Johannes 14,6

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Frauen sprechen wieder
hinter vorgehaltener Hand.
Sie kichern in die langen, stillen Finger.
Sie haben ihn sogleich an seinem seltsam schwarzen Haar erkannt,
das aufgeflochten fast wie eine dunkelblaue Sonne flimmert

Der Bart wie eine Wildnis um den reichen, vollen Mund gepflanzt.
Die hohen Wangenknochen Tore in das Land der Nacht.
Und dieses funkeln, das in seinen Augen tanzt,
ist wie aus einem Schwur gemacht

Schlaft selig, denn ich halte Wacht

Die Männer stehen um ihn wie verschanzt.
Sie können seine Weite vor den Schilden jenseits ihrer Grenzen spüren.
Und dieses funkeln, das in seinen Augen tanzt.
Und ihnen ist, als könnt er ihre Herzen selbst durch die erdenschwere ihrer Lasten rühren.

Geht nicht. Erbarmt euch. Fühlt doch meine Angst.

Er schaut zum Himmel.
Die Hand ist leicht, sie zittert in der Stirn.
Die Straße hoch zum Garten, kriecht der Tod schon durchs Gewimmel.
Und er, er muss sich selbst in seinen allerliebsten Nächsten irren.
Nur so kann sich das Wort am Ende noch erfüllen:

Ich habe keinen aus dem Herz verloren,
Von denen du gegeben hast.


Er legt die Hände in den Staub,
erschöpft und matt. Als sammle er in einer allerletzten Rast
die Kraft im Inneren der auserkorenen Hülle.

Nimmt alles Leid, die sagenhafte erdenschwere Last,
doch wird sein einzig Erbe Fülle

Die Fülle meiner Liebe zu dir und dir und dir

Und wie er bittet, geht ein großes, goldenes Sagentier
durch diesen kleinen Menschengarten. Gewaltig sind die vielen Flügel anzusehen.
Es spricht nicht, aber singt in tausend Melodien:

Dein sehnen wird erhört.
Sie alle werden einst erlöst.
Doch jeder muss zu seiner ganzen Wahrheit durch dich waten
 
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