liebe armagan,
dein gedanke ist zunächst menschlich angelegt, doch erschreckt mich das ende sehr, weil ich da etwas sehe, wogegen ich mich in anbetracht meiner sowohl menschlichen und auch politischen ansichten wehren muss.
es ist doch so: auf dem recht ihrer erstgeburt muss poesie aller macht gegenüber unbestechlicher den je beharren. das tust du, indem du dein gedicht eröffnest. aber der abschluss ist dann nichts anderes, als das eine schwere wort aus dem alten testament, welches da lautet: "auge um auge, zahn um zahn!"
ich verstehe dich vielleicht mehr als die anderen, da ich einen freund in den bergen unserer gemeinsamen heimat verloren habe, weil ihn soldaten erschossen haben, vor den augen seiner eltern, da man ihn für einen "terroristen", für einen pkk-anhänger hielt. doch, wenn ich heute noch an seinem grabstein, der unter dem schatten eines olivenbaumes aufgestellt wurde, stehe, dann sehe ich seine jungen, braunen augen und ich sehe den wirklichen frieden darin, ich sehe jesus, diesen komischen jungen mann aus nazareth, und ich höre ihn leise aus der erde murmeln: "wenn dir jemand auf die linke wange schlägt, dann halte ihm die rechte hin!"
es ist keine anmaßung, was ich dir schreibe, keine anprangerung, keine verurteilung, nein, es ist nur die bitte eines verbitterten menschen, der mit den jahren gelernt hat, dass nur die liebe zählt, die zuneigung und nähe. wir sind alle kinder dieser welt, wir sind geschwister, nur in dieser bitte schreibe ich dir diese zeilen...
lg dockanay