Hallo Andreas
Ich kann Dir nur meine Auffassung näherbringen. Aus meiner Sicht gibt es nichts, was gegen einen Vierfach-Reim spräche, auch wenn Wikipedia folgende Kriterien angibt:
- Vier Verse, Reimschema meist: aabb
- Im ersten Vers werden die beiden handelnden Personen (meist Knaben) eingeführt.
- In den folgenden wird ihre Handlung oder ihr Wesen beschrieben. Dabei entsteht eine groteske oder skurrile Komik.
[blue]Die für mich unerlässlichen Kriterien habe ich hier fett markiert[/blue], weswegen die folgen zwei Werke für mich leider als echte Klapphörner ausscheiden:
Die Brüder, beide hübsch und fein,
die wollten gerne Mädchen sein.
Sie trugen Kleider und Perücken
und konnten Männer nun entzücken.
Zwei Schreiber stritten sich sehr viel,
es ging stets um den Schreiber-Stil.
Das war ein reines Possenspiel,
weil jeder sich so gut gefiel.
Warum? Nun, bei dem Vers von Marie-Luise ist vielleicht das Bild grotesk (naja, heutzutage eher nicht mehr), der Humor jedoch keineswegs skurril sondern viel zu folgerichtig.
Auch bei deinem Vers bleibt jegliche Überraschung aus, grotesk ist das Verhalten der Protagonisten, nicht aber der Humor und skurril ist daran schon gar nix.
Alles, was einen zu folgerichtigen Faden hat und weder einen Bruch noch einen Gedankensprung, noch eine Überraschung parat hat, ist für mich nicht wirklich ein Klapphorn.
So, dann versuchen wir mal, die vorliegenden Werke "klapphorniger" zu machen:
Zwei Brüder machten sich einst fein,
der eine wollt' ein Mädchen sein,
er trug Perücken, Make-up, Kleider,
der andre nur "Normales" - leider.
Zwei Schreiber stritten sich sehr viel,
der eine hatte Schreiber-Stil,
doch nahm er Teil am Possenspiel,
weil ihm das Streiten so gefiel.
So, ich weiss jetzt nicht wirklich, ob das jetzt sooo viel besser ist, aber ich hab's auch ganz auf die Schnelle umgebastelt. Ein wenig skurriler dürte es jedenfalls geworden sein und ich hoffe, meine Ausführungen waren nicht ganz vergeblich.
Gruss
Jürgen