Liebe am Rande der Galaxis
Tschiesi aalte sich genußvoll in dem kleinen Pool, während das angenehm temperierte Wasser schäumend ihren Körper umbrodelte. Völlig entspannt und in sich versunken hielt sie die Augen geschlossen und atmete in gleichmäßigen Zügen die vom Duft ihrer Lieblingsessenzen geschwängerte Luft. Es sah aus, als würde sie schlafen. Doch Tschiesi schlief nicht. Sie gab sich lediglich sehr angenehmen Träumen hin. Ihre Gedanken eilten voraus, hatten diesen kleinen tristen Planeten schon verlassen und bescherten ihr bereits all die rauschenden Feste, die sie laut Reiseprospekt auf Cetanian feiern würde. Die Cetanianer galten schließlich als die gastfreundlichsten und lebenslustigsten Wesen innerhalb der Galaxis.
Das sanfte Schlurfen der Absauganlage beförderte Tschiesi in die Wirklichkeit zurück. Noch einmal streckte sie ihren Körper, ehe sie aus dem Becken stieg und vor die kleine, mit verschiedenen Toilettenartikeln bestückte Konsole trat Während sie ihren Körper unter der Warmluftdusche dehnte, richtete sie den Blick nicht ohne einen Hauch weiblicher Selbstgefälligkeit auf ihr Hologramm. Ihre Gestalt war von ebenmäßigem Wuchs und die wenigen Fettpolster saßen exakt an den richtigen Stellen. Augenzwinkernd schenkte sie ihrem dreidimensionales Abbild ein Lächeln, mit dem sie die Männer aller Altersklassen an den Rand des Wahnsinns zu bringen vermochte. Ja - sie war sich ihrer reizenden Anmut durchaus bewußt, und es hatte damals keiner langen Überzeugungsarbeit bedurft, um sie zur Teilnahme an einem der regionalen Schönheitswettbewerbe zu überreden. Und sie gewann tatsächlich den ersten Preis!. Eine Kreuzfahrt durch die Galaxis! Sie hatte alle lukrativen Werbeverträge ausgeschlagen, auf die vielen verlockenden Heiratsangebote gepfiffen und war mit ihrem geliebten Tschui an Bord des kleinen Raumschiffes gegangen. Nur mit ihm allein von einem Sternensystem zum anderen - konnte es eine aufregendere Hochzeitsreise geben? Schon immer hatten sie davon geträumt, gemeinsam ferne Planeten zu besuchen, fremden Kulturen zu begegnen und exotische Freunde zu finden.
Doch zunächst hatte sie die Reise hierher an den Rand der Galaxis geführt. Welcher Idiot mochte diesen winzigen und obendrein so langweiligen Planeten in das Programm integriert haben? Gut - sie und Tschui wurden hier durch niemanden in ihrer Zweisamkeit gestört. Aber sie fühlte, daß die Gefahr wuchs, sich nach und nach auf den Wecker zu fallen. Wie hatte sie daher aufgeatmet, als Tschui ihrem Vorschlag, den Besuch hier vorzeitig abzubrechen, sofort zustimmte.
Tschiesi schaltete das Holo ab und während sie ihre durch das Bad leicht gerötete Haut eincremte, überlegte sie, was sie wohl anziehen sollte. Aber dann fiel ihr ein, daß sie ja noch einen letzten kleinen Ausflug in die nähere Umgebung machen wollte. Also entschied sie sich, den smaragdgrünen Panzer anzulegen. Sie grinste heimlich bei dem Gedanken, wie schwer sich Tschui damit tun würde, sie da wieder heraus zu pellen.
So - nun noch die große orangfarbene Schutzbrille aufgesetzt, und dann konnte es los gehen.
"Kommst Du mit?" fragte sie Tschui, der in einer Ecke des Aufenthaltsraumes saß und mit ungelenken Fingern den Bordcomputer traktierte. "Ich möchte wenigstens ein paar Aufnahmen machen. Vielleicht findet sich doch noch ein halbwegs interessantes Motiv."
Er schwenkte auf seinem Arbeitssessel herum und schaute sie nur an. Hatte er überhaupt zugehört? Sie sah seinen begehrlichen Blick.
‚Bekam er denn nie genug?' dachte sie ein wenig verärgert. Gleichzeitig hatte sie aber Angst vor dem Moment, wo es vielleicht nicht mehr so sein würde. Männern durfte man nie so ganz trauen. Das glaubte sie zu wissen.
"Tut mir leid. Aber wenn wir wirklich noch in der kommenden Nacht von hier weg wollen, muß ich den Kurs fertig berechnet haben", entschuldigte er sich.
Das sah sie ein. Sie schnappte sich die Kamera und ließ Tschui an seinem Arbeitsplatz zurück. Mit verhaltenem Zischen öffnete sich die Ausstiegsluke und Tschiesi trat ins Freie. Tief sog sie die eigenartig gewürzte Luft in ihre Lungen und blickte um sich. Die kleine Sonne stand bereits dicht über dem Horizont und warf ihre müde gewordenen Strahlen über die triste Landschaft. Soweit ihr Auge reichte nur Wald.
Langsam stieg sie die wenigen Stufen der Gangway herab. Schon befand sie sich zwischen den dicht an dicht stehenden Bäumen, von denen selbst die größten sie kaum überragten. Die kleineren Bäume einfach niedertrampelnd, schuf sie sich mühsam eine Gasse durch das Gehölz. Bald begann sie vor Anstrengung zu schnaufen. Zum Glück trug sie den Panzer. Sonst wäre es ohne Hautabschürfungen nicht abgegangen.
Sie hielt den Blick auf den Boden gerichtet, immer in der Hoffnung, wenigstens dort etwas Interessantes zu entdecken.
Und da war es plötzlich wieder - dieses kleine kugelige Tier mit dem dunkelbraunen Fell. Tschiesi hatte diese drolligen Kerlchen bereits mehrmals aus dem Bullauge des Raumschiffes beobachten können. Sie schienen sehr scheu zu sein. Ehe Tschiesi sich gebückt und die Kamera am Auge hatte, war das Wuscheltier schon im dichten Unterholz verschwunden. Tschiesi versuchte zu folgen, mußte aber nach einigen Dutzend Schritten einsehen, daß das keinen Sinn machte. Auf einer kleinen Lichtung mit einem Durchmesser von höchsten fünf Armlängen verhielt sie den Schritt, um Luft zu schöpfen. Es war sinnlos, sie würde nichts Aufregendes vor die Linse bekommen. Resignierend warf sie die Kamera über die Schulter und wollte sich gerade auf den Rückweg machen, da bemerkte sie, wie sich am Rande der Lichtung etwas bewegte. Zwischen den Baumstämmen krochen zwei graubraun gefleckte Wesen umher. Sie mochten ein wenig kleiner sein, als das Tier von vorhin. Und ihr Fell war ganz glatt. Tschiesi ging ein wenig in die Hocke und reckte neugierig den Hals vor. Blitzartig verbargen sich die Tiere hinter einem Stamm.
"So ein scheues Viehzeug", brummte sie verärgert und richtete sich wieder auf. Doch als sie sich umblickte, stutzte sie. Am Rande der Lichtung wimmelte es plötzlich nur so von diesen Tieren. Sie lagen regungslos auf dem Waldboden, von dem sich ihr geschecktes Fell nur wenig abhob. Lediglich ihre Köpfe bewegten sich. Mit ihren winzigen, aber sehr lebhaften Augen starrten sie auf Tschiesi und verfolgten jede ihrer Bewegungen. Die wiederum hatte jetzt endlich ein Motiv und machte rasch ein paar Aufnahmen. Gleichzeitig stellte sie fest, daß immer mehr von diesen Tieren auf den Rand der Lichtung zu krochen. Obwohl von ihnen mit Sicherheit keine Gefahr drohte, beschlich sie doch ein ungutes Gefühl. Sie richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Zu ihrem Erstaunen bemerkte sie, wie einige der Tiere plötzlich hoch schnellten und sich auf ihren Hinterbeinchen aufrichteten. Zwischen ihren dünnen Vorderläufen entdeckte Tschiesi kleine dunkle Stacheln, die auf sie gerichtet waren. Plötzlich hörte sie Laute. Es war ein monotones abgehacktes Knattern, mit dem sich die Winzlinge wohl untereinander zu verständigen suchten. Schwache Blitze zuckten dabei aus ihren Stacheln. Interessiert beugte sie sich ein wenig vor und griff erneut zur Kamera. Doch im selben Moment blitzte es vor ihrem linken Auge und irgend etwas donnerte gegen die Schutzbrille. Erschreckt zuckte sie zusammen und schloß instinktiv die Augen. Als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie den tiefen Kratzer im rechten Glas ihrer Schutzbrille. Sollten etwa...?
Ehe sie den Gedanken zu Ende bringen konnte, blitzte und krachte es erneut. Diesmal erwischte es die andere Seite. Unwillkürlich machte sie noch einen Schritt rückwärts, mußte aber feststellen, daß die blöden Viecher sogar nachrückten. Was war das nur für ein merkwürdiges Gebaren? Irgendwas pfiff haarscharf an ihrem ungeschützten Ohr vorbei.
"Jetzt habe ich aber die Schnauze voll", knurrte sie und zog eine fürchterlich böse Grimasse. Anstatt weiter zurück zu weichen, tat sie blitzschnell einen Schritt nach vorn, bückte sich und griff mit beiden Händen zu. Die lästigen Kreaturen ergriffen sofort die Flucht und verzogen sich wieselflink hinter die schützenden Bäume, aber zwei schafften es nicht. Zappelnd und quiekend versuchten sie sich dem Griff ihrer gepanzerten Hände zu entziehen.
"Schön ruhig bleiben. Ihr kommt mit", schnaufte sie immer noch aufgebracht.
Sie klemmte sich die heftig zappelnden Wesen unter die Arme und machte sich auf den Weg zurück zum Raumschiff.
"Schau mal, was ich gefangen habe", rief sie aufgeregt, während sich hinter ihr das Schott schloß.
Tschui, der inzwischen mit seiner Arbeit fertig war und wenigsten noch flink unter die Dusche wollte, nestelte unwirsch an seinem Bademantel herum und kam nur zögernd näher.
Tschiesi erzählte, wie sie die Beiden gefangen hatte und ließ sie dabei etwas unsanft auf den kleinen Arbeitstisch plumpsen.
"Und diese kleinen Dinger haben dich angegriffen?" fragte er ungläubig.
"Ja - sie haben so komische Stacheln... Nanu, die müssen sie verloren haben. Glaubst du mir nicht?"
"Doch, doch. Bestimmt sind sie mutiert und deshalb so angriffslustig." Er sagte das nur um in Tschiesis Augen nicht völlig uninteressiert zu erscheinen. Was gingen ihn diese komischen Kreaturen an. Seine ganze Aufmerksamkeit galt vielmehr seiner schönen Tschiesi, die stets eine aus purer Sinnlichkeit gewebte Aura zu umgeben schien, selbst dann , wenn sie sich - so wie jetzt - mit völlig anderen Dingen beschäftigte. Er spürte diesen Hauch von Erotik, und sein Blick begann sich leicht zu verschleiern. Einer plötzlichen Anwandlung folgend, wollte er sie sanft in die Arme nehmen, doch sie hatte gerade eines der Tierchen aufgenommen, um es näher zu betrachten.
"Irgendwie finde ich sie süß", sagte sie. Beinahe zärtlich drückte sie das quäkende Etwas an ihre Brust und versuchte es, durch sanftes Streicheln ein wenig zu beruhigen. Doch die schwer gepanzerte Hand ermöglichte nur ein schabendes Kratzen, was dem strampelnden Tier überhaupt nicht zu gefallen schien.
"Paß auf! Ich glaube, Du tust ihm weh!" sagte er.
Aber es war schon zu spät. Der rauhe Panzer hatte das glatte Fell unsanft aufgerissen. Nur einige Fetzen bedeckten noch den Körper des Wesens. Tschiesi bemerkte es mit Entsetzen und beruhigte sich erst, als sie zum Glück keine Verletzungen an der weiß-gelblichen Unterhaut zu entdecken vermochte.
"Du, sieh mal! Ich glaube, es häutet sich", stellte sie erleichtert fest.
"Dann sind es Insekten", behauptete Tschui, obwohl er als Raumschiffmonteur davon keinen blassen Schimmer hatte.
"Hm." Tschie setzte den kleinen Kerl wieder auf den Tisch zurück, worauf der sofort zu seinem Gefährten kroch. "Hm", wiederholte Tschie. "Als Insekten erscheinen sie nun wieder reichlich groß. Wo doch auf diesem Planeten alles andere so ausgesprochen winzig geraten ist. Aber es würde ihr massenhaftes Auftreten erklären. Ob sie es sind, die diese merkwürdigen Steinhaufen zusammentragen, die wir beim Anflug gesichtet haben?"
Er zuckte nur mit den Schultern. Kopfschüttelnd sah er zu, wie Tschiesi, nachdem sie ihre Handschuhe abgestreift hatte, wieder ein Streicheln versuchte. Doch ein Erfolg war ihr damit auch jetzt nicht beschieden. Anstatt sich wohlig einer solchen Liebkosung hinzugeben, schlangen die Beiden ihre Vorderläufe um die winzigen Köpfe und stießen immer wieder diese dünnen Laute aus.
"Ob nun Insekten oder nicht, ich finde sie niedlich. Weißt Du was? Wir nehmen sie mit und schenken sie Tschoom. Der ist Biologe. Er freut sich immer, wenn er unbekannte Lebewesen in seine Sammlung einreihen kann."
Von ihrer eigenen Idee sichtlich begeistert, schaute sie Tschui beifallheischend an. Doch der protestierte energisch, brachte allerhand Einwendungen vor und behauptete schließlich, daß sie ja nicht einmal wüßten, wovon sich die Viecher überhaupt ernähren würden.
"Die bringen wir nie lebend bis nach Hause", behauptete er schließlich.
Doch Tschiesi schaltete auf taub.
"Ich werde mich schon um sie kümmern", murmelte sie nur.
Tschui wußte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihr das wieder auszureden. Sollte er sich wegen dieser blöden Insekten mit ihr anlegen? Ein handfester Streit war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. So schaute er ergeben zu, wie sie ihre beiden Schützlinge vorsichtig in eine aus durchsichtigem Kunststoff bestehende Box setzte. Anschließend polsterte sie den provisorischen Käfig mit weichen Biomidflocken aus Dann verschwand sie in der Küche, hantierte dort eine Weile herum und kam schließlich mit einem kleinen Teller zurück, den sie mit winzigen Stückchen aller möglicher Speisen garniert hatte.
"Irgendwas wird euch schon schmecken", sagte sie und schob den Teller in den Käfig.
Nicht ohne Stolz betrachtete sie ihr Werk. Es störte sie auch nicht, daß die possierlichen Kleinen lediglich verschüchtert in einer Ecke hockten. Die Gliedmaßen dicht an die Körper gedrückt, starrten sie mit ängstlich aufgerissenen Augen durch die Scheibe.
"Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben. Nun, das werdet ihr noch merken. Ich werde für euch sorgen und alles tun, damit ihr euch wohl fühlt."
Ihre Stimme klang ungewöhnlich warm.
"Deine Fürsorge ist direkt rührend", sagte er und verspürte fast so etwas wie Eifersucht in sich aufsteigen. Er trat hinter sie und schlang seine Arme um ihren gepanzerten Leib. Sie spürte, daß es nun an ihm war, ihre Betreuung zu genießen. Langsam drehte sie sich um und blickte in seine flackernden Augen. Eine ganze Schar von Irrlichtern schien sich darin zu tummeln. Sie zupfte an seinem Bademantel, schob die Aufschläge ein wenig zur Seite und strich mit den Handtellern sanft über seine Brust. So sanft, daß die Hände zu schweben schienen und nur ab und an seine Haut berührten. Ein gehauchtes Streicheln! Für einen Moment schloß er die Augen und genoß diese so aufregende Liebkosung.
"Du hast die zärtlichsten Hände des Universums", flüsterte er schließlich mit gespieltem Pathos. Sie lächelte wissend, und dieses Lächeln verstärkte sich, als sie bemerkte, wie seine fahrig werdenden Finger über die Magnetverschlüsse ihres Schutzanzuges glitten. Polternd fielen die Platten der Brust- und Rückenpanzerung zu Boden. Dann verharrte er in fast andächtiger Bewunderung ihrer herrlichen Gestalt. Als sie das gefühlvolle Spiel seiner Fingerkuppen auf ihrem Rücken verspürte, begannen auch ihre Augen zu leuchten. Sie schmiegte sich an ihn, nahm die Wärme seiner nackten Haut in sich auf, und während er vor ihr nieder kniete, nahm sie seinen Kopf zwischen ihre Hände und massierte sanft seine Schläfen. Sie hörte ihn aufstöhnen und spürte, wie er ihr in der immer stärker aufkommenden Erregung die letzten Stücke der Panzerung buchstäblich vom Körper riß. Achtlos flogen die einzelnen Platten durch den Raum, und eine wurde so ungestüm geschleudert, daß sie krachend gegen die Scheibe des Käfigs flog und ein Stück aus ihr heraus brach. Jedoch weder Tschiesi noch Tschui bemerkten es. Die immer stärker aufkommende Hitze ihrer Körper begann sie einzuhüllen. Schon traten die ersten zähflüssigen Schweißtropfen hervor.
Endlich war auch die letzte Beinplatte gelöst, und Tschiesi stand in ihrer ganzen nackten Pracht vor ihm. Er richtete sich auf und umfing sie mit seinem verklärtem Blick.
"Ich liebe Dich, Tschiesi!"
"Ja, Tschui. Ich liebe Dich auch", seufzte sie zurück.
Schon hob er sie auf seine Arme und trug sie hinüber zur Schlafmatte. Er hatte den Antigravitationsgenerator so eingeregelt, daß die der Schwerkraft entgegen wirkenden Kräfte etwa in zweiter Hüfthöhe ihrem Gewicht entsprachen. Mit übermütigem Schwung warf er sie in die Luft und freute sich über ihren kleinen erschreckten Aufschrei, mit dem sie das kurze Durchsacken quittierte, ehe sie in der gewünschten Höhe über dem Boden schwebte. Räkelnd genoß sie einen Augenblick lang das wohlige Gefühl, das ihr diese unsichtbare aber ungemein weiche Polsterung vermittelte. Doch dann streckten sich ihre Arme ihm mit Macht entgegen. Mit einer kaum noch zu bändigenden Sehnsucht zog sie ihn auf das Lager und preßte seinen inzwischen schweißüberströmten Körper mit aller Kraft an sich. Tschui ließ sie gewähren. Er atmete den berauschenden Duft ihrer Haut, der stärker und stärker wurde und ihn schließlich völlig in seinen Bann zog. Schon war er der Fähigkeit, seine Umwelt bewußt wahrzunehmen, völlig beraubt. Er sah nur noch sie, spürte nur noch sie, dachte nur noch an sie. Alle seine Sinne waren auf die Erfüllung dieser unterschwellig schon lange schwelenden aber nun brennend heiß hervorbrechenden Sehnsucht nach ihr erfüllt.
Ihre Hände streichelten wieder mit zunehmender Intensität seine Schläfen, während er ihr mit aufregend rauher Zunge den zartblauen Schweiß vom Hals leckte. Zum sanften Streicheln ihrer Hände gesellte sich nun auch das verwirrende Spiel ihrer grazilen Tentakeln, die sich langsam an den seinen hinauf hangelten, um sich mit ihnen in immer wieder neuen Formen zu verschlingen. Ein durch nichts zu verhinderndes Zittern durchlief seinen mächtigen Körper. Wild peitschte sein violett verfärbter Schwanz durch die Luft. Schon brachen die beiden Lustwurzeln aus seinen Schläfen, die sich fast blitzartig verlängerten und nun suchend Tschiesis Hinterkopf abtasteten. Ein kurzer Moment des erregten Forschens -dann hatten sie die einladend weichen Öffnungen in ihrem Schädel aufgespürt, drangen in sie ein und berührten die ihnen entgegenschwellenden Wonne-Rezeptoren.
Tschiesi stöhnte auf. Reflexartig zuckten ihre vier Beine nach vorn, schlangen sich um seinen Körper und rissen ihn mit plötzlich vervielfachten Kräften an sich, um ihn von jetzt an unentrinnbar fest zu umklammern. Ihre drei sonst kaum sichtbaren Bauchöffnungen wurden zu grünlich schimmernden Kratern, die nun seine zum Bersten gefüllten Begattungsröhren förmlich in sich aufsaugten.
Dies war der Beginn einer Phase unvorstellbarer Wollust - und beide hatten gelernt, sie gemeinsam bis zur völligen Erschöpfung auszudehnen, so, wie es nur Liebende vermögen. Fast synchron quittierten sie die vollzogene Vereinigung ihrer riesigen Körper mit einem unendlich tiefen Seufzer.
Es klang, als wären aus zwei Dampfkesseln plötzlich die Überdruckventile heraus geflogen. Das Zischen und Fauchen steigerte sich ins Unerträgliche. Dazu kamen noch die widerlichen Ausdünstungen dieser Ungeheuer. Victor Gedudroff, seines Zeichens Oberleutnant in einer russischen Eliteeinheit, vermochte in diesem penetranten Gestank kaum mehr zu atmen. Aber dieses merkwürdige Verhalten der Aliens barg vielleicht eine Chance. Immer wieder ging sein Blick zu dem Loch in der Frontscheibe des Käfigs. Langsam richtete er sich auf und reckte seinen geschundenen Körper.
"Los Kolja! Laß uns verschwinden!" brüllte er, und es gelang ihm tatsächlich, den Höllenlärm zu übertönen. Und der Angesprochene schien nicht nur zu verstehen, er erlangte auch seine Lebensgeister zurück.
Sie vergasen ihre schmerzhaften Prellungen, banden die Fetzen ihrer Kampfanzüge zusammen und ließen sich vorsichtig auf den Fußboden herab. So schnell sie konnten, verließen sie den Raum, in dem die fauchenden und tobenden Ungeheuer nach wie vor ihr rätselhaftes Spiel trieben. Irgendwie schafften sie es, eine Lüftungsöffnung zu erwischen, durch die sie ins Freie gelangten. Augenblicke später wurden sie von den unendlich weiten Wälder der Taiga verschluckt. Doch es gab kein Ausruhen. Nur noch einmal tief durchatmen, und dann rannten sie durch das krachende Unterholz. Die Angst half ihnen, die Schmerzen zu verdrängen, und so liefen sie fast die ganze Nacht hindurch. Noch vor dem Morgengrauen sahen sie plötzlich das fremde Raumschiff hoch über den Wipfeln der Bäume stehen.
"Die suchen uns!" rief Kolja aufgeregt und er spürte, wie ihm die aufkommende Angst die Kehle zuzuschnüren begann.
Aber nur wenige Minuten später durften sie aufatmen. Das unbekannte Flugobjekt entfernte sich. Es stieg höher und höher, wurde zu einem winzigen Punkt und war bald mit dem bloßen Auge nicht mehr auszumachen.
Die beiden Soldaten setzten ihren Weg fort. Nun konnten sie gemächlicher ausschreiten. Gegen Morgen erreichten sie schließlich den Fluß, an dessen Ufern ihre Einheit lagerte.
Mit ungläubigem Staunen lauschte der Regimentskommandeur dem Bericht seiner längst totgeglaubten Untergebenen.
Als sie damit fertig waren, rieb er sich eine Weile schweigend das stopplige Kinn.
"Karascho", brummte er schließlich. "Ihr seid ehrliche Kerle und gehört zu den Tapfersten meiner Einheit. Deshalb will ich euch die Geschichte abnehmen. Aber von jetzt an - kein Wort mehr. Ponimai?"
Die Beiden nickten ergeben und hielten tatsächlich die Klappe. Und ihr Schweigen wurde belohnt. Sie bekamen Sonderurlaub und durften nach Moskau fahren, um im Kreml den großen "Borisorden am Roten Band" an die Brust geheftet zu bekommen. Daß sie in Anerkennung ihrer Heldentat obendrein noch jeder mit einem fabrikneuen PKW LADA bedacht wurden, ist sicherlich nur ein Gerücht. Sicher ist aber, daß sie ihr Schweigen wahrten. Und so kommt es, daß in Hollywood nach wie vor Filme gedreht werden, in denen Außerirdische stets nur als blutrünstige, menschenverschlingende und nur auf Zerstörung bedachte Ungeheuer über die Leinwand monstern. Nur, weil sie anders sind, werden ihnen Gefühle, die wir als "menschlich" bezeichnen, strikt aberkannt. Schade. Denn das haben Tschiesi und Tschui nun wahrlich nicht verdient.
Tschiesi aalte sich genußvoll in dem kleinen Pool, während das angenehm temperierte Wasser schäumend ihren Körper umbrodelte. Völlig entspannt und in sich versunken hielt sie die Augen geschlossen und atmete in gleichmäßigen Zügen die vom Duft ihrer Lieblingsessenzen geschwängerte Luft. Es sah aus, als würde sie schlafen. Doch Tschiesi schlief nicht. Sie gab sich lediglich sehr angenehmen Träumen hin. Ihre Gedanken eilten voraus, hatten diesen kleinen tristen Planeten schon verlassen und bescherten ihr bereits all die rauschenden Feste, die sie laut Reiseprospekt auf Cetanian feiern würde. Die Cetanianer galten schließlich als die gastfreundlichsten und lebenslustigsten Wesen innerhalb der Galaxis.
Das sanfte Schlurfen der Absauganlage beförderte Tschiesi in die Wirklichkeit zurück. Noch einmal streckte sie ihren Körper, ehe sie aus dem Becken stieg und vor die kleine, mit verschiedenen Toilettenartikeln bestückte Konsole trat Während sie ihren Körper unter der Warmluftdusche dehnte, richtete sie den Blick nicht ohne einen Hauch weiblicher Selbstgefälligkeit auf ihr Hologramm. Ihre Gestalt war von ebenmäßigem Wuchs und die wenigen Fettpolster saßen exakt an den richtigen Stellen. Augenzwinkernd schenkte sie ihrem dreidimensionales Abbild ein Lächeln, mit dem sie die Männer aller Altersklassen an den Rand des Wahnsinns zu bringen vermochte. Ja - sie war sich ihrer reizenden Anmut durchaus bewußt, und es hatte damals keiner langen Überzeugungsarbeit bedurft, um sie zur Teilnahme an einem der regionalen Schönheitswettbewerbe zu überreden. Und sie gewann tatsächlich den ersten Preis!. Eine Kreuzfahrt durch die Galaxis! Sie hatte alle lukrativen Werbeverträge ausgeschlagen, auf die vielen verlockenden Heiratsangebote gepfiffen und war mit ihrem geliebten Tschui an Bord des kleinen Raumschiffes gegangen. Nur mit ihm allein von einem Sternensystem zum anderen - konnte es eine aufregendere Hochzeitsreise geben? Schon immer hatten sie davon geträumt, gemeinsam ferne Planeten zu besuchen, fremden Kulturen zu begegnen und exotische Freunde zu finden.
Doch zunächst hatte sie die Reise hierher an den Rand der Galaxis geführt. Welcher Idiot mochte diesen winzigen und obendrein so langweiligen Planeten in das Programm integriert haben? Gut - sie und Tschui wurden hier durch niemanden in ihrer Zweisamkeit gestört. Aber sie fühlte, daß die Gefahr wuchs, sich nach und nach auf den Wecker zu fallen. Wie hatte sie daher aufgeatmet, als Tschui ihrem Vorschlag, den Besuch hier vorzeitig abzubrechen, sofort zustimmte.
Tschiesi schaltete das Holo ab und während sie ihre durch das Bad leicht gerötete Haut eincremte, überlegte sie, was sie wohl anziehen sollte. Aber dann fiel ihr ein, daß sie ja noch einen letzten kleinen Ausflug in die nähere Umgebung machen wollte. Also entschied sie sich, den smaragdgrünen Panzer anzulegen. Sie grinste heimlich bei dem Gedanken, wie schwer sich Tschui damit tun würde, sie da wieder heraus zu pellen.
So - nun noch die große orangfarbene Schutzbrille aufgesetzt, und dann konnte es los gehen.
"Kommst Du mit?" fragte sie Tschui, der in einer Ecke des Aufenthaltsraumes saß und mit ungelenken Fingern den Bordcomputer traktierte. "Ich möchte wenigstens ein paar Aufnahmen machen. Vielleicht findet sich doch noch ein halbwegs interessantes Motiv."
Er schwenkte auf seinem Arbeitssessel herum und schaute sie nur an. Hatte er überhaupt zugehört? Sie sah seinen begehrlichen Blick.
‚Bekam er denn nie genug?' dachte sie ein wenig verärgert. Gleichzeitig hatte sie aber Angst vor dem Moment, wo es vielleicht nicht mehr so sein würde. Männern durfte man nie so ganz trauen. Das glaubte sie zu wissen.
"Tut mir leid. Aber wenn wir wirklich noch in der kommenden Nacht von hier weg wollen, muß ich den Kurs fertig berechnet haben", entschuldigte er sich.
Das sah sie ein. Sie schnappte sich die Kamera und ließ Tschui an seinem Arbeitsplatz zurück. Mit verhaltenem Zischen öffnete sich die Ausstiegsluke und Tschiesi trat ins Freie. Tief sog sie die eigenartig gewürzte Luft in ihre Lungen und blickte um sich. Die kleine Sonne stand bereits dicht über dem Horizont und warf ihre müde gewordenen Strahlen über die triste Landschaft. Soweit ihr Auge reichte nur Wald.
Langsam stieg sie die wenigen Stufen der Gangway herab. Schon befand sie sich zwischen den dicht an dicht stehenden Bäumen, von denen selbst die größten sie kaum überragten. Die kleineren Bäume einfach niedertrampelnd, schuf sie sich mühsam eine Gasse durch das Gehölz. Bald begann sie vor Anstrengung zu schnaufen. Zum Glück trug sie den Panzer. Sonst wäre es ohne Hautabschürfungen nicht abgegangen.
Sie hielt den Blick auf den Boden gerichtet, immer in der Hoffnung, wenigstens dort etwas Interessantes zu entdecken.
Und da war es plötzlich wieder - dieses kleine kugelige Tier mit dem dunkelbraunen Fell. Tschiesi hatte diese drolligen Kerlchen bereits mehrmals aus dem Bullauge des Raumschiffes beobachten können. Sie schienen sehr scheu zu sein. Ehe Tschiesi sich gebückt und die Kamera am Auge hatte, war das Wuscheltier schon im dichten Unterholz verschwunden. Tschiesi versuchte zu folgen, mußte aber nach einigen Dutzend Schritten einsehen, daß das keinen Sinn machte. Auf einer kleinen Lichtung mit einem Durchmesser von höchsten fünf Armlängen verhielt sie den Schritt, um Luft zu schöpfen. Es war sinnlos, sie würde nichts Aufregendes vor die Linse bekommen. Resignierend warf sie die Kamera über die Schulter und wollte sich gerade auf den Rückweg machen, da bemerkte sie, wie sich am Rande der Lichtung etwas bewegte. Zwischen den Baumstämmen krochen zwei graubraun gefleckte Wesen umher. Sie mochten ein wenig kleiner sein, als das Tier von vorhin. Und ihr Fell war ganz glatt. Tschiesi ging ein wenig in die Hocke und reckte neugierig den Hals vor. Blitzartig verbargen sich die Tiere hinter einem Stamm.
"So ein scheues Viehzeug", brummte sie verärgert und richtete sich wieder auf. Doch als sie sich umblickte, stutzte sie. Am Rande der Lichtung wimmelte es plötzlich nur so von diesen Tieren. Sie lagen regungslos auf dem Waldboden, von dem sich ihr geschecktes Fell nur wenig abhob. Lediglich ihre Köpfe bewegten sich. Mit ihren winzigen, aber sehr lebhaften Augen starrten sie auf Tschiesi und verfolgten jede ihrer Bewegungen. Die wiederum hatte jetzt endlich ein Motiv und machte rasch ein paar Aufnahmen. Gleichzeitig stellte sie fest, daß immer mehr von diesen Tieren auf den Rand der Lichtung zu krochen. Obwohl von ihnen mit Sicherheit keine Gefahr drohte, beschlich sie doch ein ungutes Gefühl. Sie richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Zu ihrem Erstaunen bemerkte sie, wie einige der Tiere plötzlich hoch schnellten und sich auf ihren Hinterbeinchen aufrichteten. Zwischen ihren dünnen Vorderläufen entdeckte Tschiesi kleine dunkle Stacheln, die auf sie gerichtet waren. Plötzlich hörte sie Laute. Es war ein monotones abgehacktes Knattern, mit dem sich die Winzlinge wohl untereinander zu verständigen suchten. Schwache Blitze zuckten dabei aus ihren Stacheln. Interessiert beugte sie sich ein wenig vor und griff erneut zur Kamera. Doch im selben Moment blitzte es vor ihrem linken Auge und irgend etwas donnerte gegen die Schutzbrille. Erschreckt zuckte sie zusammen und schloß instinktiv die Augen. Als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie den tiefen Kratzer im rechten Glas ihrer Schutzbrille. Sollten etwa...?
Ehe sie den Gedanken zu Ende bringen konnte, blitzte und krachte es erneut. Diesmal erwischte es die andere Seite. Unwillkürlich machte sie noch einen Schritt rückwärts, mußte aber feststellen, daß die blöden Viecher sogar nachrückten. Was war das nur für ein merkwürdiges Gebaren? Irgendwas pfiff haarscharf an ihrem ungeschützten Ohr vorbei.
"Jetzt habe ich aber die Schnauze voll", knurrte sie und zog eine fürchterlich böse Grimasse. Anstatt weiter zurück zu weichen, tat sie blitzschnell einen Schritt nach vorn, bückte sich und griff mit beiden Händen zu. Die lästigen Kreaturen ergriffen sofort die Flucht und verzogen sich wieselflink hinter die schützenden Bäume, aber zwei schafften es nicht. Zappelnd und quiekend versuchten sie sich dem Griff ihrer gepanzerten Hände zu entziehen.
"Schön ruhig bleiben. Ihr kommt mit", schnaufte sie immer noch aufgebracht.
Sie klemmte sich die heftig zappelnden Wesen unter die Arme und machte sich auf den Weg zurück zum Raumschiff.
"Schau mal, was ich gefangen habe", rief sie aufgeregt, während sich hinter ihr das Schott schloß.
Tschui, der inzwischen mit seiner Arbeit fertig war und wenigsten noch flink unter die Dusche wollte, nestelte unwirsch an seinem Bademantel herum und kam nur zögernd näher.
Tschiesi erzählte, wie sie die Beiden gefangen hatte und ließ sie dabei etwas unsanft auf den kleinen Arbeitstisch plumpsen.
"Und diese kleinen Dinger haben dich angegriffen?" fragte er ungläubig.
"Ja - sie haben so komische Stacheln... Nanu, die müssen sie verloren haben. Glaubst du mir nicht?"
"Doch, doch. Bestimmt sind sie mutiert und deshalb so angriffslustig." Er sagte das nur um in Tschiesis Augen nicht völlig uninteressiert zu erscheinen. Was gingen ihn diese komischen Kreaturen an. Seine ganze Aufmerksamkeit galt vielmehr seiner schönen Tschiesi, die stets eine aus purer Sinnlichkeit gewebte Aura zu umgeben schien, selbst dann , wenn sie sich - so wie jetzt - mit völlig anderen Dingen beschäftigte. Er spürte diesen Hauch von Erotik, und sein Blick begann sich leicht zu verschleiern. Einer plötzlichen Anwandlung folgend, wollte er sie sanft in die Arme nehmen, doch sie hatte gerade eines der Tierchen aufgenommen, um es näher zu betrachten.
"Irgendwie finde ich sie süß", sagte sie. Beinahe zärtlich drückte sie das quäkende Etwas an ihre Brust und versuchte es, durch sanftes Streicheln ein wenig zu beruhigen. Doch die schwer gepanzerte Hand ermöglichte nur ein schabendes Kratzen, was dem strampelnden Tier überhaupt nicht zu gefallen schien.
"Paß auf! Ich glaube, Du tust ihm weh!" sagte er.
Aber es war schon zu spät. Der rauhe Panzer hatte das glatte Fell unsanft aufgerissen. Nur einige Fetzen bedeckten noch den Körper des Wesens. Tschiesi bemerkte es mit Entsetzen und beruhigte sich erst, als sie zum Glück keine Verletzungen an der weiß-gelblichen Unterhaut zu entdecken vermochte.
"Du, sieh mal! Ich glaube, es häutet sich", stellte sie erleichtert fest.
"Dann sind es Insekten", behauptete Tschui, obwohl er als Raumschiffmonteur davon keinen blassen Schimmer hatte.
"Hm." Tschie setzte den kleinen Kerl wieder auf den Tisch zurück, worauf der sofort zu seinem Gefährten kroch. "Hm", wiederholte Tschie. "Als Insekten erscheinen sie nun wieder reichlich groß. Wo doch auf diesem Planeten alles andere so ausgesprochen winzig geraten ist. Aber es würde ihr massenhaftes Auftreten erklären. Ob sie es sind, die diese merkwürdigen Steinhaufen zusammentragen, die wir beim Anflug gesichtet haben?"
Er zuckte nur mit den Schultern. Kopfschüttelnd sah er zu, wie Tschiesi, nachdem sie ihre Handschuhe abgestreift hatte, wieder ein Streicheln versuchte. Doch ein Erfolg war ihr damit auch jetzt nicht beschieden. Anstatt sich wohlig einer solchen Liebkosung hinzugeben, schlangen die Beiden ihre Vorderläufe um die winzigen Köpfe und stießen immer wieder diese dünnen Laute aus.
"Ob nun Insekten oder nicht, ich finde sie niedlich. Weißt Du was? Wir nehmen sie mit und schenken sie Tschoom. Der ist Biologe. Er freut sich immer, wenn er unbekannte Lebewesen in seine Sammlung einreihen kann."
Von ihrer eigenen Idee sichtlich begeistert, schaute sie Tschui beifallheischend an. Doch der protestierte energisch, brachte allerhand Einwendungen vor und behauptete schließlich, daß sie ja nicht einmal wüßten, wovon sich die Viecher überhaupt ernähren würden.
"Die bringen wir nie lebend bis nach Hause", behauptete er schließlich.
Doch Tschiesi schaltete auf taub.
"Ich werde mich schon um sie kümmern", murmelte sie nur.
Tschui wußte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihr das wieder auszureden. Sollte er sich wegen dieser blöden Insekten mit ihr anlegen? Ein handfester Streit war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. So schaute er ergeben zu, wie sie ihre beiden Schützlinge vorsichtig in eine aus durchsichtigem Kunststoff bestehende Box setzte. Anschließend polsterte sie den provisorischen Käfig mit weichen Biomidflocken aus Dann verschwand sie in der Küche, hantierte dort eine Weile herum und kam schließlich mit einem kleinen Teller zurück, den sie mit winzigen Stückchen aller möglicher Speisen garniert hatte.
"Irgendwas wird euch schon schmecken", sagte sie und schob den Teller in den Käfig.
Nicht ohne Stolz betrachtete sie ihr Werk. Es störte sie auch nicht, daß die possierlichen Kleinen lediglich verschüchtert in einer Ecke hockten. Die Gliedmaßen dicht an die Körper gedrückt, starrten sie mit ängstlich aufgerissenen Augen durch die Scheibe.
"Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben. Nun, das werdet ihr noch merken. Ich werde für euch sorgen und alles tun, damit ihr euch wohl fühlt."
Ihre Stimme klang ungewöhnlich warm.
"Deine Fürsorge ist direkt rührend", sagte er und verspürte fast so etwas wie Eifersucht in sich aufsteigen. Er trat hinter sie und schlang seine Arme um ihren gepanzerten Leib. Sie spürte, daß es nun an ihm war, ihre Betreuung zu genießen. Langsam drehte sie sich um und blickte in seine flackernden Augen. Eine ganze Schar von Irrlichtern schien sich darin zu tummeln. Sie zupfte an seinem Bademantel, schob die Aufschläge ein wenig zur Seite und strich mit den Handtellern sanft über seine Brust. So sanft, daß die Hände zu schweben schienen und nur ab und an seine Haut berührten. Ein gehauchtes Streicheln! Für einen Moment schloß er die Augen und genoß diese so aufregende Liebkosung.
"Du hast die zärtlichsten Hände des Universums", flüsterte er schließlich mit gespieltem Pathos. Sie lächelte wissend, und dieses Lächeln verstärkte sich, als sie bemerkte, wie seine fahrig werdenden Finger über die Magnetverschlüsse ihres Schutzanzuges glitten. Polternd fielen die Platten der Brust- und Rückenpanzerung zu Boden. Dann verharrte er in fast andächtiger Bewunderung ihrer herrlichen Gestalt. Als sie das gefühlvolle Spiel seiner Fingerkuppen auf ihrem Rücken verspürte, begannen auch ihre Augen zu leuchten. Sie schmiegte sich an ihn, nahm die Wärme seiner nackten Haut in sich auf, und während er vor ihr nieder kniete, nahm sie seinen Kopf zwischen ihre Hände und massierte sanft seine Schläfen. Sie hörte ihn aufstöhnen und spürte, wie er ihr in der immer stärker aufkommenden Erregung die letzten Stücke der Panzerung buchstäblich vom Körper riß. Achtlos flogen die einzelnen Platten durch den Raum, und eine wurde so ungestüm geschleudert, daß sie krachend gegen die Scheibe des Käfigs flog und ein Stück aus ihr heraus brach. Jedoch weder Tschiesi noch Tschui bemerkten es. Die immer stärker aufkommende Hitze ihrer Körper begann sie einzuhüllen. Schon traten die ersten zähflüssigen Schweißtropfen hervor.
Endlich war auch die letzte Beinplatte gelöst, und Tschiesi stand in ihrer ganzen nackten Pracht vor ihm. Er richtete sich auf und umfing sie mit seinem verklärtem Blick.
"Ich liebe Dich, Tschiesi!"
"Ja, Tschui. Ich liebe Dich auch", seufzte sie zurück.
Schon hob er sie auf seine Arme und trug sie hinüber zur Schlafmatte. Er hatte den Antigravitationsgenerator so eingeregelt, daß die der Schwerkraft entgegen wirkenden Kräfte etwa in zweiter Hüfthöhe ihrem Gewicht entsprachen. Mit übermütigem Schwung warf er sie in die Luft und freute sich über ihren kleinen erschreckten Aufschrei, mit dem sie das kurze Durchsacken quittierte, ehe sie in der gewünschten Höhe über dem Boden schwebte. Räkelnd genoß sie einen Augenblick lang das wohlige Gefühl, das ihr diese unsichtbare aber ungemein weiche Polsterung vermittelte. Doch dann streckten sich ihre Arme ihm mit Macht entgegen. Mit einer kaum noch zu bändigenden Sehnsucht zog sie ihn auf das Lager und preßte seinen inzwischen schweißüberströmten Körper mit aller Kraft an sich. Tschui ließ sie gewähren. Er atmete den berauschenden Duft ihrer Haut, der stärker und stärker wurde und ihn schließlich völlig in seinen Bann zog. Schon war er der Fähigkeit, seine Umwelt bewußt wahrzunehmen, völlig beraubt. Er sah nur noch sie, spürte nur noch sie, dachte nur noch an sie. Alle seine Sinne waren auf die Erfüllung dieser unterschwellig schon lange schwelenden aber nun brennend heiß hervorbrechenden Sehnsucht nach ihr erfüllt.
Ihre Hände streichelten wieder mit zunehmender Intensität seine Schläfen, während er ihr mit aufregend rauher Zunge den zartblauen Schweiß vom Hals leckte. Zum sanften Streicheln ihrer Hände gesellte sich nun auch das verwirrende Spiel ihrer grazilen Tentakeln, die sich langsam an den seinen hinauf hangelten, um sich mit ihnen in immer wieder neuen Formen zu verschlingen. Ein durch nichts zu verhinderndes Zittern durchlief seinen mächtigen Körper. Wild peitschte sein violett verfärbter Schwanz durch die Luft. Schon brachen die beiden Lustwurzeln aus seinen Schläfen, die sich fast blitzartig verlängerten und nun suchend Tschiesis Hinterkopf abtasteten. Ein kurzer Moment des erregten Forschens -dann hatten sie die einladend weichen Öffnungen in ihrem Schädel aufgespürt, drangen in sie ein und berührten die ihnen entgegenschwellenden Wonne-Rezeptoren.
Tschiesi stöhnte auf. Reflexartig zuckten ihre vier Beine nach vorn, schlangen sich um seinen Körper und rissen ihn mit plötzlich vervielfachten Kräften an sich, um ihn von jetzt an unentrinnbar fest zu umklammern. Ihre drei sonst kaum sichtbaren Bauchöffnungen wurden zu grünlich schimmernden Kratern, die nun seine zum Bersten gefüllten Begattungsröhren förmlich in sich aufsaugten.
Dies war der Beginn einer Phase unvorstellbarer Wollust - und beide hatten gelernt, sie gemeinsam bis zur völligen Erschöpfung auszudehnen, so, wie es nur Liebende vermögen. Fast synchron quittierten sie die vollzogene Vereinigung ihrer riesigen Körper mit einem unendlich tiefen Seufzer.
Es klang, als wären aus zwei Dampfkesseln plötzlich die Überdruckventile heraus geflogen. Das Zischen und Fauchen steigerte sich ins Unerträgliche. Dazu kamen noch die widerlichen Ausdünstungen dieser Ungeheuer. Victor Gedudroff, seines Zeichens Oberleutnant in einer russischen Eliteeinheit, vermochte in diesem penetranten Gestank kaum mehr zu atmen. Aber dieses merkwürdige Verhalten der Aliens barg vielleicht eine Chance. Immer wieder ging sein Blick zu dem Loch in der Frontscheibe des Käfigs. Langsam richtete er sich auf und reckte seinen geschundenen Körper.
"Los Kolja! Laß uns verschwinden!" brüllte er, und es gelang ihm tatsächlich, den Höllenlärm zu übertönen. Und der Angesprochene schien nicht nur zu verstehen, er erlangte auch seine Lebensgeister zurück.
Sie vergasen ihre schmerzhaften Prellungen, banden die Fetzen ihrer Kampfanzüge zusammen und ließen sich vorsichtig auf den Fußboden herab. So schnell sie konnten, verließen sie den Raum, in dem die fauchenden und tobenden Ungeheuer nach wie vor ihr rätselhaftes Spiel trieben. Irgendwie schafften sie es, eine Lüftungsöffnung zu erwischen, durch die sie ins Freie gelangten. Augenblicke später wurden sie von den unendlich weiten Wälder der Taiga verschluckt. Doch es gab kein Ausruhen. Nur noch einmal tief durchatmen, und dann rannten sie durch das krachende Unterholz. Die Angst half ihnen, die Schmerzen zu verdrängen, und so liefen sie fast die ganze Nacht hindurch. Noch vor dem Morgengrauen sahen sie plötzlich das fremde Raumschiff hoch über den Wipfeln der Bäume stehen.
"Die suchen uns!" rief Kolja aufgeregt und er spürte, wie ihm die aufkommende Angst die Kehle zuzuschnüren begann.
Aber nur wenige Minuten später durften sie aufatmen. Das unbekannte Flugobjekt entfernte sich. Es stieg höher und höher, wurde zu einem winzigen Punkt und war bald mit dem bloßen Auge nicht mehr auszumachen.
Die beiden Soldaten setzten ihren Weg fort. Nun konnten sie gemächlicher ausschreiten. Gegen Morgen erreichten sie schließlich den Fluß, an dessen Ufern ihre Einheit lagerte.
Mit ungläubigem Staunen lauschte der Regimentskommandeur dem Bericht seiner längst totgeglaubten Untergebenen.
Als sie damit fertig waren, rieb er sich eine Weile schweigend das stopplige Kinn.
"Karascho", brummte er schließlich. "Ihr seid ehrliche Kerle und gehört zu den Tapfersten meiner Einheit. Deshalb will ich euch die Geschichte abnehmen. Aber von jetzt an - kein Wort mehr. Ponimai?"
Die Beiden nickten ergeben und hielten tatsächlich die Klappe. Und ihr Schweigen wurde belohnt. Sie bekamen Sonderurlaub und durften nach Moskau fahren, um im Kreml den großen "Borisorden am Roten Band" an die Brust geheftet zu bekommen. Daß sie in Anerkennung ihrer Heldentat obendrein noch jeder mit einem fabrikneuen PKW LADA bedacht wurden, ist sicherlich nur ein Gerücht. Sicher ist aber, daß sie ihr Schweigen wahrten. Und so kommt es, daß in Hollywood nach wie vor Filme gedreht werden, in denen Außerirdische stets nur als blutrünstige, menschenverschlingende und nur auf Zerstörung bedachte Ungeheuer über die Leinwand monstern. Nur, weil sie anders sind, werden ihnen Gefühle, die wir als "menschlich" bezeichnen, strikt aberkannt. Schade. Denn das haben Tschiesi und Tschui nun wahrlich nicht verdient.