Kreisverkehr

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A

Architheutis

Gast
@Patty:

Deine Wörter sollten ohne Deine Erklärungen auskommen. Ich lese den Text, und nur den Text. Welche Gedanken dahinter stehen, kann ich nicht sehen. Will ich auch gar nicht. Ich möchte einen Text mit Genuß lesen können, ohne langes Grübeln, was gemeint sein könnte. Als Leser habe ich ein Recht darauf, gut unterhalten zu werden. DU als Author hast die Mühe, einen Text verständlich zu machen, nicht ich als Leser. Das ist ein grundlegendes Problem Deines Textes.

Das ist kein Postulat nach trivialen Texten. Es ist ein Aurfuf, einfach und verständlich zu schreiben.

Versuche, Dich einfach auszudrücken. So, dass man etwas verstehen kann. Deine Erklärung mit dem Weg in "wegentzogen" wäre das Letzte, worauf ich gekommen wäre (damit bin ich sicher nicht allein). "Fernnah" bleibt unglücklich.

Warum sagst du nicht Dinge wie "bar jeglichen Weges" etc?

DAS versteht jeder. Deine Version verstehst nur Du. Es sollte Dich wachrütteln, wenn Du selbst das Bedürfnis verpürst, unmittelbar nach Veröffentlichung Erklärungen abzugeben. DAS spricht eine deutliche Sprache, dein Text leider nicht.

Bleib am Ball.

Gruß,
Archi
 
Lieber Archi,
entschuldige, wenn ich da im Grundsatz widerspreche.
Der Autor hat nicht die Aufgabe, in jedem Fall verständlich zu schreiben. Dann müsste er sich auf das jeweils niedrigste Niveau eines möglichen Lesers begeben.
Leider krankt unsere Literatur zum Teil daran, dass gewisse Verleger aus Gewinngründen ähnliche Positionen einnehmen.
Ich halte Literatur und damit auch Lyrik wenigstens für eine Form gehobener Unterhaltung...
Damit habe ich jetzt nicht direkt etwas zu deiner Kritik an diesem Gedicht geschrieben...
Herzliche Grüße
Karl
 
A

Ava Casal

Gast
Hallo ihr Lieben,

hm, da merkt man wieder mein Borderline. Ich habe den Text gelesen und gleich gewußt was patty meint.

Vielleicht sind "Fernnah und Wegentzogen" unglücklich gewählt, aber für sie eben treffend.

Sie macht das schon, braucht nur etwas Zeit. Ich bin da ganz Hoffnungsvoll.
Und ihr anscheinend auch - sonst währt ihr nicht so bemüht.


Liebe Grüße

Andrea
 
A

Architheutis

Gast
Lieber Karl,

Du musst Dich nicht entschuldigen, wenn Du mir widersprichst. Im Grunde widersprichst Du mir auch nicht. Mit "einfach und verständlich" meine ich eben nicht leicht verdaulich.

Ich brachte jüngst in diesem Zusammenhang mal ein Goethe-Zitat, das ganz gut zur Veranschaulichung passt:

"Halb zog sie ihn, halb sank er hin" (Fischerballade)

Jeder wird mir zustimmen, dass dies einfach und verständlich geschrieben ist. Niemand wird wohl ernsthaft behaupten, dass Goethe dem Kreis der stromlinienförmigen Spiegelbestseller-Schreiberlingen entspricht.

Warum immer so kompliziert, wenn einfach doch so viel besser sein kann?

Ich gebe Dir aber recht, dass gerade in der Lrik aufgrund der Verdichtung oft Anstrengung vorausgesetzt werden darf. Es geht um den berühmten Zipfel, an dem der Leser sich langhangeln können mus und dieser deshalb unabdingbar ist.

Je dichter, desto durchdachter sollte ein Text sein. DAS meinte ich damit, dass sich der Author mühen soll. Der Leser darf dann das Vergnügen haben, dem roten Faden zu folgen, sich mitnehmen und treiben, sich verzaubern zu lassen. Das alles habe ich persönlich nicht, wenn ich nur Bahnhof verstehe und gekünstelt verklausulierte Wordakrobaktik nach einem tieferen Sinn abklopfen muss, bevor sich irgendein Sinn auftut. Jeder, wie er mag. Vielleicht bin ich auch einfach nur noch nicht so weit, in "Wegentzogen" einen poetischen Wert zu erkennen.

Ich drifte ab vom Text...
Deshalb, lieber patty, habe ich meine Probleme mit Deinem Text. Er öffnet keine Tür, durch die ich hindurchgucken könnte. Die Begründung liegt darin, dass Du die Schlüssel für mich unkenntlich versteckt hast.

Liebe Andrea,

ja, es ist mal wieder einer der Texte, die exemplarisch dazu einladen, Grundsätzliches zu besprechen. Insofern lohnte die Veröffentlichung schon aus diesem Grunde. :)

Schön, mal wieder "gestritten" zu haben. ;-)

Gruß,
Archi
 
Lieber Archi,
gern gebe ich dir recht. So sehe ich es mit der Verständlichkeit auch...
Goethe für die heutige Lyrik exemplarisch zu zitieren, hat allerdings seine Problematik. Aber das ist ein anderes Thema.
Gruß
Karl
 

patty

Mitglied
@ Archi:

ich bin eine Frau -.-

außerdem: ich finde 'fernnah' toll, und wenn ich beschreiben wollte, wie es sich anfühlt, wenn mir z. B. im kalten Winter die Sonne ins Gesicht scheint, würde ich auch ohne zu zögern das Wort 'kaltwarm' benutzen.

gruß
patty
 
A

Architheutis

Gast
Liebe patty,

Du darfst schreiben, wie Du es möchtest. Ich will Dir ja nichts vorschreiben; ich will Dir erklären, warum sich mir Dein Text nicht recht erschliessen mag.

Wenn gewisse Worte für Dich eine besondere Bedeutung haben, dann ist das schön. Wenn man anderen aber Texte vorlegt, muss man mit deren Kritik/Unverständnis leben können. Wir alle sehen nur den Text, nicht den Menschen dahinter. Schon gar nicht seine Erfahrungen oder Empfindungen.

Ich will Dich bestärken, dass Deine Texte vielleicht etwas mehr in diese Richtung tendieren könnten. Schließlich wollen wir alle was davon haben. ;-)

Bin gespannt auf Dein nächstes Werk.

Gruß,
Archi
 



 
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