Manifest gegen die Macht der Strasse

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Einst nur staubige Wege sind zu glatt asphaltierten Strassen mit Verkehrszeichen an den Seitenrändern geworden. Alles ist klar gegliedert, die schmalen Bürgersteige für die Fußgänger und die breite Strasse für die Autos und Busse, für die LKW?s und Motorräder.
Idealistisch ist der Gedanke wenigstens spät in der Nacht in Siedlungen gefahrlos über die Strassen schlendern zu können. In einer Zeit in der Kinder noch auf staubigen Wegen spielten, erfanden kluge Männer das Schild "Spielstrasse". Es sollte dem Fahrer später auch den Fahrerinnen signalisieren, dass hier wohlmöglich ein Kind auf die Strasse laufen könnte, vielleicht um einen Ball nachzujagen. Ein kleines Kind vielleicht, dass man vom Fahrerstuhl nur kaum sehen könnte. Dieses Schild sollte den wachsamen Fahrer ermahnen vorsichtig zu fahren, höchstens in Schrittgeschwindigkeit.

Ich habe gesehen, wie diese Schilder in den Siedlungen zunehmend entfernt werden, weil sie nicht mehr ?zeitgemäss? seien. Diese Schilder brauchte man nicht mehr, denn zunehmend haben die motorisierten Fahrzeuge auch die ?Spielstrassen? verträngt. In ihrem Geschwindigkeitsrausch ist es dem durchschnittlichen Autofahrer nicht mehr möglich nur in Schrittgeschwindigkeit zu fahren und auf spielende Kinder Rücksicht zu nehmen; schliesslich obliegt es nun Eltern, Kindergärtnerinnen und LehrerInnen den Kindern möglichst frühzeitig beizubringen, dass sie die Gefahr (und die Macht) des Autos erkennen und sich entsprechend erwachsen im Strassenverkehr verhalten.

Liebe Fußgäner und Fußgängerinnen, wenn auch Ihnen der Bürgersteig zu schmal geworden ist, wenn auch Sie das Gefühl haben, dass die Macht der Fahrzeuge über ihren Zweck hinausgeht so rufe ich Sie jetzt dazu auf, genau jetzt auf die Strasse zu gehen und laut zu rufen (denn der Fahrer im Auto wird Sie wegen der zu lauten Musik nicht hören): "Jetzt reicht es uns. Die Strassen wieder dem Fußvolk! Die Strassen wieder dem Fußvolk!"
 



 
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