mißtraue den sensiblen, ihre sensibilität reicht oft nur für sie selbst, ihr gehätscheltes ego. -
Wenn du das liest, musst du aufhören, Literat zu sein, an deiner Wurzel nagt ein Pilz, deine jahrzehntelange Innenschau verdient deinen heimlichen Selbststolz nicht mehr, du wirst augenblicklich platt gemacht, von einem Satz, der entblößend wirkt - und traurig stimmend.
Sofort hörst du auf, die Kladden mit diesen Gemütsfetzen voll zu pinnen, die du „in den Nachmittag geflüstert“ hast, weil dir der Morgen und der Mittag so schwer fiel, ohne ein gutes Recht zur Klage (wie das blasse, ungeliebte Kind).
Schockstarre, den ganzen Abend über, eine ganze Flasche Wein betäubt dich nicht, du bist nah dran, alle deine Aufzeichnungen zu hassen, zu entsorgen, den großen Friedhof deiner Zweifel, den du so lieb hattest; stattdessen etwas Gutes tun: Telefonseelsorge, Hausaufgabenhilfe, Amnesty International, das macht Sinn.
Vielleicht geht es auch kleiner, vielleicht kannst du auch fragen lernen, und dann zuhören, wie es deinem Nachbarn geht, und dann: Der alte Mann schaut amüsiert, gleichwohl bittet er dich an seinen Tisch, er holt ein paar dünne Hefte aus der Schublade im Schrank, er liest dir vor, was er selbst „in den Nachmittag geflüstert“ hat, du bist gerührt, wie lange nicht, du hast einen Verbündeten gefunden, er schreibt sogar Gedichte, eins lautet: Zaghafte Begegnung mit Luise.
Es gibt keine Luise, der alte Mann träumt sich das späte Leben, er träumte auch davon, ihr aus seinen Heften vorzulesen.
Ohne jede Scham, wie jetzt passiert.
Wenn du das liest, musst du aufhören, Literat zu sein, an deiner Wurzel nagt ein Pilz, deine jahrzehntelange Innenschau verdient deinen heimlichen Selbststolz nicht mehr, du wirst augenblicklich platt gemacht, von einem Satz, der entblößend wirkt - und traurig stimmend.
Sofort hörst du auf, die Kladden mit diesen Gemütsfetzen voll zu pinnen, die du „in den Nachmittag geflüstert“ hast, weil dir der Morgen und der Mittag so schwer fiel, ohne ein gutes Recht zur Klage (wie das blasse, ungeliebte Kind).
Schockstarre, den ganzen Abend über, eine ganze Flasche Wein betäubt dich nicht, du bist nah dran, alle deine Aufzeichnungen zu hassen, zu entsorgen, den großen Friedhof deiner Zweifel, den du so lieb hattest; stattdessen etwas Gutes tun: Telefonseelsorge, Hausaufgabenhilfe, Amnesty International, das macht Sinn.
Vielleicht geht es auch kleiner, vielleicht kannst du auch fragen lernen, und dann zuhören, wie es deinem Nachbarn geht, und dann: Der alte Mann schaut amüsiert, gleichwohl bittet er dich an seinen Tisch, er holt ein paar dünne Hefte aus der Schublade im Schrank, er liest dir vor, was er selbst „in den Nachmittag geflüstert“ hat, du bist gerührt, wie lange nicht, du hast einen Verbündeten gefunden, er schreibt sogar Gedichte, eins lautet: Zaghafte Begegnung mit Luise.
Es gibt keine Luise, der alte Mann träumt sich das späte Leben, er träumte auch davon, ihr aus seinen Heften vorzulesen.
Ohne jede Scham, wie jetzt passiert.