Dieser Tage bekomme ich viele E-Mails, die mich auf Klitschko ansprechen, sein Bruder boxt ja wieder, morgen, am 2. Juli gegen Haye „Den Köpfer“ -) und die Leute fragen mich, ob ich hingehe.
Zwar mache ich große Fortschritte meine Ängste los zu werden, aber ein ganzes Stadion voller Leute ist mir dann doch noch zu viel. Außerdem sieht man aus Reihe „X“ vermutlich eh nichts, weshalb ich das Ereignis lieber aus sicherer Entfernung genieße. Vielleicht ein Public Viewing Monitor, irgendwo in der Stadt.
Im Mai, als Lena beim Schlager-Grand Prix ihren Titel verteidigte, schrieb die Mopo (Hamburger Morgenpost) großspurig: „Public Viewing in der Fischauktionshalle - Eintritt frei“ und ich dachte mir, na da gehst du doch mal hin. Am Eingang dann stieß ich an meine Grenzen, diesmal in Form eines Türstehers, der mich gar nicht erst reinlassen wollte. So ein Poppei mit breiten Schultern und solariumgebräunten Pickeln im Gesicht. Ein kurzes „Nein“ (ohne das ich gefragt hatte) signalisierte mir, dass ich die Show nur von draußen sehen darf, durch die von innen zugeklebten Scheiben, weshalb das „durch die Scheiben gucken“ auch nichts war. Also entschloss ich mich noch einmal nachzufragen, warum ich nicht reinkomme und der Türsteher antwortet: „Weil ich hier eben nicht jeden reinlasse“ und angeblich hat er auch schon andere abgewiesen.
Scheibenkleister ! Das hätte die Morgenpost dann aber auch dazu schreiben können, dass bei Einlass eine Gesichtskontrolle stattfindet und der Eintritt nicht für Jedermann möglich ist.
Ist es die Armut, die mir aus allen Poren trieft ? Oder die Abneigung der Besserbetuchten, die Parität und Chancengleichheit schon im Keim erstickt.
Gestern traf ich am Mitternachtsbus einen Mann, auch der ist schon 4 Jahre auf „Platte“. Er sagt, dass die meisten Leute, die mehr als ein Jahr auf der Straße sind, dabei dann auch bleiben und sie den Absprung zurück ins geregelte Leben dann auch nicht mehr schaffen. Sei es weil sie resignieren, aufgeben oder Gefallen daran finden, an der Bequemlichkeit und der Lethargie, die das Leben auf der Straße den Menschen antrainiert.
„Wolle“, mein Freund von der Brücke (5 Jahre „Platte“), neulich hatte ich ihm gesagt, dass ich fest daran glaube, doch noch eine Wohnung zu finden. Er lachte mich aus und meinte nur, „Ja, diesen Glauben hatte ich auch mal, aber das ist inzwischen vorbei“. Wenn Du 10 mal irgendwo hingehst, dich anstellst, als Bittsteller und am Ende wieder leer ausgehst, dann verbraucht dich das ungemein und es zermürbt auch. Es macht dich klein und bestiehlt dich deiner Kraft, deiner Zuversicht und auch deiner Hoffnung. Irgendwann hast du keinen Bock mehr, weil du den Film schon kennst, der bei den Bewerbungen abläuft, wenn du hinten anstehst und doch nur wieder übergangen wirst. Nach einiger Zeit dann kommt der Punkt, wo es nicht mehr weitergeht, wo auch das letzte Stück Zuversicht aufgebraucht ist, dann stellst du dir die Frage, ob das Leben, das du führst, dir vielleicht auch bestimmt ist, ob es so sein soll, dass du so lebst.
Viele der Leute, die ich kenne, haben sich aufgegeben. Sie glauben an nichts mehr. An kein Versprechen und keine Einladung. Es ist vorbei. Sie sind da, wo sie sind, im Dreck und dort wollen sie auch bleiben, zusammen mit 2 Liter Sangria, jeden Tag, um den Frust zu betäuben.
Gibt es Rettung ? Wer will uns retten ? Kann ich mich selbst retten ?
„Geh arbeiten, du faule Sau“, sind die Sprüche, die ich selbst auch schon gehört habe und niemand macht sich die Mühe zu verstehen, warum wir in dieser Situation gefangen sind, warum wir da sind, wo wir ankamen und was wir früher einmal hatten. Die meisten von uns hatten ein ganz normales Leben, hatten Beruf und Familie. Niemand wird arm geboren und als Penner schon gar nicht.
Natürlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. „Wer nicht anfängt wird nicht fertig“, höre ich ständig. Und ja, ich habe längst angefangen meine Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Dinge zu bekämpfen, die mich behindern, jeden Tag ein Stück mehr, versuche ich zu bewahren, was ich immer hatte: Zuversicht und Hoffnung !
In diesem Sinne, mach ihn platt, Wladimir!
Max Bryan
01.07.2011
PS: Und noch ein Wort zu Vitali: Ich bin froh, dass ich ihn damals traf. Er hat mich motiviert meine Probleme anzupacken, den Kampf zu kämpfen und mein „Kampf“ dauert noch an. 14 Monate und „Runde 15“ ist nicht mehr weit. Irgendwann will ich (wie er) im Ring stehen und sagen können: Ich hab´s geschafft - aus eigener Kraft - und auch dafür bin ich dankbar!
http://www.facebook.com/pages/Max-Bryan/161102710574227?v=wall&filter=1#
Zwar mache ich große Fortschritte meine Ängste los zu werden, aber ein ganzes Stadion voller Leute ist mir dann doch noch zu viel. Außerdem sieht man aus Reihe „X“ vermutlich eh nichts, weshalb ich das Ereignis lieber aus sicherer Entfernung genieße. Vielleicht ein Public Viewing Monitor, irgendwo in der Stadt.
Im Mai, als Lena beim Schlager-Grand Prix ihren Titel verteidigte, schrieb die Mopo (Hamburger Morgenpost) großspurig: „Public Viewing in der Fischauktionshalle - Eintritt frei“ und ich dachte mir, na da gehst du doch mal hin. Am Eingang dann stieß ich an meine Grenzen, diesmal in Form eines Türstehers, der mich gar nicht erst reinlassen wollte. So ein Poppei mit breiten Schultern und solariumgebräunten Pickeln im Gesicht. Ein kurzes „Nein“ (ohne das ich gefragt hatte) signalisierte mir, dass ich die Show nur von draußen sehen darf, durch die von innen zugeklebten Scheiben, weshalb das „durch die Scheiben gucken“ auch nichts war. Also entschloss ich mich noch einmal nachzufragen, warum ich nicht reinkomme und der Türsteher antwortet: „Weil ich hier eben nicht jeden reinlasse“ und angeblich hat er auch schon andere abgewiesen.
Scheibenkleister ! Das hätte die Morgenpost dann aber auch dazu schreiben können, dass bei Einlass eine Gesichtskontrolle stattfindet und der Eintritt nicht für Jedermann möglich ist.
Ist es die Armut, die mir aus allen Poren trieft ? Oder die Abneigung der Besserbetuchten, die Parität und Chancengleichheit schon im Keim erstickt.
Gestern traf ich am Mitternachtsbus einen Mann, auch der ist schon 4 Jahre auf „Platte“. Er sagt, dass die meisten Leute, die mehr als ein Jahr auf der Straße sind, dabei dann auch bleiben und sie den Absprung zurück ins geregelte Leben dann auch nicht mehr schaffen. Sei es weil sie resignieren, aufgeben oder Gefallen daran finden, an der Bequemlichkeit und der Lethargie, die das Leben auf der Straße den Menschen antrainiert.
„Wolle“, mein Freund von der Brücke (5 Jahre „Platte“), neulich hatte ich ihm gesagt, dass ich fest daran glaube, doch noch eine Wohnung zu finden. Er lachte mich aus und meinte nur, „Ja, diesen Glauben hatte ich auch mal, aber das ist inzwischen vorbei“. Wenn Du 10 mal irgendwo hingehst, dich anstellst, als Bittsteller und am Ende wieder leer ausgehst, dann verbraucht dich das ungemein und es zermürbt auch. Es macht dich klein und bestiehlt dich deiner Kraft, deiner Zuversicht und auch deiner Hoffnung. Irgendwann hast du keinen Bock mehr, weil du den Film schon kennst, der bei den Bewerbungen abläuft, wenn du hinten anstehst und doch nur wieder übergangen wirst. Nach einiger Zeit dann kommt der Punkt, wo es nicht mehr weitergeht, wo auch das letzte Stück Zuversicht aufgebraucht ist, dann stellst du dir die Frage, ob das Leben, das du führst, dir vielleicht auch bestimmt ist, ob es so sein soll, dass du so lebst.
Viele der Leute, die ich kenne, haben sich aufgegeben. Sie glauben an nichts mehr. An kein Versprechen und keine Einladung. Es ist vorbei. Sie sind da, wo sie sind, im Dreck und dort wollen sie auch bleiben, zusammen mit 2 Liter Sangria, jeden Tag, um den Frust zu betäuben.
Gibt es Rettung ? Wer will uns retten ? Kann ich mich selbst retten ?
„Geh arbeiten, du faule Sau“, sind die Sprüche, die ich selbst auch schon gehört habe und niemand macht sich die Mühe zu verstehen, warum wir in dieser Situation gefangen sind, warum wir da sind, wo wir ankamen und was wir früher einmal hatten. Die meisten von uns hatten ein ganz normales Leben, hatten Beruf und Familie. Niemand wird arm geboren und als Penner schon gar nicht.
Natürlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. „Wer nicht anfängt wird nicht fertig“, höre ich ständig. Und ja, ich habe längst angefangen meine Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Dinge zu bekämpfen, die mich behindern, jeden Tag ein Stück mehr, versuche ich zu bewahren, was ich immer hatte: Zuversicht und Hoffnung !
In diesem Sinne, mach ihn platt, Wladimir!
Max Bryan
01.07.2011
PS: Und noch ein Wort zu Vitali: Ich bin froh, dass ich ihn damals traf. Er hat mich motiviert meine Probleme anzupacken, den Kampf zu kämpfen und mein „Kampf“ dauert noch an. 14 Monate und „Runde 15“ ist nicht mehr weit. Irgendwann will ich (wie er) im Ring stehen und sagen können: Ich hab´s geschafft - aus eigener Kraft - und auch dafür bin ich dankbar!
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