Ofterdingen
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Kaffee
Nachdem der Ober den Kaffee auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus der schwarzen Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.
S. hilft dem Tier aus dem heißen Wasser, hält es behutsam in der Hand und streichelt es über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober.
Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er vorwurfsvoll und zeigt dem Mann das Küken.
Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt.
Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.
Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.
Sei mir willkommen, Küken, sagt S. und streichelt es sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen?
Hast du einen Garten? fragt das Küken.
Ja, in den Hügeln hier in der Nähe. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest.
Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen?
Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach, und seine Wände streiche ich dunkelrot, innen und außen.
Beide schweigen. Nach einer Weile sagt S.: Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss.
Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr.
Nachdem der Ober den Kaffee auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus der schwarzen Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.
S. hilft dem Tier aus dem heißen Wasser, hält es behutsam in der Hand und streichelt es über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober.
Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er vorwurfsvoll und zeigt dem Mann das Küken.
Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt.
Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.
Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.
Sei mir willkommen, Küken, sagt S. und streichelt es sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen?
Hast du einen Garten? fragt das Küken.
Ja, in den Hügeln hier in der Nähe. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest.
Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen?
Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach, und seine Wände streiche ich dunkelrot, innen und außen.
Beide schweigen. Nach einer Weile sagt S.: Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss.
Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr.