Willibald
Mitglied
Vorbemerkung:
Natürlich geht es in dem folgenden Gedicht (auch) um eine private Situation.
Dazu aber auch (vor allem) um die Eigenheit(en) von Gedichten.
Vielleicht habt Ihr Anmerkungen dazu? Würde diesen eulenschwinger da unten freuen.
kampfeslustig sträubt sich mein fell
Jetzt, Samstag etwa 14 Uhr,
sitze ich im Cafe Engel
Hauptstraße 10, 86604
Donauwörth. Heute abend, 19.30,
spielen Deutschland und Irland.
Dort drüben am Tisch
ein altes Paar, der Mann
kurzatmig und fröhlich,
er hat, sagt er,
die Lisbeth,
da ist er froh.
Der grüne Tee vor mir,
aromatisiert, großblättrige
Sencha und Blüten,
er nennt sich "Morgentau".
So war in der Karte zu lesen.
Ich habe mir
dieses Beispiel
für Lyrik in Prosa bestellt.
Solo sitz ich, leicht depressiv,
und schreibe Verse,
ich hoffe ein wenig,
es helfe, das lyrische Spiel
ohne Fließtext.
Nicht zu wissen, wie es weitergeht,
ist kein Vorrecht des lyrische Ichs.
Immerhin aber findest Du selten
ein lyrisches Wir oder Ihr. So setz
ich mit Zutraun die Worte, die Zeilen,
die Sätze, den Text.
Und stelle mir vor, beim Lesen,
im Einlass der Verse beugt mancher
den Kopf, nicht demütig, natürlich nicht.
Aber sorgsam, irgendwie
sogar freundlich, tastet er aus,
was die Zeile so füllt.
Und dort, wo sie anhält,
leuchtet vielleicht eine Spur,
vielleicht grade dort,
wo nichts mehr
weiterzugehen
scheint.
Und schau nur - im Verse -
gleite ich wie ein Schiff
ohne Steuermann durch das Meer
und ziellos wie ein Vogel
streife ich durch die Luft.
Und als Wolf
treibe ich
durch das Unterholz.
Und der Boden ist mir ein Buch,
und ich lese die Fährte des Dachses.
Und im Rücken spüre ich
den Blick des jagenden Falken.
Kampfeslustig sträubt sich mein Fell,
es zuckt in den Krallen,
und in mir fluten die Bilder
von alten Wunden.
Das gezauste Fell, das vernarbte,
es spannt.
Mit weit zurückgebogenem Halse,
so dass die Bilder im Kopfe sich stoßen,
richte ich meine Schnauze klagend zum Himmel.
Dort oben Selene,
die sanfte,
die wilde Göttin,
sie kennt mich
und sie streichelt mein Fell.
Natürlich geht es in dem folgenden Gedicht (auch) um eine private Situation.
Dazu aber auch (vor allem) um die Eigenheit(en) von Gedichten.
Vielleicht habt Ihr Anmerkungen dazu? Würde diesen eulenschwinger da unten freuen.
kampfeslustig sträubt sich mein fell
Jetzt, Samstag etwa 14 Uhr,
sitze ich im Cafe Engel
Hauptstraße 10, 86604
Donauwörth. Heute abend, 19.30,
spielen Deutschland und Irland.
Dort drüben am Tisch
ein altes Paar, der Mann
kurzatmig und fröhlich,
er hat, sagt er,
die Lisbeth,
da ist er froh.
Der grüne Tee vor mir,
aromatisiert, großblättrige
Sencha und Blüten,
er nennt sich "Morgentau".
So war in der Karte zu lesen.
Ich habe mir
dieses Beispiel
für Lyrik in Prosa bestellt.
Solo sitz ich, leicht depressiv,
und schreibe Verse,
ich hoffe ein wenig,
es helfe, das lyrische Spiel
ohne Fließtext.
Nicht zu wissen, wie es weitergeht,
ist kein Vorrecht des lyrische Ichs.
Immerhin aber findest Du selten
ein lyrisches Wir oder Ihr. So setz
ich mit Zutraun die Worte, die Zeilen,
die Sätze, den Text.
Und stelle mir vor, beim Lesen,
im Einlass der Verse beugt mancher
den Kopf, nicht demütig, natürlich nicht.
Aber sorgsam, irgendwie
sogar freundlich, tastet er aus,
was die Zeile so füllt.
Und dort, wo sie anhält,
leuchtet vielleicht eine Spur,
vielleicht grade dort,
wo nichts mehr
weiterzugehen
scheint.
Und schau nur - im Verse -
gleite ich wie ein Schiff
ohne Steuermann durch das Meer
und ziellos wie ein Vogel
streife ich durch die Luft.
Und als Wolf
treibe ich
durch das Unterholz.
Und der Boden ist mir ein Buch,
und ich lese die Fährte des Dachses.
Und im Rücken spüre ich
den Blick des jagenden Falken.
Kampfeslustig sträubt sich mein Fell,
es zuckt in den Krallen,
und in mir fluten die Bilder
von alten Wunden.
Das gezauste Fell, das vernarbte,
es spannt.
Mit weit zurückgebogenem Halse,
so dass die Bilder im Kopfe sich stoßen,
richte ich meine Schnauze klagend zum Himmel.
Dort oben Selene,
die sanfte,
die wilde Göttin,
sie kennt mich
und sie streichelt mein Fell.