fennchurch
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Seit Stunden sitze ich jetzt schon hier. Und, ganz ehrlich, es passiert nicht wirklich was. Die Lautsprecherdurchsagen scheinen sich zu wiederholen, die monotone Computerstimme lässt jede Variation in trauriger Eintönigkeit untergehen. Ich achte schon lange nicht mehr auf diese Durchsagen, sie fügen sich für mich ein in die Melodie meiner unendlichen Langeweile. Menschen hetzen an mir vorbei, alle in Gedanken schon beim nächsten Termin, die Gesichter ausdruckslose Masken, austauschbar, kaum mal ein Blick, nie ein Lächeln. Die grosse Halle liegt tief im Herzen eines noch grösseren Gebäudes, auf Fenster wurde verzichtet, ich habe keine Ahnung, ob die Sonne scheint oder Wolken am Himmel sind. Wahrscheinlich regnet es. Es regnet schliesslich fast immer hier, im Sommer vielleicht etwas wärmer als im Winter, aber nass wird man trotzdem.
Schon wieder plärren die Lautsprecher los. Aber die Stimme, irgendwie ist sie anders als sonst, wärmer, aber nicht wirklich menschlich. Unwillkürlich achte ich genauer auf die Durchsage, es geht um eine geglückte Landung, irgendwas von friedlicher Absicht und wir sollen uns keine Sorgen machen. Ich bin beruhigt, warum sollte ich mir auch Sorgen machen? Kurz habe ich das Gefühl, dass alles gut wird.
Die näxten 15-20 Minuten passiert nichts. Gut, das Licht wird etwas gelber, aber wahrscheinlich haben irgendwelche Psychologen in jahrelangen Studien herausgefunden, dass sich gelbes Licht sehr positiv auf das Kaufverhalten der Kunden auswirkt. Solche Studien werden ja für alles gemacht, wie muss ein Flugzeug riechen, damit die Leute nicht randalieren, welche Musik stimuliert und sorgt somit für besseren Sex, wie muss sich eine Tomate anfühlen, damit der Kunde die doppelte Menge kauft?
Eine Frau geht an meinem Schalter vorbei. Sie sieht aus wie viele andere Frauen auch, die vor ihr schon hier vorbeikamen, aber war da nicht grade ein helles Glühen, strahlte da nicht irgendwas unter dem Saum ihres Mantels hervor? Meine Blicke folgen ihr, bis sie durch die grosse Drehtür am anderen Ende der Halle verschwindet. Ich bin etwas verwirrt, denn noch immer bin ich nicht sicher, was ich da eigentlich gesehen habe. Ich denke einfach nicht weiter darüber nach, wahrscheinlich habe ich mich eh verguckt.
Grade will ich zum Telefon greifen, um die Zeitansage anzurufen, da öffnet sich vor meinem Counter eine Tür. Es ist eine schöne Tür, aus schwerem, dunklen Holz, so, wie heutzutage keine Türen mehr hergestellt werden, wo kommt sie auf einmal her? Hier war vorher keine Tür! Ich habe keine Zeit mehr, mir Gedanken über das plötzliche Auftauchen der Tür zu machen, denn so plötzlich, wie sie auftauchte, verschwindet sie auch wieder. Der kurze Moment, der mir blieb, um einen Blick durch die geöffnete Tür zu werfen, zeigte mir eine wunderbare Welt, eine Welt, wie sie sein sollte, grüne Hügel, ein wolkenloser Abendhimmel und das Gefühl einer tief empfundenen Liebe für diesen Ort, an dem ich noch nie in meinem Leben war. Doch dort, wo ich grade noch diese Tür in mein persönliches Paradies gesehen habe, sind jetzt wieder nur die abgetretenen beige-grauen Fliesen, die schon immer dort waren. Vorsichtig blicke ich nach rechts und links, aber anscheinend hat niemand ausser mir die Tür gesehen. Schnell gehe ich die Drogen durch, die ich in der letzten Zeit konsumiert habe, aber es war nichts halluzinogenes dabei. „Realitätsverlust“ denke ich. Aber wäre es wirklich ein Verlust; würde ich diese Realität hier, diese öde Halle ohne Tageslicht, diesen 08/15-Job, wirklich vermissen? Wäre nicht jeder Tausch gegen eine andere Realität ein guter Tausch? Vielleicht nicht jeder Tausch, aber ich würde sofort gegen die Realität hinter der Tür tauschen! Ich versinke in Träumen von einer anderen Welt, fast spüre ich die Sonne auf meiner Haut. Ein wohliges Gefühl durchströmt mich und lächelnd kehre ich zurück ins hier und jetzt. Das gelbe Leuchten der Luft ist noch intensiver geworden, und jetzt sehe ich Viele, die von innen her zu glühen scheinen. Und überall, wo sie vorüber gehen, bleiben lächelnde Menschen zurück. Die Schritte werden langsamer, Blicke begegnen sich, auf einmal ist keiner mehr dem anderen egal.
Ich bin mir sicher, draussen scheint die Sonne. Und alles wird gut, wirklich!
Schon wieder plärren die Lautsprecher los. Aber die Stimme, irgendwie ist sie anders als sonst, wärmer, aber nicht wirklich menschlich. Unwillkürlich achte ich genauer auf die Durchsage, es geht um eine geglückte Landung, irgendwas von friedlicher Absicht und wir sollen uns keine Sorgen machen. Ich bin beruhigt, warum sollte ich mir auch Sorgen machen? Kurz habe ich das Gefühl, dass alles gut wird.
Die näxten 15-20 Minuten passiert nichts. Gut, das Licht wird etwas gelber, aber wahrscheinlich haben irgendwelche Psychologen in jahrelangen Studien herausgefunden, dass sich gelbes Licht sehr positiv auf das Kaufverhalten der Kunden auswirkt. Solche Studien werden ja für alles gemacht, wie muss ein Flugzeug riechen, damit die Leute nicht randalieren, welche Musik stimuliert und sorgt somit für besseren Sex, wie muss sich eine Tomate anfühlen, damit der Kunde die doppelte Menge kauft?
Eine Frau geht an meinem Schalter vorbei. Sie sieht aus wie viele andere Frauen auch, die vor ihr schon hier vorbeikamen, aber war da nicht grade ein helles Glühen, strahlte da nicht irgendwas unter dem Saum ihres Mantels hervor? Meine Blicke folgen ihr, bis sie durch die grosse Drehtür am anderen Ende der Halle verschwindet. Ich bin etwas verwirrt, denn noch immer bin ich nicht sicher, was ich da eigentlich gesehen habe. Ich denke einfach nicht weiter darüber nach, wahrscheinlich habe ich mich eh verguckt.
Grade will ich zum Telefon greifen, um die Zeitansage anzurufen, da öffnet sich vor meinem Counter eine Tür. Es ist eine schöne Tür, aus schwerem, dunklen Holz, so, wie heutzutage keine Türen mehr hergestellt werden, wo kommt sie auf einmal her? Hier war vorher keine Tür! Ich habe keine Zeit mehr, mir Gedanken über das plötzliche Auftauchen der Tür zu machen, denn so plötzlich, wie sie auftauchte, verschwindet sie auch wieder. Der kurze Moment, der mir blieb, um einen Blick durch die geöffnete Tür zu werfen, zeigte mir eine wunderbare Welt, eine Welt, wie sie sein sollte, grüne Hügel, ein wolkenloser Abendhimmel und das Gefühl einer tief empfundenen Liebe für diesen Ort, an dem ich noch nie in meinem Leben war. Doch dort, wo ich grade noch diese Tür in mein persönliches Paradies gesehen habe, sind jetzt wieder nur die abgetretenen beige-grauen Fliesen, die schon immer dort waren. Vorsichtig blicke ich nach rechts und links, aber anscheinend hat niemand ausser mir die Tür gesehen. Schnell gehe ich die Drogen durch, die ich in der letzten Zeit konsumiert habe, aber es war nichts halluzinogenes dabei. „Realitätsverlust“ denke ich. Aber wäre es wirklich ein Verlust; würde ich diese Realität hier, diese öde Halle ohne Tageslicht, diesen 08/15-Job, wirklich vermissen? Wäre nicht jeder Tausch gegen eine andere Realität ein guter Tausch? Vielleicht nicht jeder Tausch, aber ich würde sofort gegen die Realität hinter der Tür tauschen! Ich versinke in Träumen von einer anderen Welt, fast spüre ich die Sonne auf meiner Haut. Ein wohliges Gefühl durchströmt mich und lächelnd kehre ich zurück ins hier und jetzt. Das gelbe Leuchten der Luft ist noch intensiver geworden, und jetzt sehe ich Viele, die von innen her zu glühen scheinen. Und überall, wo sie vorüber gehen, bleiben lächelnde Menschen zurück. Die Schritte werden langsamer, Blicke begegnen sich, auf einmal ist keiner mehr dem anderen egal.
Ich bin mir sicher, draussen scheint die Sonne. Und alles wird gut, wirklich!