eufemiapursche
Mitglied
Ich heiße Lea, bin acht Jahre alt und warte im Haus. Ich sitze bei Oma in der Küche neben der Katze. Ich schreibe einen Brief. Meine Freunde Teddy (der blankgeküsste Schmusebär), die etwas zickige Schildkrötpuppe Melissa, die Blumen da draußen und alle meine unsichtbaren Freunde in meinem Denk- und Fühlhaus drängen mich immer,ihnen Briefe zu schreiben, selbst wenn ich gar nicht vorhabe einen Brief zu schreiben. Anscheinend gefällt es ihnen, wenn sie mich beim Schreiben beobachten können. Wenn ich mit meinem gebeugten Körper einem Buchstaben in Kursivschrift gleiche.
Ich höre euch kommen. So richte ich mich ein wenig auf und zupfe an meinem Kleidchen. Die anderen Mädchen ziehen sich an Geburtstagen schön an, ich ziehe mich zum Schreiben um. Ich mag es, mich für die Worte schön zu machen, für das Rascheln des Papiers, für die sanfte Gänsehaut die mich erfasst, wenn ich den ersten Buchstaben schreibe.
Opa sagt, ich mache mich schön, weil ich auf euch warte; aber wenn er das sagt, wirkt er wütend, und er steckt seine Nase hinter seine Zeitung und murmelt Wortfetzen, die ich nicht verstehe.
Wenn ihr das Tor aufdrückt, höre ich es ein wenig quietschen. Dann weiß ich, dass ihr da seid. Ich seufze erleichtert auf, doch stumm - nur ich kann es in mir hören. In einem Satz gibt es einen Buchstaben, der ein ganz klein wenig länger ist als die anderen - als ob ihr den Buchstaben aufgedrückt habt um hereinzukommen. Wenn ich ihn später lese,werde ich in dem Buchstaben den Augenblick hören, als ihr gekommen seid. Heute habe ich das Geräusch des Tors in das Beinchen eines "m" geschrieben.
Oma sagt, man müsse ihm etwas Öl verabreichen. Nicht dem "m", sondern dem Tor. Ich denke, man sollte es lieber in einer anderen Farbe anstreichen damit es einen anderen Laut macht. Etwa in einem lebhaften Rot. Dann hätten wir ein Mohnblumentor das man schon von weitem sehen könnte. Dann würdet ihr öfter kommen, allein wegen der Farbe. Wenn jemand das Tor aufmachte, gäbe es ein herrliches Knarren in Leuchtendrot.
Wenn ich farbig schreibe, verändern die Buchstaben ihre Schattierung. Eines Tages werde ich sie richtig zusammenstellen können. Ich werde Komponistin für Schreiben mit Farben sein. Dann gebe ich Buchstabenkonzerte, und ich schreibe immer besser, damit ihr Lust bekommt, das Tor noch häufiger zu öffnen um mich schreiben zu sehen.
So ein Sommer ist lang, wie ihr wisst.
Ich lasse euch Zeit, in Ruhew hereinzukommen und prüfe, ob meine vorwitzigen Locken sich vor lauter Freude nicht zu übermütig kringeln. Ich mag es, wenn der Kies unter euren Schritten knirscht wenn ihr den Weg entlang geht - wie Riesen, die Steine knabbern. Ich hätte es gerne,wenn auch die Blätter andere Geräusche machten - nicht nur Knistern - sondern zum Beispiel Laute wie murmelnde Steine im Wasser. Ein Papierfluss in dem die Worte die feuchten Steine wären.
Ich lege meine Hand auf das Papier. Aber nur ganz vorsichtig, damit es atmen kann. Ich weiß, ihr seid angekommen, das Tor hat es verraten. Ich will nicht, dass es stumm wird. Ich weiß, dass ihr an mich denkt, aber wenn ich es dazu auch höre, bin ich mir ganz sicher.
Es war nur der Briefträger, nicht ihr. Opa macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Er sagt,er habe ja gewusst, dass auf euch kein Verlass sei. Ich laufe zum Tor um mich zu vergewissern, öffne und schließe es mehrmals, vielleicht kommt ihr ja doch, man weiß ja nie...
Opa hat keine Ahnung. Aber ich weiß, warum ihr heute nicht gekommen seid. Ihr seid sehr müde weil ihr so stark an mich gedacht habt. Ich verstehe das weil es mir genau so geht.
Ich heiße Lea, ich warte im Haus. Ich habe zwei Stühle neben meinen gestellt. Das sind eure, sie warten auf euch.
Ich setze mich leise wieder hin, lege meine Handflächen auf das Blatt und bevor ich den von heute beende, schreibe ich bereits die ersten Worte meines Briefes für morgen, immer dieselben: "Liebe Mama, lieber Papa...."
Ich höre euch kommen. So richte ich mich ein wenig auf und zupfe an meinem Kleidchen. Die anderen Mädchen ziehen sich an Geburtstagen schön an, ich ziehe mich zum Schreiben um. Ich mag es, mich für die Worte schön zu machen, für das Rascheln des Papiers, für die sanfte Gänsehaut die mich erfasst, wenn ich den ersten Buchstaben schreibe.
Opa sagt, ich mache mich schön, weil ich auf euch warte; aber wenn er das sagt, wirkt er wütend, und er steckt seine Nase hinter seine Zeitung und murmelt Wortfetzen, die ich nicht verstehe.
Wenn ihr das Tor aufdrückt, höre ich es ein wenig quietschen. Dann weiß ich, dass ihr da seid. Ich seufze erleichtert auf, doch stumm - nur ich kann es in mir hören. In einem Satz gibt es einen Buchstaben, der ein ganz klein wenig länger ist als die anderen - als ob ihr den Buchstaben aufgedrückt habt um hereinzukommen. Wenn ich ihn später lese,werde ich in dem Buchstaben den Augenblick hören, als ihr gekommen seid. Heute habe ich das Geräusch des Tors in das Beinchen eines "m" geschrieben.
Oma sagt, man müsse ihm etwas Öl verabreichen. Nicht dem "m", sondern dem Tor. Ich denke, man sollte es lieber in einer anderen Farbe anstreichen damit es einen anderen Laut macht. Etwa in einem lebhaften Rot. Dann hätten wir ein Mohnblumentor das man schon von weitem sehen könnte. Dann würdet ihr öfter kommen, allein wegen der Farbe. Wenn jemand das Tor aufmachte, gäbe es ein herrliches Knarren in Leuchtendrot.
Wenn ich farbig schreibe, verändern die Buchstaben ihre Schattierung. Eines Tages werde ich sie richtig zusammenstellen können. Ich werde Komponistin für Schreiben mit Farben sein. Dann gebe ich Buchstabenkonzerte, und ich schreibe immer besser, damit ihr Lust bekommt, das Tor noch häufiger zu öffnen um mich schreiben zu sehen.
So ein Sommer ist lang, wie ihr wisst.
Ich lasse euch Zeit, in Ruhew hereinzukommen und prüfe, ob meine vorwitzigen Locken sich vor lauter Freude nicht zu übermütig kringeln. Ich mag es, wenn der Kies unter euren Schritten knirscht wenn ihr den Weg entlang geht - wie Riesen, die Steine knabbern. Ich hätte es gerne,wenn auch die Blätter andere Geräusche machten - nicht nur Knistern - sondern zum Beispiel Laute wie murmelnde Steine im Wasser. Ein Papierfluss in dem die Worte die feuchten Steine wären.
Ich lege meine Hand auf das Papier. Aber nur ganz vorsichtig, damit es atmen kann. Ich weiß, ihr seid angekommen, das Tor hat es verraten. Ich will nicht, dass es stumm wird. Ich weiß, dass ihr an mich denkt, aber wenn ich es dazu auch höre, bin ich mir ganz sicher.
Es war nur der Briefträger, nicht ihr. Opa macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Er sagt,er habe ja gewusst, dass auf euch kein Verlass sei. Ich laufe zum Tor um mich zu vergewissern, öffne und schließe es mehrmals, vielleicht kommt ihr ja doch, man weiß ja nie...
Opa hat keine Ahnung. Aber ich weiß, warum ihr heute nicht gekommen seid. Ihr seid sehr müde weil ihr so stark an mich gedacht habt. Ich verstehe das weil es mir genau so geht.
Ich heiße Lea, ich warte im Haus. Ich habe zwei Stühle neben meinen gestellt. Das sind eure, sie warten auf euch.
Ich setze mich leise wieder hin, lege meine Handflächen auf das Blatt und bevor ich den von heute beende, schreibe ich bereits die ersten Worte meines Briefes für morgen, immer dieselben: "Liebe Mama, lieber Papa...."