Internet-(Pop)-Literatur-Projekte

abstrakt

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Nicht ohne Grund habe ich die Anführungszeichen gesetzt:
"Richtige" Internet-Litaratur wäre eine Literatur, die außerhalb einer Publikation im Internet etwas Wesentliches verlieren würde. Sehr abstrakte Definition, ich weiß. Also eine Literatur, die die Struktur des Internet in sich aufnimmt und nicht mehr in ein gewöhnliches Buch paßt. Foren und Tagebücher im Internet sind vielleicht von höherer Aktualität, ließen sich aber auch in den Printmedien (in Zeitungen, Zeitschriften) realisieren. Allerdings sind sie im Internet zweifelsohne offener. Ein "richtiges" Internetwerk müßte wohl auf die Linearität verzichten und könnte interaktive Komponenten haben, außerdem einen kollektiven Autor. Möglicherweise auch einen Zufallscharakter haben. Ich arbeite da gerade an einer Hypertextcollage.
 

ex-mact

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Moin,

dann dürften die zahlreichen Endless-Stories im Web Deine Definition erfüllen. Auch die Leselupe hat so eine Endlos-Geschichte (siehe links). Einige dieser interaktiven Romane, an denen jeder weiterschreiben kann und den Fortgang der Geschichte damit auch für weitere Autoren definiert, sind ausserordentlich erfolgreich und ich weiss, daß mindestens eine davon als Buch verlegt wurde (womit eben genau das "Wesentliche" verloren geht).
 

abstrakt

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Endlosgeschichten

Der Clou bei diesen Endlosgeschichten ist also, daß man eigentlich Rezeption und Produktion des Werks nicht mehr strikt trennen kann und außerdem einen kollektiven Autor hat. Hast Du (mact) denn einen Link auf erfolgreiche Projekte dieser Art? Und gibt es auch Endlosgeschichten, bei denen nachträglich ältere Kapitel noch bearbeitet werden können?
 

ex-mact

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Moin,

wenn man fertige Kapitel nachträglich ändert, zerstört man dadurch potentiell die Geschichte, da die nachfolgenden Kapitel nicht mehr stimmen könnten.

Schau mal auf http://www.drachental.de - dort findest Du sowohl eine erfolgreiche Endlos-Story als auch Links auf weitere ähnliche Projekte.
 

abstrakt

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Das wäre der Witz an der Sache: ein Autorenteam, gewisse Spielregeln, und man könnte (den Regeln gemäß) den gesamten bisher geschriebenen Text verändern. So etwas plane ich derzeit für meine eigene Homepage. Mir fehlen dummerweise die Co-Autoren. Ich denke, daß ein solches Projekt gut funktionieren könnte, wenn die Autoren harmonieren.
 

ex-mact

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Moin,

tja - viel Glück. Ich habe das ja hier in der Schreibwerkstatt bereits versucht (gemeinsamer Roman für den Hohlbein-Preis). Es scheitert normalerweise an der unterschiedlichen zeitlichen Verfügbarkeit und den (sehr) verschiedenen Arbeitsweisen der Autoren. Erst durch das Eingreifen des Lesers (bei den Endlos-Geschichten) entsteht ja Interaktivität. DIESER Leser müsste dann nachträglich seine Elemente ändern - und das wird schnell unrealistisch.

Inwiefern das nun "Pop-Literatur" ist, ist mir aber noch nicht klar - es ist einfach kreatives Schreiben, wie es das auch früher schon gegeben hat...
 

abstrakt

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@mact:

Noch eine Frage: Woran bemißt man den Erfolg einer Endlos-Geschichte? (Du haßt oben von "erfolgreichen Internetromanen" geredet.)

Zum Thema Pop: Pop ist eine Endlosgeschichte schon deshalb, weil sie für nicht etablierte Autoren offen ist. Aber eigentlich verhält es sich hier anders: Ich interessiere mich vornehmlich für Popliteratur, wobei ich darunter eigentlich Gegenwarts-Literatur verstehe: Literatur, die stark auf das gegenwärtige soziale Geschehen und insbesondere auf populäre Massenphänomene (wie Popkultur) eingeht. (Mein Begriff ist viel weiter als was unter Popliteratur üblicherweise verstanden wird: nämlich Spaßliteratur für junge Leute.) Für eine solche Gattung ist das Internet natürlich der denkbar geeignetste Publikationsort, da dieses Medium ein Maximum an Aktualität erlaubt. Trotzdem nicht ins Dokumentarische oder Archivarische abzugleiten, ist dann die Kunst guter Popliteratur. Da wird es schwierig.
 



 
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