Alles ist wahr, denn es ist!
Jedes Ding hat die zwei Seiten.
Deckt man eine davon auf,
gibt es gleich einen Gescheiten,
der das Ding dreht sofort um -
und man fühlt sich ziemlich dumm.
Doch wo kämen wir da hin,
hätte jeder große Dichter
des Gedichts verborgnen Sinn
jedem kleinen Hirn erklärt?
Da wär auch Goethe nichts mehr Wert.
Lieber Klopfstock,
das ist nicht persönlich gemeint. Ich schätze Dich und Deine Dichtkunst. Dein Vers hat mich zum
Schmunzeln gebracht und ich nehme ihn auch so, wie er gemeint ist, mit Humor! Ich wollte
eigentlich nicht so sarkastisch antworten, aber es ergab sich so. Jedenfalls sind die Dinge nicht so eindeutig, um sie hier ausführlich erklären zu können, weder von Dir noch von mir. Es gibt ja Individuen, die tatsächlich auf Kosten anderer leben, und nicht wenige. Aber von Künstlern möchte ich das nicht behaupten. Ich empfehle die Lektüre von Hermann Hesse und solcher großen Meister, die erst auf Kosten anderer gelebt haben, bevor sie berühmt wurden. Balzac hat sein ganzes Leben lang auf Kosten anderer gelebt und war doch einer der größten Schriftsteller der Welt. Jetzt leben immer noch viele Menschen auf seine Kosten.
Es gibt auch viele Künstler, die 30 - 40 Jahre noch einem "ordentlichen" Beruf nachgegangen sind, um sich dann nur noch der Kunst zu widmen. Sie leben von Ersparnissen oder der verdienten Pension. Aber ein armer Schlucker, der sich berufen fühlt, schon in jungen Jahren sein Hobby zum Beruf zu machen, dem kann es so ergehen:
Wenn nach ruheloser Nacht
der Dichter sorgenvoll erwacht -
denn er hat heut nichts zu beißen -
sitzt er vor dem leeren Blatte.
Die Gedanken, die er hatte,
sind ihm auch davon geflogen
und er denkt, ich bin betrogen
um der Arbeit rechten Lohn.
Doch ein Ausweg zeigt sich schon.
In die Dichtung reinzubeißen,
wäre doch etwas zu krass -
und so beißt er brav ins Gras.
Was wäre die Welt doch arm, wenn JEDER von morgens bis abends an irgendeine Maschine oder in irgendein Büro ginge.
Frohe Ostern wünscht
Intonia