Hallo Phantologe,
ich bin seit etwas über zehn Jahren in der LL, und solange kenne ich auch die Auseinandersetzung darüber, was ein Haiku oder Senryu ist. Inzwischen habe ich mich dem Thema angenähert, bin mir aber oft auch noch unsicher, ob das, was ich geschrieben habe, wirklich ein Haiku/Senryu ist oder "nur" ein Dreizeiler. Mich reizt aber die Form und ich bleibe dran.
Ein Haiku ist auf jeden Fall mehr als ein Dreizeiler, in dem die einzelnen Zeilen eine bestimmte Silbenzahl haben (und selbst bei den Silbenzahlen geht die "Klopperei" oft schon los, da Vertreter der modernen Haikus hier etwas "großzügiger" sind, während die "Traditionalisten" auf die strikte Einhaltung der Silbenzahl pochen).
Bei einem Haiku handelt es sich um eine Naturbeobachtung (im Gegensatz zum Senryu, bei dem es eher um Alltagsbeobachtungen geht), die frei von Wertung, Beurteilung u.ä. wiedergegeben wird. Optimal ist, wenn man auch die Jahreszeit erkennen kann. Auf jeden Fall sollte die Beschreibung beim Leser auch weitere innere Bilder öffnen.
Soweit mein bisher erlangtes Verständnis zu dem Thema, das unser Haiku-Spezialisten aber gerne erweitern und korrigieren dürfen.
Begriffe wie "schelmisch" oder "Diebische Freude" haben aber etwas von Wertung/Beurteilung. Alleine dadurch ist Dein Dreizeiler aus meiner Sicht kein Haiku.
Dann die - von vielen Lesern vermutlich noch nicht entdeckten - kleinen Punkte, die Dein Werk umgeben und sicherlich das summende Volk symbolisieren sollen. Auch diese neckische Spielerei entspricht sicherlich nicht der eher nüchtern-sachlichen Form des Haikus. Wobei, wie ich erst kürzlich gelernt habe, auch Haikus humorvoll sein dürfen. Daher würde es mich schon interessieren, was die Haiku-Spezialisten zu dieser "graphischen Unterstützung" sagen.
Wie ich schon schrieb, finde ich die Form sehr spannend, aber auch höchst anspruchsvoll - auf jeden Fall anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick scheint. Das sollte aber kein Grund sein, jetzt aufzugeben, finde ich jedenfalls
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Liebe Grüße
Andreas