doppelte "in" wirkt eher schwerfällig.
lg wüstenrose
 

Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande.
Der Hochverrat war deine Sache nicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande
und der Gehorsam schien dir Bürgerpflicht.

Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
in weiten Kreisen und nicht nur am Rande.
Inmitten von dem großen Weltenbrande
erklang sie im Roman und im Gedicht.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf den normativen Rang

des Glaubens für das Tun der Obrigkeit:
Sagt sie sich los von Gott, so ruht kein Segen
auf ihrem Werk. Dann droht der Untergang.


II

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Trost bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dann das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.


III

Du lebtest deine Tage mit der Bibel
und deutetest von ihr her dein Geschick.
Dein Tagebuch bezeugte stets penibel
den Widerhall in jedem Augenblick.

Du warst verletzlich, furchtsam und sensibel,
doch auch empfänglich für das kleinste Glück.
So warfen das Idyll wie auch das Übel
dich gleichermaßen auf die Schrift zurück.

Du sahst dein Schicksal ganz in ihrem Lichte.
Sie sprach zu deiner innersten Geschichte
im Sinn des „textum applica ad te“. („Wende den Text auf dich an!“)

Dies Wort war für dich mehr als nur Idee.
Es war dein Leitspruch und dein täglich Brot
auch noch am Abgrund und bis in den Tod.
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Wüstenrose,

es freut mich, dass ich dich auf Klepper neugierig gemacht habe. Sein erschütterndes Schicksal steht stellvertretend für viele Menschen im 3. Reich, die in einer sogenannten Mischehe lebten. Als er mit seiner Frau und Stieftochter am 11.Dezember 1942 den Freitod wählte, sagte der Bestatter beim Abholen der Leichen: "Das sind nicht die ersten heute. Wir haben eben ein junges Mädchen aus Wannsee abgeholt."

S2Z3 habe ich ein wenig abgeändert. Danke für den Hinweis!

LG von

Herrn H.
 

Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande.
Der Hochverrat war deine Sache nicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande
und der Gehorsam schien dir Bürgerpflicht.

Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
in weiten Kreisen und nicht nur am Rande.
Zum Trotz dem Leid und großen Weltenbrande
erklang sie im Roman und im Gedicht.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf den normativen Rang

des Glaubens für das Tun der Obrigkeit:
Sagt sie sich los von Gott, so ruht kein Segen
auf ihrem Werk. Dann droht der Untergang.


II

Du lebtest deine Tage mit der Bibel
und deutetest von ihr her dein Geschick.
Dein Tagebuch bezeugte stets penibel
den Widerhall in jedem Augenblick.

Du warst verletzlich, furchtsam und sensibel,
doch auch empfänglich für das kleinste Glück.
So warfen das Idyll wie auch das Übel
dich gleichermaßen auf die Schrift zurück.

Du sahst dein Schicksal ganz in ihrem Lichte.
Sie sprach zu deiner innersten Geschichte
im Sinn des „textum applica ad te“.*

Dies Wort war für dich mehr als nur Idee.
Es war dein Leitspruch und dein täglich Brot
auch noch am Abgrund und bis in den Tod.

* „Wende den Text auf dich an!“


III

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Trost bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dann das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.
 

Herr H.

Mitglied
I

Du warst kein Held, kein Mann im Widerstande.
Der Hochverrat war deine Sache nicht.
Du zähltest zu den Stillen hier im Lande
und der Gehorsam schien dir Bürgerpflicht.

Doch hatte deine Stimme ihr Gewicht
in weiten Kreisen und nicht nur am Rande.
Zum Trotz dem Leid und großen Weltenbrande
erklang sie im Roman und im Gedicht.

Dem Terror und der Willkür deiner Zeit
tratst du auf deine leise Art entgegen,
verweisend auf den normativen Rang

des Glaubens für die Macht und Obrigkeit:
Sagt sie sich los von Gott, so ruht kein Segen
auf ihrem Tun. Dann droht der Untergang.


II

Du wolltest ein Poet der Kirche sein
und gleichsam predigen durch deine Dichtung.
Dies war dir Auftrag, heiligste Verpflichtung
und Maßstab war die Bibel – sie allein.

Du drangest immer tiefer in sie ein.
Sie setzte deiner Arbeit Ziel und Richtung,
gab die Akzente vor und die Gewichtung.
Dein Werk war ihr Reflex und Widerschein.

Du zeigtest an dem alten Preußenkönig,
wie Glaube wirkt in einem Menschenleben.
Doch war dir diese Botschaft noch zu wenig.

Das Schönste war es für dich, Trost zu geben.
Und dies gelang dir schließlich explizit
und formvollendet durch dein Kirchenlied.



III

Du lebtest deine Tage mit der Bibel
und deutetest von ihr her dein Geschick.
Dein Tagebuch bezeugte stets penibel
die Resonanz in jedem Augenblick.

Du warst verletzlich, furchtsam und sensibel,
doch auch empfänglich für das kleinste Glück.
So warfen das Idyll wie auch das Übel
dich gleichermaßen auf die Schrift zurück.

Du sahst dein Schicksal ganz in ihrem Lichte.
Sie sprach zu deiner innersten Geschichte
im Sinn des „textum applica ad te“.*

Dies Wort war für dich mehr als nur Idee.
Es war dein Leitspruch und dein täglich Brot
auch noch am Abgrund und bis in den Tod.

* „Wende den Text auf dich an!“


IV

Dein Leben war ein inniges Verlangen
nach Gott. Als Speise diente dir sein Wort.
Du suchtest Schutz und Trost bei diesem Hort,
damit dich die Dämonen nicht bezwangen.

In dunklen Zeiten voller Angst und Bangen
war dir die Schrift ein steter Zufluchtsort
und Quell der Kraft. Du wusstest immerfort
dich von der Gnade unsichtbar umfangen.

So trug dich Gottes Wort jahrein, jahraus,
bis dann das lange schwebende Verhängnis
hereinbrach und sich nirgends Rettung fand.

Da nahmst du Frau und Tochter an die Hand
und führtest sie hinweg aus der Bedrängnis
heim zu dem Vater in das ew’ge Haus.
 



 
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