In der ersten Strophe liegt das Lyri betaut, also im Grunde nackt und nass, im kühlen Gras. Ich muss sagen, ich würde selbst im Juli nur ungern nachts nackt und nass im kühlen Gras liegen (brrrr), und bei mir würde in so einer Situation auch keine erotische Stimmung aufkommen. Außerdem: Entsteht Tau nicht erst gegen Morgen? Und wie lange musste Lyri eigentlich so nackt daliegen, damit sich Tau auf der Haut bilden konnte? Und warum kommt der Geliebte erst, wenn es soweit ist? Das heißt, Lyri liegt erstmal eine Weile alleine (!) nackt (!) im kühlen (!) Gras? Wer würde so etwas tun? Tut mir leid, wenn ich Haare spalte, aber das sind tatsächlich alles Fragen, welche die erste Strophe für mich aufwirft. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto seltsamer finde ich die Situation.
Liebe Presque, ich habe das Gefühl, dass Du hier ein wenig zu sehr den kühlen Verstand einsetzt. Erstmal, im Juli habe ich schon oft die sogenannten Hundstage erlebt=Tageshitze und damit verbundene sehr, sehr warme Nächte. In solchen Nächten kann ich es mir durchaus vorstellen nackt im Grase zu liegen.
Ich habe es mir in solchen Nächten, in welchen ich mich vor lauter Hitze schlaflos im Bett gewälzt habe, gewünscht:
"Jetzt ohne alles im kühlen Gras schlafen zu dürfen"
Hier verstehe ich Dein "Brrr" nicht - es sei denn Du hast den Juli mit dem März verwechselt - obwohl ich auch schon warme Märztage erlebt habe. Und nun zum Tau - auch hier nimmst Du alles zu verkopft. Tau besteht doch aus Wasser/Perlen.
Könnte es nicht sein, dass hier das Lyrich mit Schweißperlen bedeckt ist und diese dann Tau nennt=Tau (der Haut)?
Es gehört ja nicht zu viel Fantasie um solches zu erkennen,
denke ich. Schweißperlen klingen halt nicht so lyrisch, es sei denn man schreibt eines dieser Ficki-Gedichte, dann kann es nicht genug dampfen und stinken
Und warum sollte das Lyrich in einer heißen Nacht nicht allein in den Garten gegangen sein, in der Hoffnung der Geliebte vermisst sie im Bett und kommt dann in den Garten.
Vielleicht waren die beiden schon oft im Garten um...
na, Du weißt... Ich finde Deine Bedenken sind in der Tat Haarspaltereien. Ich finde dieses Gedicht nach wie vor
ausgezeichnet, schon weil es nicht so verkopft kommt -
es ist bezaubernd. Doch ich will Dir damit nicht Deine Bedenken nehmen, sondern nur zeigen, dass man es auch anders sehen kann. Pelikan, herzlich grüßend