Liebe Moderator/inn/en, ich bin mir nicht sicher, ob es hierhin oder zur Fantasy gehört. Wenn ihr euch sicherer seid, bitte verschieben. Danke.
Gruß
Achim
Kazumbas Abenteuer
8. Episode
Widerborstigkeiten
(für E.A. Poe)
Als Kazumba, der schwarze Weise, wieder einmal vor dem großen Tor von Schmarantia in der Sonne saß und den Straßenkindern nachdenklich beim Katzenquälen zuschaute, da fiel's ihm ein, dass er bald Geburtstag hatte. Und weil es sein fünfundsechzigster werden würde, beschloss er, ihn angemessen zu feiern. Er ging zum Laden eines Metzgers und sagte:
"Ich will ein großes Fest geben. Da darf's an Fleisch und knusprigem Braten nicht fehlen. Sei so gut, Meister und liefere mir ein halbes deiner besten Schweine nach Hause. Ich will's dir redlich bezahlen."
Am nächsten Tag kam der Metzger wie bedungen mit einem halben Schwein zu Kazumbas Haus und wollte es abliefern. Kazumba aber zog die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.
"Meister was ist in dich gefahren?" fragte er. "Das ist ja die hintere Hälfte eines Schweins, die du mir bringst. Wie soll ich meinen Gästen da Nackenbraten oder fettes Wellfleisch anbieten können?"
"Ihr sagtet nicht, dass Ihr lieber die vordere Hälfte haben wolltet", wehrte sich der Metzger.
Kazumba ließ das nicht gelten.
"Weißt du denn nicht, dass man ein Schwein der Länge nach teilen muss? Für diese hintere Schweinehälfte kann ich dich nicht bezahlen; so gut das Fleisch auch sonst sein mag. Schaff mir Ersatz."
Der Metzger zog ein mürrisches Gesicht, packte aber seine Schweinehälfte wieder auf und machte sich von dannen.
Bald darauf kam er erneut mit einem halben Schwein. Diesmal der Länge nach durchschnitten, wie Kazumba es verlangt hatte. Doch statt sich zu freuen und nach dem Geldbeutel zu laufen, schüttelte dieser wiederum den Kopf und sprach:
"Ich muss mich wundern, Meister. Du bringst mir da die obere Hälfte eines gewiss schöngewachsenen Schweins. Was aber, wenn es meine Gäste nach Schweinsfüßen und saftigen Bauchstücken verlangt? Soll ich ihnen statt dessen die Ohren oder den geringelten Schwanz vorsetzen? Stellt Euch nur die Enttäuschung und den Spott vor."
Der Metzger bekam einen roten Kopf und schrie:
"Ihr tut mir unrecht! Ich habe es der Länge nach geteilt, wie Ihr's verlangt habt. Nun mäkelt Ihr schon wieder herum und ich werde den Verdacht nicht los, Ihr wollt nur den vereinbarten Preis drücken."
Kazumba lächelte sanft:
"Wo denkst du hin. Aber als Metzgermeister muss dir doch geläufig sein, dass man ein Schwein entlang seiner Symmetrieebene teilt."
Da stieß der Metzger ein gequältes Stöhnen aus und sprach:
"Ich fürchte, dann kann ich Euch nicht helfen. Ich weiß, dass ein Schwein Hinterschinken und Rippenstücke hat, auch Lenden und Kammbraten sind mir bekannt. Aber eines mit einer Symmetrieebene ist mir noch nicht untergekommen! Gehabt euch wohl Gevatter und sinnt auf eine andere Speise für Eure Gäste. Ich hab genug Verlust an Euch gehabt!" Und er schulterte sein halbes Schwein und schritt eilends davon.
Kazumba sah ihm grübelnd nach, bis er im Gewühl der Straße verschwunden war. Dann zuckte er gleichmütig mit den Schultern, nahm seinen Wanderstab und ging lustig pfeifend hinunter zum Fischmarkt, um einen halben Kugelfisch zu kaufen.
Gruß
Achim
Kazumbas Abenteuer
8. Episode
Widerborstigkeiten
(für E.A. Poe)
Als Kazumba, der schwarze Weise, wieder einmal vor dem großen Tor von Schmarantia in der Sonne saß und den Straßenkindern nachdenklich beim Katzenquälen zuschaute, da fiel's ihm ein, dass er bald Geburtstag hatte. Und weil es sein fünfundsechzigster werden würde, beschloss er, ihn angemessen zu feiern. Er ging zum Laden eines Metzgers und sagte:
"Ich will ein großes Fest geben. Da darf's an Fleisch und knusprigem Braten nicht fehlen. Sei so gut, Meister und liefere mir ein halbes deiner besten Schweine nach Hause. Ich will's dir redlich bezahlen."
Am nächsten Tag kam der Metzger wie bedungen mit einem halben Schwein zu Kazumbas Haus und wollte es abliefern. Kazumba aber zog die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf.
"Meister was ist in dich gefahren?" fragte er. "Das ist ja die hintere Hälfte eines Schweins, die du mir bringst. Wie soll ich meinen Gästen da Nackenbraten oder fettes Wellfleisch anbieten können?"
"Ihr sagtet nicht, dass Ihr lieber die vordere Hälfte haben wolltet", wehrte sich der Metzger.
Kazumba ließ das nicht gelten.
"Weißt du denn nicht, dass man ein Schwein der Länge nach teilen muss? Für diese hintere Schweinehälfte kann ich dich nicht bezahlen; so gut das Fleisch auch sonst sein mag. Schaff mir Ersatz."
Der Metzger zog ein mürrisches Gesicht, packte aber seine Schweinehälfte wieder auf und machte sich von dannen.
Bald darauf kam er erneut mit einem halben Schwein. Diesmal der Länge nach durchschnitten, wie Kazumba es verlangt hatte. Doch statt sich zu freuen und nach dem Geldbeutel zu laufen, schüttelte dieser wiederum den Kopf und sprach:
"Ich muss mich wundern, Meister. Du bringst mir da die obere Hälfte eines gewiss schöngewachsenen Schweins. Was aber, wenn es meine Gäste nach Schweinsfüßen und saftigen Bauchstücken verlangt? Soll ich ihnen statt dessen die Ohren oder den geringelten Schwanz vorsetzen? Stellt Euch nur die Enttäuschung und den Spott vor."
Der Metzger bekam einen roten Kopf und schrie:
"Ihr tut mir unrecht! Ich habe es der Länge nach geteilt, wie Ihr's verlangt habt. Nun mäkelt Ihr schon wieder herum und ich werde den Verdacht nicht los, Ihr wollt nur den vereinbarten Preis drücken."
Kazumba lächelte sanft:
"Wo denkst du hin. Aber als Metzgermeister muss dir doch geläufig sein, dass man ein Schwein entlang seiner Symmetrieebene teilt."
Da stieß der Metzger ein gequältes Stöhnen aus und sprach:
"Ich fürchte, dann kann ich Euch nicht helfen. Ich weiß, dass ein Schwein Hinterschinken und Rippenstücke hat, auch Lenden und Kammbraten sind mir bekannt. Aber eines mit einer Symmetrieebene ist mir noch nicht untergekommen! Gehabt euch wohl Gevatter und sinnt auf eine andere Speise für Eure Gäste. Ich hab genug Verlust an Euch gehabt!" Und er schulterte sein halbes Schwein und schritt eilends davon.
Kazumba sah ihm grübelnd nach, bis er im Gewühl der Straße verschwunden war. Dann zuckte er gleichmütig mit den Schultern, nahm seinen Wanderstab und ging lustig pfeifend hinunter zum Fischmarkt, um einen halben Kugelfisch zu kaufen.