Mann und Hund im Nebel

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Walther

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hallo zeder,

zuerst lieben dank fürs reinschauen und lesen. und natürlich alles liebe und gute für das noch junge jahr 2014.

die zusammenfassung, die du oben geschrieben hast, ist eine. allerdings nimmt sie dem text wesentliche elemente weg, die für mich wichtig sind.

deine andeutung, es gäbe perspektivfehler, solltest du genauer erläutern. die beiden protagonisten kommen aus dem dichten nebel vor das auge des erzählers/beobachters. dieser ist interpretativ in seiner beschreibung. nach der beobachtung verschwinden beide wieder im nebel. es gibt also keinen perspektivwechsel.

prosaerzähler müssen nicht neutral sein. sie können interpretieren, müssen das aber nicht.

das doppelt reflexive des texts ist absicht. ebenso die teilweise grellen bilder. der poetische expressionistische klang der sprache ist gewollt.

lg w.
 

anbas

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Lieber Walther,

mir gefällt diese kleine Momentaufnahme wirklich gut. Allerdings zucke ich stets zusammen, wenn mir ein "kastrierter" Genitiv über den Weg läuft :D. Daher würde ich Dir gerne an dieser Stelle:
Der feuchte Pullover klebt klamm am Körper des Manns
ein "e" für "des Mann[blue]e[/blue]s" schenken ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Mann und Hund im Nebel


Der feuchte Pullover klebt klamm am Körper des Mannes. Sein weißer Atemhauch kräuselt sich am herunter gezogenen Mundwinkel. Die Augen sind blicklos geradeaus gerichtet: Vernebelt spiegelt sich das Innen im Außen.

Der Hund markiert seinen Weg. Die Nase, tiefer gelegt, riecht am Puls der Zeit, die Fahne ist gestellt.

Seine Schritte sind ein Schlurfen: Das Herrchen folgt dem agilen Vierbeiner, der führt, weil einer führen muss, um anzukommen. Das Bellen des Begleiters weckt den Müden, dessen Körper sich plötzlich anspannt, dessen Linke den Hund fest zügelt. Die rechte Hand geht zur Stirn, der Blick ins Weite, um wieder zu erstarren, als der Hund sich an das rechte Bein schmiegt und erwartungsvoll wedelt.

Der Mann beugt sich vor, und die Rechte fährt durch das Hundefell, das sie schmeichelt. Dann gleitet sie zum Kopf des Tiers, krault seine Kehle, bis der Hund an ihr leckt.

Kurz innehaltend fährt sich der Mann mit der Rechten übers Gesicht, durchs Haar, die Schultern sinken wieder nach vorne. Das ungleiche Paar nimmt seinen Weg auf und geht zuckelnd weiter, um langsam vom dichten Herbstnebel aufgenommen zu werden.

Immer wieder hört man ein Bellen, das langsam leiser und schließlich ganz vom milchigen Weiß verschluckt wird.
 



 
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