Hallo samuel,
es stimmt schon, auf weitläufigen Umwegen bis in frühere Jahrhundrte hinein, bin ich dem Extrakt Deiner Verse dann doch noch auf die Schliche gekommen und zwar genauso, wie Du es meinst.
Lieber wäre es mir aber gewesen, wenn ich den Text auch aus der Gegenwart heraus hätte verstehen können.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand die letzte Ölung bekommt, wenn er das doch gar nicht möchte. Hat er etwas gegen die katholische Kirche, dann ist er aus der Kirche ausgetreten und kein Priester wird in dem Fall an sein Sterbebett treten.
Erst Dein Hinweis auf die ländliche Gegend hat mir den nötigen Schlüssel gegeben. Das weiß ich von einem meiner Freunde, dass ein Leben auf dem Dorfe seine zwei Seiten hat. Einerseits gibt es da viel Hilfsbereitschaft, weil man sonst gar nicht überleben könnte, andererseits weiß jeder alles über jeden und ob jemand beim sonntäglichen Gottesdienst war oder nicht wird zumindest von einem Teil der Dörfler durchaus im Auge behalten.
Insofern ist es für einen Menschen, der auf dem Dorfe lebt und mit der katholischen Kirche böse Erfahrungen gemacht hat (Missbrauch durch einen Priester beispielsweise, um gleich mal das Schlimmste zu erwähnen) nicht einfach, aus der Kirche auszutreten, weil ihm das schwerwiegende Nachteile innnerhalb der Dorfgemeinschaft einbringen könnte. Und wenn es dann ans Sterben geht, wird er vielleicht nicht mehr die Kraft haben, sich gegen die letzte Ölung zur Wehr zu setzen.
So gesehen bekommt Dein Text jetzt auch für mich die Kontur, die Du Dir gedacht hattest.
Auf den ersten Blick ist er aber sehr missverständlich, ich weiß, als Autor merkt man das immer nicht. Mir geht es ja auch oft so, dass ich denke, ich hätte etwas leicht zu verstehendes geschrieben, und das war dann wieder gar nicht so.
Sieh einmal, das Missverständnis entsteht da, wo Du Christus und Kirche nicht voneinander getrennt hast. Ich verstehe natürlich, warum Du das nicht getan hast, weil jetzt der Text wie ein Paukenschlag da steht und den Leser zwingt, genau hinzuschauen, ob das wirklich so negativ gemeint ist, wie es da steht.... Also ich hätte das nicht gemacht. Aber Deine Intention leuchtet mir ein, dann musst Du aber leider auch mit dem Missverstehen leben, welches in den 2 Punkten ja bereits seinen Niederschlag gefunden hat.
Liebe Grüße
Vera-Lena