Lauter Höllen ohne Zahl ... (gelöscht)

Odilo Plank

Mitglied
Lauter Höllen ohne Zahl...

Lieber Waldemar,
eine eidrucksvolle Antwort auf meine Frage nach der "Betroffenheit".
LG Odilo
PS: Was bedeutet [blue]seint[/blue]?
 
K

Kasper Grimm

Gast
Ein gutes Gedicht. Ich hätte es gern als Motto über mein "Schlachtgraus" gesetzt - schade, daß ich es gelöscht habe (vielleicht stelle ich es wieder ein).
Würde ich auf das Bewertungsdingsda drücken, würde ich weit oben klicken - allein: ich mach mich damit nicht gemein ;-)
Übrigens toller Text in Deinem Profil.
LG Kasper
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Waldemar,

der Schluss will mir nicht so recht gefallen.

Besser klänge für mich die letzte Strophe:



und aus Halsschlagader-Messern

Ein ungut blutiges Ende.

Wer bin ich Mensch unter Menschen?
Was meine Hände und mein Hirn?
Wie kann ich Höllen in Sommerweiden wenden?


Es ist ein schöner Text. Der Schluss aber kommt bei mir ein wenig pathetisch an. Und das bedaure ich.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
B

bluefin

Gast
dass die folge jeder geburt der tod ist, mag zwar manchem nicht schmecken, ließe aber nicht notwendigerweise den schluss zu, dass der tod eo ipso etwas schreckliches sei.

gern setzt man daher um des effektes willen der idylle den grausamen tod entgegen; ist letzterer gar menschengemacht, läßt sich am ende, so wie hier, noch ein quäntchen moralin in die blutwurst rühren.

ich nenn so etwas ein traktat, das darauf abzielt, jenem ein schlechtes gewissen zu machen, der wurst nicht verschmäht und der den tod à priori für etwas unverzichtbares hält.

so simpel, wie wir's hier von @waldemar dargestellt bekommen, ist's aber leider nicht. die bukolische almweide funktioniert gerade mal vier monate, und davon sind allerhöchstens vier wochen wirklich sonnig. dazwischen schüttet's wie aus kübeln, fährt der blitz unter die herde und stürzt sich das rind zu tode, während der fallsüchtige bergfex vom helikopter gerettet werden muss.

jede kuh ist eine tausendfach tod bringende fressmaschine, enthauptet gänseblümchen, löwenzahn, klee und hahnenfuß, zermalmt wiederholt und vergärt sie, furzt und scheißt, dass es eine art hat. wer ihr nicht ausweicht, wenn sie in rage gerät, den spießt sie auf.

wie gut doch, dass salat nicht schreit, wenn er geschnitten wird, dass der rote saft, der sich aus trauben pressen läßt, nicht nach blut riecht und dass die hackschnitzel, die ökopax verfeuert, nichts mehr vom ächzen des fallenden baumes ahnen lassen. da lässt sich's in wohliger wärme bequem über leben und tod filosofieren, vor allem über den politisch korrekten!

wer mit pathetischen (textbau)steinen wie deinen, lieber @waldemar, auf betroffenheit aus ist, wirft an der allgemeinverbindlichkeit leider ziemlich weit vorbei - die wirklichkeit ist davon überhaupt nicht berührt. höchstens eine durch und durch vegetarische zuhörerschaft.

nichts für ungut und liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Vera-Lena

Mitglied
"Die Erde ist ein Schlachthaus" erscheint mir in diesem Text aber weiter gefasst, also nicht nur gemünzt auf die Kühe. Der Mensch ist ein achtloses Wesen. Wo seine Nahrung herkommt weiß er oft gar nicht mehr und es interessiert ihn auch nicht. Schulkinder wissen nicht unbedingt, wo Milch herkommt zB. Ich kann das kaum glauben, aber ich weiß es von einer Grundschullehrerin.

Waldemar, ich lese Deinen Text nicht aussschließlich auf das Schlachten von Tieren ausgelegt. Es gibt so Vieles, das nicht zum Guten steht und die Sommerweide steht hier für mein Empfinden stellvertretend für alles, was der Mensch verbessern könnte im Nahrungskreislauf genauso wie bei der Energiegewinnung usw. wenn er es nur wirklich wollte.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
B

bluefin

Gast
wer meint
Der Mensch ist ein achtloses Wesen. Wo seine Nahrung herkommt weiß er oft gar nicht mehr und es interessiert ihn auch nicht. Schulkinder wissen nicht unbedingt, wo Milch herkommt zB. Ich kann das kaum glauben, aber ich weiß es von einer Grundschullehrerin.
macht nicht die anderen zum narren, sondern sich selbst. die überheblichkeit der gutmenschen lässt jeden geradlinigen walfisch schaudernd abtauchen.

...*bubbles*...
 
M

mirami

Gast
hallo waldemar,

anrührend. und gelungen der brutale erschütternde bruch von der
(zuvor auch sprachlich gut vorbereiteten)
anheimelnden idylle in den menschengemachten wahnsinn.
aber ich würde es verkürzen. auf diese für mich kraftvollen zeilen.
ich denke so bliebe es trotzdem verständlich, käme aber härter.

ohne List
einfach nur liegen, zeiten
und widerkäuen
-
Träumende verduseln zufrieden ihr Sein
so unbedroht im Sommerwind
und seltsam still und glückbehaucht
-
Tier-Angstgeschrei
ausweglose Panik hinter Gittern
heilloses Tier-Entsetzen Zittern
und dann ein Tod aus Stromschlag
und aus Halsschlagader-Messern
-
Wer bin ich Mensch?


(dass sommerweiden wie selbstverständlich in höllen enden)
 



 
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