paulenullnullzwei
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"Stopp!" sprang Magda aus dem Schlaf. "Lass uns halten, bitte!"
In der Regel bedeutet das Vollbremsung, einen Tierkadaver von der Straße kratzen und mit Blaulicht zum Tierarzt rasen. Außer einem großen Einkaufscenter war aber weit und breit nichts Totes zu entdecken.
"Lass uns was Trinken, ja? Huch, welch Zufall! Da ist ja ein Internet-Café in der Mall." Unschuldiger lässt es sich nicht dreinblicken.
"Oh nein, keine Strom-Post an Volker. Wofür haben wir schließlich unsere Handys kastriert?"
"Ich muss mir nur schnell was von der Seele kippen. Willst Du, dass es mich innerlich zersetzt?"
Wollte ich nicht. Der Shopping-Mall-Parkplatz dünstete alte Mittagshitze aus. Kein Baum weit und breit. Schatten kannte der nur unter Autos. Das Internet-Café hatte den Charme eines sich modern gebenden Arbeitsamts. Neu war Trumpf - "Neu - jetzt noch neuer!". Magda trank ihren Kaffee schneller, als es ihre Schmerzschwelle zulassen sollte. Den Flachbildschirm hatte sie von mir weggedreht.
"Was schreibst du dem?"
"Nix!"
"Viel Tastengeklicke für nix!"
"Nix, was von Belang ist."
"Hey, komm schon, das ist ja wie in der Schule. Ich petze schon nicht."
Magda kann prima mit der Schulter schubsen. Dabei stöhnte sie kurz, leise lächelnd.
"Sei ein Schatz, und hol mir noch einen Kaffee!"
Die studentische Aushilfskraft hinterm Tresen war klar zu Höherem geboren. "Äh, Fräulein! Fräulein!..." Ich weiß um die Qual von BWL-Studierenden bei dieser Anrede. "Sie haben nicht zufällig frische Vollmilch für den Kaffee?" Sie tat so, als suche sie im Kühlschrank danach, welcher außer Red-Bull-Dosen nichts weiter enthielt. War auch kein Wunder, "Red-Bull" stand formatfüllend auf dessen Tür. Das "Tut mir leid, die ist wohl aus!" bereitete ihr Schmerzen und Genugtuung zugleich. Zum Glück trinkt Magda ihren Kaffee immer schwarz.
Der Kaffee blieb ungetrunken. Ich sah, sie hatte geweint. Nach den Tränen waren nie ihre Augen rot, immer nur die Nasenspitze. Sie wollte sofort weiter. Es war noch ein weiter Weg bis Aachen.
"Im nächsten Ort suchen wir uns eine gemütliche Pension, einverstanden?"
Sie nickte. Ich hätte sonst was drum gegeben, zu erfahren, wo sie in diesem Moment war.
"Beate's Frühstückspension" ließ mich bremsen. Magda machte sich diesmal nicht über das Auslassungszeichen lustig. Sie war wirklich weit weg von hier. Eine Beate gab es in der Frühstückspension nicht. Ich verkniff es mir, mich nach ihrem Ableben zu erkundigen. Ein gespielt freundlicher Mitvierziger empfing uns in der Rezeption, welche auch Frühstücksraum war. 50er-Jahre-Frisur und C&A-Kleidung verrieten, dass er noch nie mit einer Frau zusammen war. Er roch gut nach Frischgeduscht. Mutter Beate hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Der Mann machte mir Mut.
"Herr und Frau....?" er drehte das Anmeldeformular zu sich ".... Herr und Frau Winter, das Doppelzimmer wird ihnen zusagen. Normalerweise ist es für unsere Stammgäste vorbehalten, aber jetzt in der Vorsaison..."
Vorsaison gibt es doch bloß, wenn eine Hauptsaison zu erwarten ist, dachte ich und freute mich auf Magda im gleichen Bett.
In der Regel bedeutet das Vollbremsung, einen Tierkadaver von der Straße kratzen und mit Blaulicht zum Tierarzt rasen. Außer einem großen Einkaufscenter war aber weit und breit nichts Totes zu entdecken.
"Lass uns was Trinken, ja? Huch, welch Zufall! Da ist ja ein Internet-Café in der Mall." Unschuldiger lässt es sich nicht dreinblicken.
"Oh nein, keine Strom-Post an Volker. Wofür haben wir schließlich unsere Handys kastriert?"
"Ich muss mir nur schnell was von der Seele kippen. Willst Du, dass es mich innerlich zersetzt?"
Wollte ich nicht. Der Shopping-Mall-Parkplatz dünstete alte Mittagshitze aus. Kein Baum weit und breit. Schatten kannte der nur unter Autos. Das Internet-Café hatte den Charme eines sich modern gebenden Arbeitsamts. Neu war Trumpf - "Neu - jetzt noch neuer!". Magda trank ihren Kaffee schneller, als es ihre Schmerzschwelle zulassen sollte. Den Flachbildschirm hatte sie von mir weggedreht.
"Was schreibst du dem?"
"Nix!"
"Viel Tastengeklicke für nix!"
"Nix, was von Belang ist."
"Hey, komm schon, das ist ja wie in der Schule. Ich petze schon nicht."
Magda kann prima mit der Schulter schubsen. Dabei stöhnte sie kurz, leise lächelnd.
"Sei ein Schatz, und hol mir noch einen Kaffee!"
Die studentische Aushilfskraft hinterm Tresen war klar zu Höherem geboren. "Äh, Fräulein! Fräulein!..." Ich weiß um die Qual von BWL-Studierenden bei dieser Anrede. "Sie haben nicht zufällig frische Vollmilch für den Kaffee?" Sie tat so, als suche sie im Kühlschrank danach, welcher außer Red-Bull-Dosen nichts weiter enthielt. War auch kein Wunder, "Red-Bull" stand formatfüllend auf dessen Tür. Das "Tut mir leid, die ist wohl aus!" bereitete ihr Schmerzen und Genugtuung zugleich. Zum Glück trinkt Magda ihren Kaffee immer schwarz.
Der Kaffee blieb ungetrunken. Ich sah, sie hatte geweint. Nach den Tränen waren nie ihre Augen rot, immer nur die Nasenspitze. Sie wollte sofort weiter. Es war noch ein weiter Weg bis Aachen.
"Im nächsten Ort suchen wir uns eine gemütliche Pension, einverstanden?"
Sie nickte. Ich hätte sonst was drum gegeben, zu erfahren, wo sie in diesem Moment war.
"Beate's Frühstückspension" ließ mich bremsen. Magda machte sich diesmal nicht über das Auslassungszeichen lustig. Sie war wirklich weit weg von hier. Eine Beate gab es in der Frühstückspension nicht. Ich verkniff es mir, mich nach ihrem Ableben zu erkundigen. Ein gespielt freundlicher Mitvierziger empfing uns in der Rezeption, welche auch Frühstücksraum war. 50er-Jahre-Frisur und C&A-Kleidung verrieten, dass er noch nie mit einer Frau zusammen war. Er roch gut nach Frischgeduscht. Mutter Beate hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Der Mann machte mir Mut.
"Herr und Frau....?" er drehte das Anmeldeformular zu sich ".... Herr und Frau Winter, das Doppelzimmer wird ihnen zusagen. Normalerweise ist es für unsere Stammgäste vorbehalten, aber jetzt in der Vorsaison..."
Vorsaison gibt es doch bloß, wenn eine Hauptsaison zu erwarten ist, dachte ich und freute mich auf Magda im gleichen Bett.