kanalkohle

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Dimpfelmoser

Mitglied
kanalkohle

träge befördern kähne
in hohlwangigen kellern geborgene
wohlstandsversprechen
zum aufbrechenden wunder

Manni, schau, den da, den schaffste
ihr wagemut grinst keck
in die erschöpfte
nachkriegssonne
die unschuld ihrer lebenslust
brennt sich ein in das rückgrat
eines gefallenen

jetzt, Manni, jetzt
nackte füße flitzten flink
zur anderen seite
und ein sprung, jeder sprung
erzählt die geschichte
einer kameradschaft, die bleibt
einer jugend, die vergeht
einer erinnerung,
die fragen stellt, auf die es
keine antworten gibt

leberwurstschnitten zum abendbrot
der stuhl zu mutterns rechter
bleibt leer
 

fee_reloaded

Mitglied
Dazu wollte ich noch was loswerden, lieber Dimpfelmoser!

Alleine, wenn ich mir die erste Strophe deines schönen Gedichts vornehme, werde ich (wie auch an weiteren Stellen des Gedichts)
klanglich reich belohnt!

träge befördern kähne
in hohlwangigen kellern geborgene
wohlstandsversprechen
zum aufbrechenden wunder

"träge kähne" - "kähne - kellern" - "hohlwangigen - wohlstands..." - "...standsversprechen - aufbrechen"... das ist sehr sehr schön gemacht - nicht zuletzt, weil die Sprache dennoch kein bisschen erzwungen wirkt.

Von der herzergreifenden mühelosen Verquickung von Leben und Tod in einem Text, der mitten aus dem Leben gegriffen daherkommt und den gekonnt gesetzten Wiederholungen, die die Wirkung nur noch lebendiger machen, von den immer wieder kurzen aber an den perfekten Stellen den Fluss bremsenden "Vergänglichkeits-Einwürfen" (die ich für perfekt dosiert halte) und von der Wahrheit, die in diesem Text stecken, red ich erst gar nicht.

Du musst ins Leben springen, um es in all seinen Möglichkeiten zu erfahren, und risikierst es zugleich dabei. Das ist Lebendigkeit - und um die geht es vordringlich im Gedicht. Und darum, dass der Tod Teil davon ist und in der Natur des Lebens liegt. In wunderbar eindringlichen Bildern und Metaphern und zum Anfassen nah "beschworen".

Und ich liebe diesen Höhepunkt

jetzt, Manni, jetzt
nackte füße flitzten flink
zur anderen seite
und ein sprung, jeder sprung
und das sanfte Zu-einem-Halt-Kommen in der letzten Strophe.

Sehr, sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße,
fee
 

Dimpfelmoser

Mitglied
Liebe fee,

es freut mich sehr, dass dieses Gedicht, welches ein Stück weit inspiriert ist von Erzählungen aus meinem direkten Umfeld, so auf Dich wirkt. Mir bleibt so nur, Dir für die Beschäftigung mit dem Text nochmals ganz herzlich zu danken.

Auch Dir, liebe @petrasmiles, ein großes Danke für die wunderbare Bewertung.

Liebe Grüße
Dimpfelmoser
 



 
Oben Unten