Re: an Seven
Ursprünglich veröffentlicht von peto-berlin
Zur Kritik, ich habe sie wahrgenommen, aber sie geht mir nicht nah, weil ich nur aus Eurer Sicht Phrasen geschrieben habe, also leeres Gerede. Ich muss mir nicht Schuhe anziehen, die mir nicht passen.
Aber genauso wie Du, stellst ihr beide fest es seien Phrasen, aber genauer erklären könnt ihr es nicht.
oh... du erkennst die phrasen nicht?
Krebs ist Geissel der Menschheit,
der die Zellen langsam auffrisst.
a- "geissel der menschheit" - abgegriffen.
b- "der die zellen langsam auffrisst" - banales bild. jaja, der krebs zerstört die zellen, aber ist diese alltags"poesie" dem vorgang und dem ergebnis einer krebserkrankung angemessen?
Wieviel bleibt einem noch Zeit?
Wenn er Gewissheit ist.
tiefer griff in die schublade der theatralischen sätze.
Krebs ist harter Kampf um sein Leben,
Leidensweg, verbunden mit Schmerz.
wo ist die erkenntnis? wo das wort, das den leser berührt? zustandsbeschreibungen in reimform - angemessen?
Wie lange ist einem noch gegeben?
Bis schweigt für immer das Herz.
und am ende stürzt sich romeo ins messer. theatralisch.
Krebs ist immer auch Hoffen,
davonzutragen über ihn den Sieg.
Von Schmerzen tief betroffen.
im Innern tobt ein erbitterter Krieg.
beugst dich den reimkonstruktionen und erreichst fast schon die qualitäten einer friederike kempner. "immer" ist ein sehr schönes zeichen für eine weitere, über-theatralische geste. "siege davontragen" "schmerzen", die ---betreffen---, gibt's sowas? sprachlich mangelhaft.
Und wenn der Kampf wurde verloren,
Schmerz und Trauer bleiben da nur.
banal. um des reimes willen das "nur" angehängt, das dem schmerz und der trauer die aussagekraft nimmt. außerdem kann doch noch so viel mehr bleiben: wut, leere, verlust, anklage, verzweiflung, dumpfes brüten. die allgemeinplätze sind nicht angebracht.
Wir alle werden nur einmal geboren,
mit geborgter Zeit von der Natur.
ah. endlich. eine prise sprachwitz. etwas, das dem text eine persönliche note gibt. da übersehe ich auch gerne mal die plattitüde über "alle" und "einmal geboren".
resümée: der vorliegende text hangelt sich mit einer bei der emotionalen tiefe des themas unangebrachten wort- und satzwahl von strophe zu strophe. die chancen, die sowohl thema als auch die gewählte form (gedicht) bieten, bleiben bis auf einen kurzen moment am ende ungenutzt. die anhäufung von "hochsterilisierten"* und theatralisch überfrachteten satzelementen konterkariert die absicht des autors. er könnte auch schreiben
es waren gar schreckliche fratzen,
die ließen am 11. september die bomben platzen.
an des todesfliegers steuerknüppel
saßen fanatisch-verblendete geisteskrüppel
wobei die quasi-alliteration in der letzten zeile ein novum in den werken des dichters wäre.
oder ganz kurz und zum wiederholten male: die distanz macht den text kaputt.
[...]dann zumindest sollte man richtig recherchieren, vielleicht selbst Erfahrungen sammeln und nicht einfach was glauben und daherschmieren [...]
Und zu Schluß noch eins, wenn dir meine Texte zu flach sind, du musst sie nicht lesen, es zwingt dich keiner.
ich denke, ich kann jetzt erwarten, daß du mir zeigst, wo ich "geschmiert" habe. und häng dich nicht an autorennamen auf. meine meinung ist offen und ehrlich und in großen teilen präzise formuliert, den ganzen thread hindurch. eine inhaltliche auseinandersetzung ist wünschenswert.
gruß seven
*zitat maurizio gaudino
ps: leider kannst du nicht einschätzen, wieviel recherche und erfahrungen über krebs und auch konflikte in der familie und ihre psychischen und psychosomatischen folgen in meinen beiträgen steckt. ich möchte das auch nicht thematisieren, es gehört nicht an diesen ort (ein schreib- und literaturforum). ich denke, das schätzen wir ähnlich ein.
pps: ich hab die erste variante des gedichts genommen, in der befürchtung, dir den genuss an deiner 'verbesserung' zu nehmen.