körpermetapher

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Hallo Venus

Ich meinte natürlich die anonyme Version. Die mir ein bisschen verständlicher ist, aber für mich auch einen Hauch vom Außerirdischen bestitzt und die Wörter kann ich nicht deuten, egal was ich versuche.(aber das ist auch nicht so wichtig)

Genau so......Stephanie
 

Venus

Mitglied
Je größer die historische Distanz zu einem Gedicht ist, um so stärker hat sich gewöhnlich das ästhetische Urteil verfestigt. Bei zeitgenössischer Lyrik aber steht sicher noch manchem Kritiker, der seine Favoriten in den Himmel hebt, eine Blamage bevor. Und andersrum bestimmt genau so. Heute ist die Unsicherheit des ästhetischen Urteils wahrscheinlich noch weit größer als in früheren Zeiten, da es keine verbindlichen Stilkonventionen mehr gibt.
Auch wenn es bisher noch niemandem gelungen ist, objektive Maßstäbe des ästhetischen Urteils nachzuweisen, gibt es doch einige Kriterien, die durch die Praxis der kritischen Rezeption bestätigt werden. Originalität ist sicher eines davon.

In Gedichten wird nach subtilen Wahrheitsaussagen geschürft, sie wurden noch vor nicht allzu langer Zeit als Ausdruck von Klassenbewusstsein ideologisch hinterfragt oder als Texte in einen semiotischen Bezug von Intertextualität gestellt; nur dass sie zu allererst einmal geschrieben wurden, um Lesern (oder auch nur einem) zu gefallen, scheint ein zu profaner Sachverhalt zu sein, als dass er einer wissenschaftlichen Betrachtung für wert erachtet würde.
Und doch handelt es sich dabei um das A und O jeder Kunst.
Alle Kunstwerke, die die Jahrhunderte überdauert haben, verdanken ihr Überleben weder der Wahrheit, die sie verkünden, noch dem Guten, das sie möglicherweise bewirkt haben, sondern einzig und allein der Tatsache, dass sie den Menschen stärker, tiefer und dauerhafter gefielen als die abertausend Werke, die heute vergessen sind.
Nichts unterscheidet den Menschen so sehr vom Tier wie seine Fähigkeit, sich selber frei in die Zukunft zu entwerfen, sich von sich selbst zu distanzieren, über sich selbst zu lachen und zu weinen und sich selbst in eine beliebige Wunschwelt hineinzuträumen.
Die Kunst ist die Sphäre, in der der Mensch gänzlich frei ist.
Darum ist der lustvolle Kunstgenuss kein platter Hedonismus, sondern die reinste, von allen Beimengungen befreite Erfahrung des Menschlichen schlechthin, nämlich die Erfahrung der nur dem Menschen eigenen Freiheit.

Und wer bitte, ist Anonymus? ;o)

Recht freundliche Grüße,
Gabi
 



 
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