Hallo, Nil!
Es ist immer ein Sprung ins kalte Wasser, wenn man die Gedichte, anstatt sie Freunden vorzutragen, Wildfremden in einem Forum wie der LL zum Fraß anbietet.
Aber ich denke, da wirst Du Dich schnell dran gewöhnen!
Erst mal kurz zu Deiner Antwort-Frage:
Gibt es für gereimte Gedichte spezielle Formen? Ich weiß auch nicht, was du mit Zeiten meintest.
Mit Zeiten meinte Stoffel wahrscheinlich, daß Du im Imperfekt beginnst (ging) und dann in der gegenwart landest (schreibe), wobei der allerletzte Zeile ja sogar als Futur gemeint ist.
Ich denke aber, das war Absicht (und findet bei mir keinen Anstoß.
Zu den Formen:
Es gibt natürlich feste Formen, aber die muß man nur einhalten, wenn man einen Limerick, ein Sonett, etc. schreibt.
Die "Regeln", was wirklich stimmig klingt, sind dagegen deutlich komplexer.
Wenn Du also eher aus dem Gefühl heraus schreibst, solltest Du das ruhig weiter tun, jedoch Dir die Sachen immer wieder selber vorlesen und über "fachliche" Hinweise genau nachdenken.
Dem gegenüber kann ein Vorschlag, den Dir ein Autorenkollege (also auch ich) hier macht, - in Relation zu Deiner Intention - genausogut totaler Humbug sein wie auch eine Optimierung in Deinem Sinne.
Das mußt Du für Dich abwägen.
Ich möchte mal einzeln was zu den Strophen sagen.
Mit Juli ging ich spazieren.
Wieviel wärmer wirkt der Tag,
wenn Sonnen nicht verlieren.
Als ich im Grünen lag,
war Juli nah bei mir.
[blue]Diese Strophe finde ich rhythmisch durchaus in Ordnung.
Zwar folgen in Zeile 1 zwei unbetonte Silben aufeinander ("ich spa"), was immer tendenziell etwas Hektik macht (die ja null mit dem Inhalt harmonieren würde), doch paßt das im Einleitungssatz irgendwie schon. Das Bedächtig-Ruhige kommt ja unmittelbar.
Allerdings entwickeln meine Fußnägel ob der Formulierung "wenn Sonnen nicht verlieren" eine leichte Tendenz, sich aufzurollen.
die Endung in "war Juli nah bei mir" gefällt mir indes klanglich sehr.[/blue]
Was hält dich an diesem Ort?
Gedankenvoll schreibe ich dir
und schildre mit jedem Wort,
wie du verweilst, denn nur hier
und nirgends sonst lächelst du mir zu.
[blue]Das gefällt mir rhythmisch nicht.
Die erste Zeile würde in verlängert "sanfter" klingen und besser zur ersten Strophe passen:
Was hält dich hier, an diesem Ort?
Und dann klänge auch für die folgenden 2 Zeilen "tadamtadamtadamtadam passend.
Dazu müßte dann die "Gedankenvoll"-zeile - trotz passender Silbenzahl - etwas geändert werden, weil "schreibe" ja auf der ersten Silbe betont wird.
Und nach "schildre" müßte ein einsilbiges (Füll-)Wort kommen.
Die "Verweil"-Zeile ließe sich wieder sehr einfach verlängern:
wie du verweilst, denn hier, nur hier
Schwierige die Endzeile:
Ich denke, die müßte in jedem Falle komplett geändert werden.
Ist einfach viel zu lang.[/blue]
Raum ist in jener Natur.
Voll Farben ist ein kurzer Moment.
Dabei denke ich an Juli:
Nur Illusion wird dir geschenkt.
[blue]Obwohl diese Strophe rhythmisch vom Rest abweicht, finde ich sie in dieser Hinsicht durchaus passend. Vielleicht würde ich die beiden "ist" in den ersten 2 Zeilen weglassen ...
Und inhaltlich gefällt sie mir auch.[/blue]
Juli ist mir nah, im Sommer gehst du einher.
Schon wenn ich es lasse zu träumen,
gibt es dich nicht mehr.
[blue]Hier stimmt der Inhalt wieder, aber rhythmisch leider (fast) nichts.
Die erste Zeile ist einfach viel zu lang!
Und auch die zweite Zeile läßt sich nicht so ruhig lesen, wie es dem Inhalt angemessen wäre![/blue]
Das soll aber erst einmal an Gedanken zum Text von meiner Seite aus langen ...
Fest steht auf jeden fall, daß Du eine lyrische Ader hast!
lg
Ara