Criss Jordan
Mitglied
Murmelspiel
„Tizian! Komm, mein Süßer! Fresschen! Na komm! Tizian!“ Doch der schwarze Kater Tizian hörte nicht. Wie gebannt saß er auf dem Fensterbrett und starrte hinaus auf die Strasse.
Tia trat zum Fenster, um zu sehen, was das Tier so fesselte. Parkende Autos, ein paar Passanten, nichts ungewöhnliches. Für Menschenaugen. „Was siehst du da, Tizian?“ Tia kraulte ihrem Freund zärtlich den Nacken. Tizian schnurrte und blickte sie aus seinen blauen Augen kurz an. Dann wandte er den Blick wieder nach draussen. Tia versuchte, seinem Blick zu folgen. Der Baum? Die kleine Birke hatte ihr Herbstlaub schon lange den Winden preisgegeben. In halber Höhe schmiegte sich ein verlassenes Vogelnest dicht an den Stamm. „Ist es das Nest, Tizian?“ Der Kater schnurrte, es klang fast wie ein „Ja“. „Was ist mit dem Nest, Tizian?“ Der Kater hob die Pfote und kratzte an der Fensterscheibe. „Willst du hinaus? Willst du dir das Nest holen? Wozu, Tizian? Es ist leer!“ Trotzdem öffnete Tia das Fenster. Der Kater kletterte hinaus und sprang hinunter auf die Strasse. Von dort blickte er nach oben, als wolle er Tia auffordern, ihm zu folgen. Und für einen Augenblick fühlte sich Tia versucht, ebenfalls aufs Fensterbrett zu klettern und die anderthalb Meter hinabzuspringen. Doch dann entschied sie sich für den konventionellen Weg. „Warte auf mich, Tizian!“
Tatsächlich sass der Kater noch an der selben Stelle, als Tia durch die Haustür trat. „Brav, Tizian! Jetzt lass uns das Nest holen!“ Sie ging zum Baum, doch der Kater folgte ihr nicht. „He Tizian, was ist? Erst bist du ganz gierig auf das Nest und nun?“ Tia reckte sich, hob das Nest aus den Zweigen und sah hinein. Eine kleine blaue Glaskugel lag darin. Tia hielt sie gegen die Sonne. Schwach glommen rötliche Funken im gläsernen Zentrum.
„Sieh mal, Tizian!“ Sie ist Wunderschön.“ Tia hielt dem Kater den Fund hin. Langsam, fast vorsichtig, schlich er heran. Er beschnupperte sie und betatzte die Kugel kurz. Dann schien er das Interesse verloren zu haben. Er wandte sich ab und stiefelte hocherhobenen Hauptes ins Haus. „Dummer Kater!“ Tia folgte ihm, die Kugel schob sie in die Hosentasche.
Erst am Abend erinnerte sich Tia an ihren Fund, als sie aus der Jeans stieg und die Glaskugel aus der Tasche fiel und über den Boden kullerte. Tia legte die Murmel auf ihr Nachtschränkchen und ging zu Bett.
Als Tia am nächsten Morgen erwachte, war die Murmel verschwunden. Es war das erste, was Tia auffiel. aber irgendwie war es egal. Es war halt so. Tia frühstückte und ging dann zur Arbeit. Erst im Büro überkam sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie überlegte ein Weilchen, aber nicht sehr angestrengt. Irgendwie war auch das eigentlich egal.
Zur Mittagszeit ging Tia in die Kantine. Die Kollegen die sie begleiteten, warfen ihr seltsame Blicke zu. Tia wischte den Wunsch, sie danach zu fragen, beiseite und auch das erneut aufkommende Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie fühlte sich wunderbar leicht und beschwingt.
Kurz vor Feierabend fiel ein Wort in ihr leichtes zufriedenes Sein wie ein Stein: TIZIAN. Es wühlte den ruhigen See ihrer Seele auf und warf hohe Wellen an die Ufer ihrer Gedanken. Sie wusste nicht, warum dieses Wort sie so erschütterte und versuchte, es wegzuwischen, wie sie alle unschönen Gedanken weggewischt hatte heute. Es gelang ihr nur unvollkommen. Sie konnte den Klang des Wortes wegwischen, aber nicht seine Schwärze. Tia wusste nicht, wieso dieses Wort so schwarz war. So unendlich dunkel, nur in der Mitte glommen schwach rötliche Funken. Sie wusste nur, dass sie diesem Wort entkommen konnte, ihm entkommen musste, um nicht selbst in die Schwärze zu fallen.
Entschlossen tippte sie ihre Kündigung in den Rechner und verliess das Büro in Richtung Bahnhof...
„Was hast du denn da, Ventjo?“ Der kleine Bfallia hob den Kopf, als er die Stimme seines Herren hörte. Freudig schnatternd hoppelte er auf den blauhäutigen Jungen zu und legte ihm eine schwarze Murmel in die Pfoten. der Junge hielt die Kugel gegen das Licht. Tief in ihrem Inneren glommen schwache rötliche Funken...
„Tizian! Komm, mein Süßer! Fresschen! Na komm! Tizian!“ Doch der schwarze Kater Tizian hörte nicht. Wie gebannt saß er auf dem Fensterbrett und starrte hinaus auf die Strasse.
Tia trat zum Fenster, um zu sehen, was das Tier so fesselte. Parkende Autos, ein paar Passanten, nichts ungewöhnliches. Für Menschenaugen. „Was siehst du da, Tizian?“ Tia kraulte ihrem Freund zärtlich den Nacken. Tizian schnurrte und blickte sie aus seinen blauen Augen kurz an. Dann wandte er den Blick wieder nach draussen. Tia versuchte, seinem Blick zu folgen. Der Baum? Die kleine Birke hatte ihr Herbstlaub schon lange den Winden preisgegeben. In halber Höhe schmiegte sich ein verlassenes Vogelnest dicht an den Stamm. „Ist es das Nest, Tizian?“ Der Kater schnurrte, es klang fast wie ein „Ja“. „Was ist mit dem Nest, Tizian?“ Der Kater hob die Pfote und kratzte an der Fensterscheibe. „Willst du hinaus? Willst du dir das Nest holen? Wozu, Tizian? Es ist leer!“ Trotzdem öffnete Tia das Fenster. Der Kater kletterte hinaus und sprang hinunter auf die Strasse. Von dort blickte er nach oben, als wolle er Tia auffordern, ihm zu folgen. Und für einen Augenblick fühlte sich Tia versucht, ebenfalls aufs Fensterbrett zu klettern und die anderthalb Meter hinabzuspringen. Doch dann entschied sie sich für den konventionellen Weg. „Warte auf mich, Tizian!“
Tatsächlich sass der Kater noch an der selben Stelle, als Tia durch die Haustür trat. „Brav, Tizian! Jetzt lass uns das Nest holen!“ Sie ging zum Baum, doch der Kater folgte ihr nicht. „He Tizian, was ist? Erst bist du ganz gierig auf das Nest und nun?“ Tia reckte sich, hob das Nest aus den Zweigen und sah hinein. Eine kleine blaue Glaskugel lag darin. Tia hielt sie gegen die Sonne. Schwach glommen rötliche Funken im gläsernen Zentrum.
„Sieh mal, Tizian!“ Sie ist Wunderschön.“ Tia hielt dem Kater den Fund hin. Langsam, fast vorsichtig, schlich er heran. Er beschnupperte sie und betatzte die Kugel kurz. Dann schien er das Interesse verloren zu haben. Er wandte sich ab und stiefelte hocherhobenen Hauptes ins Haus. „Dummer Kater!“ Tia folgte ihm, die Kugel schob sie in die Hosentasche.
Erst am Abend erinnerte sich Tia an ihren Fund, als sie aus der Jeans stieg und die Glaskugel aus der Tasche fiel und über den Boden kullerte. Tia legte die Murmel auf ihr Nachtschränkchen und ging zu Bett.
Als Tia am nächsten Morgen erwachte, war die Murmel verschwunden. Es war das erste, was Tia auffiel. aber irgendwie war es egal. Es war halt so. Tia frühstückte und ging dann zur Arbeit. Erst im Büro überkam sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie überlegte ein Weilchen, aber nicht sehr angestrengt. Irgendwie war auch das eigentlich egal.
Zur Mittagszeit ging Tia in die Kantine. Die Kollegen die sie begleiteten, warfen ihr seltsame Blicke zu. Tia wischte den Wunsch, sie danach zu fragen, beiseite und auch das erneut aufkommende Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie fühlte sich wunderbar leicht und beschwingt.
Kurz vor Feierabend fiel ein Wort in ihr leichtes zufriedenes Sein wie ein Stein: TIZIAN. Es wühlte den ruhigen See ihrer Seele auf und warf hohe Wellen an die Ufer ihrer Gedanken. Sie wusste nicht, warum dieses Wort sie so erschütterte und versuchte, es wegzuwischen, wie sie alle unschönen Gedanken weggewischt hatte heute. Es gelang ihr nur unvollkommen. Sie konnte den Klang des Wortes wegwischen, aber nicht seine Schwärze. Tia wusste nicht, wieso dieses Wort so schwarz war. So unendlich dunkel, nur in der Mitte glommen schwach rötliche Funken. Sie wusste nur, dass sie diesem Wort entkommen konnte, ihm entkommen musste, um nicht selbst in die Schwärze zu fallen.
Entschlossen tippte sie ihre Kündigung in den Rechner und verliess das Büro in Richtung Bahnhof...
„Was hast du denn da, Ventjo?“ Der kleine Bfallia hob den Kopf, als er die Stimme seines Herren hörte. Freudig schnatternd hoppelte er auf den blauhäutigen Jungen zu und legte ihm eine schwarze Murmel in die Pfoten. der Junge hielt die Kugel gegen das Licht. Tief in ihrem Inneren glommen schwache rötliche Funken...