black sparrow
Mitglied
Marburg Blindenstadt
Mit tappenden Geräuschen
auf dem Asphalt
tasten sich die Blinden
an Stöcken durch
die nebelnasse Nacht.
Gestern
habe ich hier gelesen
und meine Gedichte
in leere Köpfe gesprochen,
hatte wie immer
nicht viel zu sagen,
außer,
dass wir alle
solche Stöcke bräuchten,
und sie haben´s mir geglaubt.
Ich sah das Funkeln in ihren Augen.
In diesem Moment
konnte ich sehen
und sie auch, ein Augenblick,
bevor wir wieder im Dunklen
versanken und in Diskussionen
mit anderen Dichtern strandeten.
Einer behauptete,
wir seien völlig anders
als alle Dichter vor uns,
mit unserem Wissen
und der Freiheit unserer Kunst.
„Als Menschen aus dem
16. Jahrhundert über Gott sprachen,
und wenn wir heute
über den Begriff Gott reden,
das sind völlig verschiedene Dinge.
Und deshalb will ich neues schaffen.
Ich meine, Liebesgedichte
kann jeder schreiben.
Ich will mehr, uns steht
alles offen!“
Das sagte er,
und ich konnte nicht erkennen,
ob die Begeisterung,
mit der er sprach,
Verzweiflung oder Freude war.
„Ich kann keinen Unterschied erkennen,
zwischen einem Höhlenmaler in der Steinzeit
und mir,“ entgegnete ich,
und sah wieder
die Blinden,
die sich sicher durch die
kurvenreiche Stadt bewegten.
„Es sind doch immer dieselben Themen,
dieselben Bedürfnisse, die uns prägen:
Atmen, Essen, Fortpflanzung
und das Wissen um den Tod.
Diesen Zwängen sind wir unterworfen.
Davon handelt Kunst.“
Tapp tapp, die Stöcke
tasten von links nach rechts,
erstaunt, wie sein Blick
und seine Antwort:
„Da hängst du ja einer sehr
vulgär-materialistischen Weltsicht an.“
Ich nickte stumm,
zu blind, zu alt
für Illusionen
und lachte in mich hinein
und wollte lesen.
Nur das zählt.
Da steht man dann,
gestützt auf Krücken.
Meine sind aus Papier.
Was habt ihr?
Mit tappenden Geräuschen
auf dem Asphalt
tasten sich die Blinden
an Stöcken durch
die nebelnasse Nacht.
Gestern
habe ich hier gelesen
und meine Gedichte
in leere Köpfe gesprochen,
hatte wie immer
nicht viel zu sagen,
außer,
dass wir alle
solche Stöcke bräuchten,
und sie haben´s mir geglaubt.
Ich sah das Funkeln in ihren Augen.
In diesem Moment
konnte ich sehen
und sie auch, ein Augenblick,
bevor wir wieder im Dunklen
versanken und in Diskussionen
mit anderen Dichtern strandeten.
Einer behauptete,
wir seien völlig anders
als alle Dichter vor uns,
mit unserem Wissen
und der Freiheit unserer Kunst.
„Als Menschen aus dem
16. Jahrhundert über Gott sprachen,
und wenn wir heute
über den Begriff Gott reden,
das sind völlig verschiedene Dinge.
Und deshalb will ich neues schaffen.
Ich meine, Liebesgedichte
kann jeder schreiben.
Ich will mehr, uns steht
alles offen!“
Das sagte er,
und ich konnte nicht erkennen,
ob die Begeisterung,
mit der er sprach,
Verzweiflung oder Freude war.
„Ich kann keinen Unterschied erkennen,
zwischen einem Höhlenmaler in der Steinzeit
und mir,“ entgegnete ich,
und sah wieder
die Blinden,
die sich sicher durch die
kurvenreiche Stadt bewegten.
„Es sind doch immer dieselben Themen,
dieselben Bedürfnisse, die uns prägen:
Atmen, Essen, Fortpflanzung
und das Wissen um den Tod.
Diesen Zwängen sind wir unterworfen.
Davon handelt Kunst.“
Tapp tapp, die Stöcke
tasten von links nach rechts,
erstaunt, wie sein Blick
und seine Antwort:
„Da hängst du ja einer sehr
vulgär-materialistischen Weltsicht an.“
Ich nickte stumm,
zu blind, zu alt
für Illusionen
und lachte in mich hinein
und wollte lesen.
Nur das zählt.
Da steht man dann,
gestützt auf Krücken.
Meine sind aus Papier.
Was habt ihr?