WdM Februar: „kleines gebet zum sonntag“ von unica, letzte Neuerscheinung Februar 2014
Entschuldigung, ich hatte übersehen, dass es auch einen neuen Text von ihr gab, der sonst letzte kam von November 2011.
Außerdem sieht es so aus:
WdM Januar: „Mütterlich“ von Herbstblatt, letzte Neuerscheinung Januar 2010
WdM Dezember: „Julia“ von DarkskiesOne, letzte Neuerscheinung Oktober 2004
WdM November: „Rückblick“ von achras, bisher nur dieses Werk, Oktober 2013
WdM Oktober: „Schatten“ von presque_rien, letzte Neuerscheinung Februar 2012
WdM September: „Der Weg zum Friedhof“ von Hagen, letzte Neuerscheinung Februar 2014
WdM August: „das flüstern ist ein leises“ von Walther, letzte Neuerscheinung Februar 2014
WdM Juli: „Olga Kurylenko“ von Tammuz, letzte Neuerscheinung September 2013
WdM Juni: „Am Klavier“ von Andere Dimensionen, letzte Neuerscheinung Januar 2014
WdM Mai: „Die Tulpe“ von Claudianne, letzte Neuerscheinung November 2013
WdM April: „DIN“ von R. Herder, letzte Neuerscheinung Oktober 2010
WdM März: „Ypsilons Schwester“ von Dr. Time, letzte Neuerscheinung April 2013
WdM Februar: „Haushaltshilfen“ von huwawa, letzte Neuerscheinung Februar 2013
WdM Januar: „Die Stringtheorie“ von Ironbiber, letzte Neuerscheinung Januar 2014
Auch hier also muss ich meinen Eindruck revidieren und relativieren. Es ist keine Wahrheit, es ist eher „gefühlte“ Wahrheit gewesen. Mehrfach ist man bei WdM auf Mitglieder gestoßen, von denen man noch nie was gehört hatte. Dann das Profil nachgeschaut und öfter stellte sich raus, dass die Leute seit Jahren schon nicht mehr mit von der Partie waren.
Allerdings habe ich grundsätzlich gar nichts gegen eine gewisse Quote solcher WdMs, ich finde das (auch) eine Aufgabe von WdM, an in Vergessenheit geratene Autoren und Texte zu erinnern. Und, wenn man es wie in den Fällen Tammuz oder achras, Autoren nominiert, die noch nicht besonders lange dabei sind und nicht gerade viele Texte vorzuweisen haben, finde ich das auch okay, zeugt es doch von einem gewissen Mut, sich sichtbar und unabgesichert auf die Seite einer „neuen Hoffnung“ zu stellen.
Allerdings ist schon auch eine leichte Tendenz zum Kartelleichen-Prämieren nicht zu übersehen. Über die Hälfte hat nichts mehr eingestellt im letzten Vierteljahr.
Wenn ich sagen sollte, warum mich der Unica-Text anspricht: Wegen seiner Schnoddrigkeit, Hingeworfenheit, Unernste. (Womit er ganz anders ist als das Meiste, was es von ihr sonst hier zu lesen gibt.) Es kommt etwas Leichtes, Schaumiges daher - und ist doch auch mit einem gewissen Gewicht versehen.
Es ist ein klassischer Topos, diese verschmitzten kleinen Zwiesprachen mit dem Herrgott. Der immer ein Lieber ist in diesem Fall, welcher einen lieb hat, darum kann man sich was wünschen von ihm.
Der liebe Gott sieht alles“. Vielleicht kennen Sie diesen Satz aus Ihrer Kindheit. „Sei brav, denn der liebe Gott sieht alles“. Jesus selbst spricht vom Vater, der das Verborgene sieht.
http://www.alt-katholisch.de/fileadmin/red_ak/CH-Archiv/arc_09/9-3-3.htm
Gelegentlich stiehlt, wie auch in dieses Gedicht, sich ein wenig Erschöpfung ins Wünschen ein:
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage
http://www.rilke.de/gedichte/herbsttag.htm
Es ist sowohl komisch wie bedenkenswert, wenn man sich für die Zwiesprache eine Katze, keinen Mann, wünscht, einäugig, ein Spiel mit Zwiesprache, während man „fürs Intime“ einen ungewaschenen Arbeiter möchte. An der Stelle unterbrach ich die Lektüre und klickte ins Dichterprofil, wer ist die denn, stand aber nicht dort. Kann den ungewaschenen Arbeiter jedenfalls einigermaßen nachvollziehen. Aber, typischer Zweispalt jeder Schriftstellerexistenz, das platt Vitale reicht nicht hin, es muss auch „das Innige“ sein - daher die Dichter auch noch. Und „das Künstlerische“ besorgen uns die verschrobenen Aufschneider. Das ist keine Fragmentierung von Menschen nach ihrer Verwendungsfähigkeit, das ist einfach so, da schaue man sich einen Jonathan Meese, Joseph Beuys oder Anselm Kiefer an!
Die blinkende Madonna.
Klasse Bild! Muss man erst mal finden. An was es ursprünglich gemahnte, weiß nur, die es geschrieben hat, bestimmt was ganz anderes, aber ich biete an:
As human gods aim for their mark
Made everything from toy guns that spark
To flesh-colored christs that glow in the dark
It's easy to see without looking too far
That not much
Is really sacred.
http://www.lyricsfreak.com/b/bob+dylan/its+alright+ma_10043088.html
Was die Vorteile eines alten Saabs sind, kann ich als Nicht-Autofahrer nicht erahnen, aber, wie ja auch gesehen wurde, man kann es nicht lesen, ohne an Janis Joplin zu denken. Das ist doch auch was: Spiel zwischen lyrischen Texten, Spiel mit Zitaten und Anspielungen. Es gibt einen Unterschied zwischen Klauen und Rüberwinken.
Oh lord won't you buy me a Mercedes Benz.
My friends all drive Porsches, I must make amends.
Worked hard all my lifetime, no help from my friends.
So oh lord won't you buy me a Mercedes Benz.
http://www.lyricsfreak.com/j/janis+joplin/mercedes+benz_20069845.html
Schlechte Lyrik ist das durchaus nicht gewesen, da wiederspreche ich entschieden.
Einfallsreich ist der Satzanfang mit den gewetzten Messer. Wen will sie massakrieren, fragt man sich, dann stellt sich raus, dass sie einen guten Koch braucht, der es besser kann als sie selbst.
Es gibt natürlich schon mindestens ein Gedicht, das mit „Lieber Gott“ anfängt:
Lieber Gott, gib doch zu,
dass ich klüger bin als Du.
Und nun nimm doch endlich hin,
dass ich was besondres bin.
So, und nun preise meinen Namen,
denn sonst setzt es was. Amen!
Das wurde von Otto Waalkes vorgetragen bekannt, ausgedacht hatte es sich Robert Gernhardt.
http://www.releaselyrics.com/eac9/otto-waalkes-das-gebet/
Und es gibt, wie ja immer, ein passendes Goethegedicht, nämlich eines mit „Eins und Alles“ im Titel, das uns erzählt, dass es nicht gut ist, Forderungen zu stellen:
Eins und Alles
Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der Einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt läst'gem Fordern, strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.
Weltseele, komm' uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend, höchste Meister,
Zu dem, der alles schafft und schuf.
Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich's nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges lebend'ges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden,
In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht's Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.