Hallo, therandom
Danke für deine Reaktion, die nun allerdings eine meinerseits zeitigt.
Nanu? Wenn "es nach der grammatik ginge, zerstieben locker fünfzig prozent aller zeitgenössischen autoren"? Abgesehen davon, dass auch Prosatexte eher zerstöben als zerstieben, wenn es nach der Grammatik ginge, finde ich die Zahl, die du nennst, reichlich optimistisch. Eine Sache wird noch lange nicht dadurch richtig - oder wenigstens gut -, weil es viel von ihr gibt.
Du sitzt einem Irrtum auf, wenn du glaubst, ich läse wenig Lyrik. Leider ist nur wenig von dem, das ich zu Gesicht bekomme, mehr als nur gemöchtet. Und ja, "so gewollt weil anders nicht gekonnt " - auch das reicht mir einfach nicht. Nicht mehr, und das seit langem. Ach ja, wenn ich denn schon beim Bedauern bin: Das trifft nicht nur auf Lyrik zu.
Tatsächlich lese ich sehr viel. Vielleicht sogar zuviel. Trotzdem ich bin einfach nicht bereit, meine Standards zu senken. Wenn der Kaiser nackend durch die Straßen wankt, mag das ein Happening sein, eventuell sogar eine Werbung für die Vorzüge der konventionellen Bekleidung. Trotzdem bleibt die behauptete Qualität der angeblichen Stoffe und deren Verarbeitung einstweilen unbewiesen.
Aber um eine deiner Fragen zu beantworten: Nein, ich bin keine Artikelfetischistin. Wenn es denn schon ein Fetisch sein soll, und nicht eine Ibsen'sche Wildente, dann wäre das allenfalls sprachliche Eleganz. Die zeigt sich oft in Schlichtheit. Aber ganz gewiss nicht daran, dass man in Angebermanier das Firmenetikett aussen am Jackenärmel des Anzugs belässt.
Gewiss, ein Blick auf die Texte, die ich kommentiere, lässt den Eindruck zu, ich lehnte Primanerlyrik prinzipiell ab. Was ich allerdings ablehne, ist das Gefühl, jemand verweigere sich der Form nur deshalb, weil sein Können (noch) nicht reicht, sie zu nutzen. Wer sich der Herausforderung des Wegs nicht stellt, kann auch nicht weiterkommen.
Da dieses nun sehr weit von deinem Ausgangstext wegführt, breche ich an dieser Stelle ab.
Schöne Grüße von blaustrumpf